Macher Vom Rhein Mit 29 Jahren den "Exit" geschafft

Düsseldorf · Der App-Entwickler "Rheinfabrik" startete vor drei Jahren als Zwei-Personen-Firma. Die Gründer produzierten Apps für Borussia Dortmund – bis das Angebot von Trivago kam.

 Andreas Kwiatkowski ist einer der beiden Gründer des Düsseldorfer Start-up-Unternehmens Rheinfabrik.

Andreas Kwiatkowski ist einer der beiden Gründer des Düsseldorfer Start-up-Unternehmens Rheinfabrik.

Foto: Bernd Schaller

Der App-Entwickler "Rheinfabrik" startete vor drei Jahren als Zwei-Personen-Firma. Die Gründer produzierten Apps für Borussia Dortmund — bis das Angebot von Trivago kam.

Die Geschichte seiner "Rheinfabrik" erzählt Geschäftsführer Andreas Kwiatkowski wie eine amerikanische Erfolgsstory, an deren Ende der "Exit" steht - im Silicon-Valley-Slang der lukrative Verkauf der eigenen Firma an einen großen Konzern, also der Exitus aus dem Tal der Kleinunternehmer. Wie aus einer Bierlaune heraus der Einstieg in die Oberliga gelang:

"Ich bin der Betriebswirtschaftler, Tim ist der Techniker", beschreibt Kwiatkowski die Unternehmensführung, die er sich mit Tim Brückmann teilt. Die beiden lernten sich durch ihre Arbeit beim Online-Musikportal Simfy kennen, dem nur kurze Zeit erfolgreichen Konkurrenten des Marktführers Spotify. "An einem Wochenende hatten wir beim Bier die Idee, eine eigene App zu entwickeln", erzählt Kwiatkowski. Das Ergebnis ihrer Arbeit, eine multifunktionale Kalender-App, schaffte den Durchbruch, wurde gar von Apple "gefeatured", also auf die Startseite des Online-Stores gestellt, und fand sogar in der New York Times Erwähnung. "Die App hat drei Dollar pro Download gekostet, vom Gewinn konnten wir unsere Firma starten", sagt der 29-Jährige. Dank des ambitionierten Hobbyprojekts konnten er und Brückmann 2012 ganz ohne Kredit den unabhängigen App-Dienstleister "Rheinfabrik" gründen.

"Eine verrückte Geschichte", findet Kwiatkowski. "Ab dann haben wir jedes Jahr unseren Gewinn verdoppelt." Aus zwei wurden bald 17 Mitarbeiter, die sich im modernen Büro an der Jahnstraße mit allen Produktionsschritten von der Konzeptentwicklung bis zum "Kompilieren", also dem Umwandeln des App-Quelltextes in Nullen und Einsen, befassen. "Es gehört zu unserer Strategie, dass wir alles vor Ort machen und keine Arbeit auslagern", sagt Kwiatkowski, der in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit dem in der Software-Entwicklung gängigen "Outsourcing" gemacht hat.

Sein Team, das sich in den nächsten Jahren zahlenmäßig verdoppeln soll, ist auffallend jung. Kwiatkowski erklärt das mit den Anforderungen der ebenfalls noch jungen Branche: "Man muss ständig etwas Neues lernen, weshalb der Job für jüngere Leute attraktiver ist." Dabei sei die Rheinfabrik schon "spät" in den Markt eingestiegen: Mobile Apps für Smartphones würden schon seit fünf bis sechs Jahren erheblich an Bedeutung gewinnen.

Die "Rheinfabrik" entwickelte, testete und produzierte Apps für Kunden wie Mercedes, Yello Strom, den HSV und Borussia Dortmund. Letztere soll die neue App als "wichtigsten Kanal zu den Fans" .

Brückmann und Kwiatkowski waren nicht überzeugt, ehe Ende 2014 das Angebot kam, das sie nicht ablehnen konnten. "Trivago hat uns gefragt, ob wir bei der Entwicklung bestehender Apps mithelfen", sagt Kwiatkowski. Noch in diesem Jahr soll die "Rheinfabrik" in ein dreimal größeres Büro an der Hüttenstraße umziehen, ab dann nur noch für den Reisedienstleister arbeiten. "Wir bleiben aber in unserem Arbeitsstandard unabhängig", betont Kwiatkowski. Den Übergang vom freien Entwickler in eine App-Abteilung sehe er mit einer gewissen Wehmut. Denn der große "Exit" gelang nicht ohne Opfer: "Ich musste alle Kunden anrufen und ihnen sagen, dass wir keine Aufträge mehr annehmen", sagt Kwiatkowski. "Das ist schon verrückt."

(RP)
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