Brandstiftung in Flüchtlingsunterkunft Düsseldorfer DRK-Vorsitzender fordert Abschiebungen

Düsseldorf · Den Brand in der Lagerhalle der Messe sollen Flüchtlinge gelegt haben, um in ein besseres Heim zu kommen. Die Flüchtlingsbeauftragte will das Geschehen vor der Tat aufarbeiten. Der Chef des Roten Kreuzes setzt auf Härte.

 Olaf Lehne führt den DRK-Kreisverband in Düsseldorf seit sieben Jahren.

Olaf Lehne führt den DRK-Kreisverband in Düsseldorf seit sieben Jahren.

Foto: Bretz, Andreas

Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch lädt für Donnerstag Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Stadt und der Security zu einem Krisengespräch, um herauszufinden, was sich in den Wochen vor dem Brand in der Lagerhalle der Messe ereignet hat. Grund sind Erkenntnisse der Polizei und Medienberichte, die besagen, dass es Konflikte und sogar eine offene Drohung vor dem Feuer gab. Die Polizei verzeichnete seit Jahresanfang 89 Einsätze in der Notunterkunft, darunter 15 wegen Körperverletzung und vier in Zusammenhang mit Bränden. Wie viel das im Vergleich zu anderen Heimen ist, hat die Polizei nicht ermittelt. "Wir müssen die Situation aufarbeiten", sagt Koch. Der Düsseldorfer DRK-Vorsitzende, CDU-Politiker Olaf Lehne, fordert derweil die Abschiebung der Brandstifter, falls sich die Anschuldigungen bestätigen. "Wer eine solche Einrichtung anzündet und damit andere Flüchtlinge und die Hilfskräfte in Gefahr bringt, ist kriminell", sagte Lehne. "Und wer kriminell ist, den braucht unser Land nicht."

Den Tathergang untersucht eine 34-köpfige Ermittlungskommission. Die Polizei hatte nach dem Brand sofort ein Großaufgebot eingesetzt, bis zu 350 Beamte waren bis in den späten Abend im Einsatz. Ermittler befragten Flüchtlinge, Helfer und andere Zeugen. Dabei ergaben sich schnell Hinweise, dass eine Gruppe aus Nordafrikanern mit dem Brand in Verbindung steht. Acht Verdächtige wurden festgenommen. Zwei sind jetzt in U-Haft, auch gegen die anderen wird weiter ermittelt. Zu Details über die Täter wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Man will die Angaben zu Namen, Alter und Herkunft noch überprüfen. Einer der Beschuldigten, die wieder freigelassen wurden, ist als Intensivtäter bekannt. Mindestens einer der Verdächtigen hatte sich als Syrer ausgegeben; dass das nicht stimmt, wurde bei der Wahl des Dolmetschers klar. Die Männer, die anders als viele Mitbewohner im Fastenmonat Ramadan das Essen nicht einschränkten, wollten wohl eine Verlegung in eine bessere Unterkunft erzwingen. Die Anklage gegen die beiden Hauptverdächtigen lautet auf besonders schwere Brandstiftung.

Die Stimmung in der Unterkunft für alleinreisende Männer galt schon länger als schlecht. Die Flüchtlinge beklagten sich über Unterbringung, Essen und lange Asylverfahren. Sie bestimmten zwei Sprecher, die der Flüchtlingsbeauftragten die Beschwerden vorbrachten. Die Konflikte ums Essen spitzten sich mit Beginn des Fastenmonats zu: Moslems forderten warmes Essen am späten Abend, was das DRK organisierte. Trotzdem entspannte sich die Lage nicht. Am Montagmorgen war nach Informationen unserer Redaktion Polizei in der Unterkunft, weil ein Mann mit einer Gewalttat drohte; er soll aber keiner der Brandstifter sein. "Wir erleben häufig Beschwerden über das Essen", sagt die Flüchtlingsbeauftragte Koch. Sie glaubt, dahinter steht eigentlich Frust über die Notlage und die Unklarheit, wie es weitergeht. "Das ist aber keine Entschuldigung für Brandstiftung." Rund 1000 der 7200 Flüchtlinge in der Stadt leben in Notunterkünften wie Traglufthallen und einem Zelt.

(arl)
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