Düsseldorf Düsseldorfer werben mit Promis für höhere Wahlbeteiligung

Düsseldorf · Fünf Kreative aus Werbung und Kultur kämpfen mit ihrer Initiative "Du hast die Wahl" für die aufgeklärte Demokratie und gegen Populismus. Impulsgeber ist der Düsseldorfer Boris Bartels.

 Iris Berben wirbt mit einem Video-Appell bei den Menschen dafür, am 24. September zur Wahl zu gehen.

Iris Berben wirbt mit einem Video-Appell bei den Menschen dafür, am 24. September zur Wahl zu gehen.

Foto: Du hast die Wahl

Demokratie und Freiheit sind keine Selbstläufer. "Wenn es eine Lektion der vergangenen zwölf Monate gibt, dann die: Es ist nichts selbstverständlich", sagt der Düsseldorfer Agenturchef Boris Bartels. Die Briten, die für den Verbleib in der Europäischen Union gewesen seien und nicht am Referendum teilgenommen hätten, wüssten seit dem Ja zum Brexit, wovon die Rede ist. "Wir haben deswegen für die kommenden Bundestagswahl ein großes Ziel: Es sollen möglichst viele Menschen zur Wahl gehen."

Bartels hat aus diesem Grund mit einigen Mitstreitern kurz nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten einen Verein gegründet: "Du hast die Wahl" heißt er und das Wort "hast" ist mit zwei s geschrieben, wobei dieser Fehler durchgestrichen ist und damit auch der Hass, der gemeint ist, und die Front der Populisten.

"Wer nicht wählt, wählt die Falschen" steht auf einem der Plakate, oder "Zutreffendes bitte ankreuzen". Als erste Prominente hat sich Iris Berben hinter die Non-Profit-Initiative gestellt. Ihre Video-Botschaft, die im Netz zu sehen ist, ist ein Statement für die Ausübung des Wahlrechtes auch aus Eigennutz.

Neben dem Klimaschutz gehe es etwa auch um die Rente, sagt Berben, die für den Zuschauer vielleicht nicht heute, aber irgendwann wichtig werde. Deswegen gelte der Satz: "Deine Stimme ist Deine Zukunft". In den Kinospots, die bundesweit zu sehen sind, steigern sich die Stimmen zu Hasstriaden, wie sie aus Dresden bekannt sind, um dann Platz zu machen für den Aufruf "Arsch hoch, Wählen gehen".

Emotional, locker, treffend sind die Appelle, und sie werden massenhaft unters Volk gebracht. Die Schaltungen im bundesweiten Public-Video-Netzwerk des Medienhauses Ströer (auf Straßen, in Bahnhöfen und Shopping-Malls) haben einen Gegenwert von einer Million Euro.

Die großen Kinoketten wie Cinemaxx, Cinestar, Kinopolis, UCI und Flebbe haben den Kino-Spot "Arsch hoch" gebucht, Gegenwert hier: eine halbe Million Euro. Zudem machen regionale Radiosender mit und Interessierte melden sich, etwa bekannte Youtuber oder die Arena Düsseldorf. Für diese hat Gaby Kafaii von Kafaii Kopie die Plakate gedruckt, die nun dort hängen.

In einer hohen Wahlbeteiligung sehen Bartels & Co das einzige wirksame Mittel gegen den Populismus. "Es ist ja richtig, dass die Kanzlerin damit wirbt, dass die Menschen gut und gerne in Deutschland leben", sagt der 53-jährige, "aber wenn sie dafür nichts tun, ist die Demokratie in Gefahr." Den "Abgehängten" sei alles egal, sie wählten aus Protest zerstörerische Kräfte. Aber auch um die sozialen Verwerfungen müsste sich die deutsche Politik intensiver kümmern. "Düsseldorfer sollten mal nach Duisburg-Marxloh fahren. Was sie dort sehen, 30 Kilometer vom Burgplatz entfernt, glauben sie nicht."

(ujr)
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