Düsseldorf Gegenwind für Rheinbahn-Chef Clausecker aus dem Aufsichtsrat

Düsseldorf · Der Aufsichtsrat erzwingt eine Sondersitzung. Vorstand Michael Clausecker kämpft um Rückhalt für sein Metro-Bus-System - und seinen Führungsstil. Der Hoffnungsträger hat sich Gegner gemacht.

Michael Clausecker galt als Hoffnungsträger. Jetzt erlebt er massiven Gegenwind.

Michael Clausecker galt als Hoffnungsträger. Jetzt erlebt er massiven Gegenwind.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Aufgeregte Zeiten bei der Rheinbahn: Eine Reihe von Mitgliedern des Aufsichtsrats, darunter Arbeitnehmervertreter und Andreas Hartnigk (CDU), haben eine Sondersitzung des Aufsichtsrats erzwungen. Sie drängen darauf, dass Vorstandschef Michael Clausecker seine Wachstumspläne absegnen lässt. Auf der Tagesordnung für die Sitzung am Mittwoch stehen auch Honorare für Berater. Der Manager, der ein neues Zeitalter für den Nahverkehr einläuten soll, erhält massiven Gegenwind. Darum geht es:

Die Zukunftsstrategie Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und die Rathausmehrheit aus SPD, Grünen und FDP wollen, dass der Nahverkehr erheblich mehr Fahrgäste überzeugt. Sie haben dafür den ehemaligen Bombardier-Manager Clausecker geholt. Dieser hat ein Zukunftskonzept mit 31 Vorhaben erarbeitet. Auch die politischen Auftraggeber reagieren allerdings bislang zurückhaltend auf seine Ideen wie ein Metro-Bus-System, also Schnellbuslinien, die die Stadtteile besser anbinden. Der Aufsichtsrat kennt die Pläne seit Monaten, es fehlt aber immer noch ein Beschluss. Nun drängt die Zeit, denn der neue Nahverkehrsplan soll im Sommer stehen. Weil offenbar kein Signal von der Firmenspitze kam, haben die Aufsichtsratsmitglieder die Sitzung einberufen. Allerdings soll auch Clausecker dies für die kommenden Wochen geplant haben. Er möchte die Zustimmung dazu, dass die Rheinbahn 24 Busse kauft. Die Politiker haben diverse Fragen, insbesondere zur Finanzierung. Angesichts der schlechten Haushaltslage will man kein unnötiges Risiko eingehen. Auch im Unternehmen sorgt die Strategie für Unruhe: Die Mitarbeiter wollen wissen, was sie erwartet.

Beraterkosten Für die Arbeit an der Wachstumsstrategie hat sich die Rheinbahn Hilfe bei der Unternehmensberatung Goetz Partners geholt, das Honorar soll bei rund einer Million Euro liegen. Externe Hilfe ist bei der Rheinbahn nicht ungewöhnlich, allerdings bezweifeln Mitglieder des Aufsichtsrates, dass Clausecker den Auftrag ohne das Aufsichtsgremium hätte erteilen dürfen. Auch darüber wird am Mittwoch geredet. Clausecker will zudem eine neue Stelle für einen "Strategieleiter" schaffen.

Die Person Clausecker Dem Hoffnungsträger schlägt inzwischen scharfer Gegenwind entgegen. Die Gründe sind nicht ganz einfach auszumachen. In der Stadt werden diverse negative Anekdoten kolportiert. Es geht unter anderem um angeblich hochnäsigen Umgang mit Mitarbeitern. Es hieß auch, er habe einen besonders teuren Dienstwagen - was nicht stimmt. Die einzelnen Gerüchte sind wenig brisant, auffallend ist, in welcher Masse sie gestreut werden. Dazu kommt, dass immer wieder Clauseckers Fähigkeiten als Stratege infrage gestellt werden. Bemerkenswert ist auch: Über Arbeitsdirektor Klaus Klar, den zweiten Mann im Vorstand, wird seit dem Antritt von Clausecker deutlich wohlwollender geredet. Plötzlich gilt das SPD- und gewerkschaftsnahe Eigengewächs als wahrer Kenner der Materie. Droht ein Zwist an der Spitze? Befürworter von Clausecker erklären die vielen Sticheleien damit, dass der Manager seinen neuen, auf Wachstum ausgerichteten Kurs gegen Widerstände durchsetzen will und muss. Seine Zukunft hängt davon ab, dass er dafür Rückhalt im Aufsichtsrat findet.

(arl)
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