Düsseldorf IG Metall: 1800 Jobs bei Daimler in Gefahr

Düsseldorf · Betriebsrat und Gewerkschaft wollen gegen die mögliche Verlagerung der Produktion von Düsseldorf in die USA kämpfen.

 Betriebsrat Bern Kost, IG-Metall-Chef Nihat Öztürk, IG-Metall-Beauftragter Volker Consoir, Daimler-Betriebsratschef Thomas Weilbier (v.l.)

Betriebsrat Bern Kost, IG-Metall-Chef Nihat Öztürk, IG-Metall-Beauftragter Volker Consoir, Daimler-Betriebsratschef Thomas Weilbier (v.l.)

Foto: Andreas bretz

Gewerkschaft und Belegschaft des Sprinterwerks sind in Sorge wegen eines möglichen Stellenabbaus. "Wir sehen 1700 bis 1800 Arbeitsplätze am Standort in Gefahr, sollten Teile der Produktion in die USA verlegt werden", sagt Betriebsratsvorsitzender Thomas Weilbier. Daimler prüft zurzeit, die Fahrzeuge für Nordamerika nicht mehr in Düsseldorf, sondern in Übersee zu fertigen. Dadurch würde nach Angaben des Betriebsrats die dritte Schicht im Sprinterwerk überflüssig. 5000 Beschäftigte arbeiten in der Produktion, jeder dritte Job könnte wegfallen. "Wir werden nicht hinnehmen, dass mit den von uns erwirtschafteten Gewinnen andernorts neue Kapazitäten geschaffen werden und dadurch unsere eigenen Jobs wegfallen", sagte Weilbier.

26 000 Sprinter werden jährlich vor allem aus Düsseldorf in die USA exportiert. Das entspricht etwa jedem achten Fahrzeug. IG-Metall-Chef Nihat Öztürk spricht von einer Zäsur bei Daimler, die Nachahmer finden könnte. "Das Düsseldorfer Werk ist exorbitant profitabel. Wir werden einen Jobabbau nicht akzeptieren." Die Planungen betreffen die nächste Generation des Sprinters, die 2018 auf den Markt kommt. Bis 2016 gibt es von Daimler eine Garantie, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Für den Zeitraum danach habe die Geschäftsleitung bislang keine Aussagen gemacht. Zusätzlich belastend ist der Wegfall der Produktion des VW Crafters 2016. Dieser ist baugleich mit dem Sprinter und wird im Auftrag von Mercedes für VW hergestellt. VW hat den Vertrag aber gekündigt. Die Daimler-Geschäftsführung hatte betont, der Wegfall habe keinen Einfluss auf Düsseldorf, da man die Kapazitäten für eigene Fahrzeuge brauche. "Das war offensichtlich eine Falschaussage der Geschäftsleitung", sagt Weilbier.

Morgen besucht OB Geisel zusammen mit Vertretern der IG Metall das Werk. Im Oktober will Daimler eine Entscheidung treffen. Ein Argument für eine Verlagerung in die USA ist ein Schutzzoll. Um diesen zu umgehen, werden die Fahrzeuge nach der Herstellung demontiert, als Teile verschifft und in Amerika wieder zusammengebaut.

(RP)
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