Rosenmontag in Düsseldorf Ein Hoch auf die Narrenfreiheit
Meinung | Düsseldorf · Die Düsseldorfer Karnevalisten schickten am Rosenmontag gleich vier Wagen auf die Straßen, die sich mit Terror, Islamismus und Krieg beschäftigten. Wieder einmal bewies Düsseldorf mehr Mut als Köln. Manchem Zuschauer blieb das "Helau" im Halse stecken. Doch das ist richtig so. Ein Kommentar.
Jacques Tilly enthüllt seinen "Charlie Hebdo"-Wagen
An Tagen wie diesen wächst Düsseldorf über sich hinaus. Rosenmontag stellen die als Düsseldoof Geschmähten unter Beweis, dass sie zu Recht Landeshauptstadt sind — auch der Narren. Die Kölner Meistersänger des Frohsinns wird es schocken.
Düsseldorf war am Montag wieder einmal besser, frecher und spritziger — vor allem aber mutiger als Köln. Allen Warnungen zum Trotz schickte das Carnevals Comitee gleich vier Wagen auf die Straßen, die Terror, Islamismus, Krieg und IS-Gewalt thematisierten. Schwer verdauliche Kost für ein nach Kamelle haschendes, fröhliches Publikum.
Manchen Zuschauer blieb das "Helau" im Halse stecken. Doch die Resonanz war mehr als positiv. Schließlich haben Düsseldorfs Karnevalisten Solidarität gezeigt mit den Opfern der Anschläge von Paris. Köln dagegen hatte seinen ursprünglich geplanten Charlie-Hebdo-Wagen aus Sorge vor Übergriffen zurückgezogen und thematisierte den Terror nur am Rande. Der Spaß an der Freud ging in der Domstadt vor, die Narrenfreiheit unter.
Düsseldorf: So sehen die Motto-Wagen an Rosenmontag aus
Ein Hoch auf die rollende Meinungsfreiheit, die in Düsseldorf mit einem Namen verbunden ist: Jacques Tilly. Der Karnevalskünstler setzt in Szene, was andere sich nicht trauen. Er kennt kaum Tabus. Er zeigt die Kanzlerin in unvorteilhaften Posen und greift gern auch mal Kirche und Papst an. Das freut nicht jeden und verletzt ab und an auch Gefühle.
Wer aber jubelt, wenn die Islamismus-Gefahr thematisiert wird, sollte als aufrechter Demokrat auch bereit sein, Tilly-Häme zu ertragen. Tilly kann nicht politisch korrekt sein. Sonst wären er und der Düsseldorfer Karneval am Ende. Tilly muss überzeichnen.
Dass er dennoch Grenzen kennt, hat er am Montag bewiesen. Er hat die Islamisten angegriffen, ohne den Islam zu verdammen oder Muslime zu beleidigen.
