Michael "Bully" Herbig "Ich hätte gern den Cadillac von Elvis"

Düsseldorf · Der Filmemacher und Komiker präsentiert in der Tonhalle den "Karneval der Tiere". Ein Gespräch über Erfolg, Vorlieben und Vaterschaft.

 Man bekommt automatisch gute Laune, wenn man "Bully" Herbig sieht. Nun tritt der 47-Jährige in der Tonhalle auf.

Man bekommt automatisch gute Laune, wenn man "Bully" Herbig sieht. Nun tritt der 47-Jährige in der Tonhalle auf.

Foto: Hilda Lobinger

Loriot hat ihn gegeben, Sir Peter Ustinov ebenso: Nun tritt Michael "Bully" Herbig als Erzähler und Conférencier im "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saëns auf. Um sich von den berühmten Kollegen abzusetzen, hat der 47-Jährige eigene Moderationen geschrieben und Figuren erfunden: eine Nacktschnecke zum Beispiel und eine Spinne, die ständig im Netz unterwegs ist. Der Regisseur und Komiker gastiert am Freitag mit den Düsseldorfer Symphonikern in der Tonhalle.

Als Ihr Film "Der Schuh der Manitu" 2001 so erfolgreich wurde, wollte Produzent Bernd Eichinger Ihnen aus Dankbarkeit einen Porsche schenken. Sie haben abgelehnt. Bereuen Sie das inzwischen?

Herbig Nee, das war eine meiner besten Entscheidungen.

Ehrlich? Sie könnten heute sagen: Das ist der Porsche, den Eichinger mir geschenkt hat.

Herbig Ich mache mir nichts aus Autos. Ich habe damals auch nicht verstanden, warum ich jetzt Porsche fahren soll. Ich war so glücklich über den Erfolg des Films und fühlte mich genug beschenkt vom Publikum. Okay, den Cadillac von Elvis hätte ich wahrscheinlich genommen.

Sind Sie Fan von Elvis?

Herbig Total. Das fing schon in den 70ern an. Er hat immer Entertainment gemacht, nie nur Musik. Das hat mich interessiert.

Sie selbst waren HipHopper, oder?

Herbig In den 80ern ging ich dann zu HipHop über. Ich weiß noch, als ich das erste Mal "Rapper's Delight" von der Sugarhill Gang gehört habe. Mit zwölf muss das gewesen sein. Sprechgesang! Ich hatte sowas vorher noch nie gehört. Dazu der Tanzstil: auf die Straße gehen und vor Leuten performen. Das war echt neu. Ich habe alles mitgemacht, von Smurf über Robot bis Breakdance. Mit Freunden bin ich damit in Fußgängerzonen aufgetreten.

Was hat sie zuletzt euphorisiert?

Herbig Ich stehe einfach auf den guten alten Motown-Sound, da komme ich nicht mehr raus. Deshalb fand ich im vergangenen Jahr "Uptown Funk" von Mark Ronson auch richtig gut. Das ist meine Mucke.

Haben Sie den Erfolg von "Schuh des Manitu" manchmal verflucht? Aus der Erwartungshaltung kommen Sie ja nun auch nicht mehr raus.

Herbig Ich habe mich entschieden, für das Publikum Filme zu machen. Und ich versuche einfach, für jeden Geschmack einen Film abzuliefern. Das gelingt mal mehr und mal weniger. An Silvester liefen gleich vier Filme von mir im Fernsehen. Fühlte sich wie ein Kompliment an.

Sie wollen geliebt werden?

Herbig Für mich ist es das Größte, unerkannt im Kino zu sitzen und zu sehen, wie die Leute auf meinen Film reagieren. Es geht nicht darum, den Applaus zu kassieren. Für mich ist es schön, wenn die Leute lachen, Spaß haben, und man sieht, dass es ihnen ans Herz geht. Der Satz, den ich am häufigsten zu hören bekommen, ist: Vielen Dank, dass Sie uns immer zum Lachen bringen. Das ist so ehrlich, und das wiegt dann auch jede schlechte Kritik auf.

Sie schleichen sich heimlich in Ihre eigenen Filme?

Herbig Ja.

In verschiedenen Städten?

Herbig Wann immer es geht.

Fließen die Reaktionen des Publikums dann in die nächsten Projekte?

Herbig Ich mache denselben Gag beim nächsten Mal nicht noch mal, nur weil er gut angekommen ist. Es ist auch kein Research, sondern es geht darum, ein Gefühl für die Stimmung zu bekommen. Es geht um ehrliches Feedback.

Sie haben einen fünf Jahre alten Sohn. Ändert sich künstlerisches Arbeiten mit der Geburt eines Kindes?

Herbig Absolut. So einen Film wie "Buddy" hätte ich nicht machen können, wenn ich kurz zuvor nicht Vater geworden wäre. Das war ja keine Parodie, sondern eine Komödie, bei der man auch mal ein paar Tränchen verdrücken darf. Im Grunde ist "Buddy" ja auch ein Liebesfilm, den ich vor zehn Jahren so nicht hätte machen können, weil ich die entsprechenden Erfahrungen noch nicht gemacht hatte.

Sie haben angekündigt, keine lustigen Filme mehr machen zu wollen.

Herbig Aber nur als Regisseur und Filmemacher!

Ah, das habe ich anders verstanden.

Herbig Ich habe gesagt, dass das Genre der Parodie für mich abgegrast ist. Als Regisseur möchte ich mich aus der Parodie zurückziehen, weil ich zum Beispiel auch mal einen Thriller inszenieren möchte. Mein nächstes Regie-Projekt ist ein Thriller, den ich gemeinsam mit Roland Emmerich produziere. Er basiert auf der berühmten Flucht der Familien Strelzyck und Wetzel, die 1979 per Heißluftballon aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen sind.

Als Darsteller bleiben Sie der Komödie aber treu?

Herbig Naja, ich bin ja nicht doof. Die Leute bringen mein Gesicht mit Komödie in Verbindung. Ich spiele auch im neuen Wolfgang-Petersen-Film, und das ist ja auch eine Komödie. Komödie hat zum Glück sehr viele Facetten.

(hols)
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