Düsseldorf Neue Köpfe für die Akademie

Düsseldorf · Der neugewählte Senat der Kunstakademie steht für Handlungsfähigkeit und Transparenz. Die Ateliers Am Steinberg werden mit Hilfe von Stadt und Land errichtet.

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Am Ende siegt die Vernunft. Ein halbes Jahr vor der Übergabe des Rektorats von Rita McBride im Sommer 2017 an jemand Neues hat sich neben Studenten und Mitarbeitern das Lehrpersonal zu den Senatswahlen in der Kunstakademie versammelt. Zwölf Professoren werden in geheimer Abstimmung alle vier Jahre als Abgeordnete in dieses zentrale Entscheidungsgremium der Kunsthochschule gewählt. Auf den vorderen Plätzen landeten der Fotograf Andreas Gursky, gefolgt vom Bildhauer Gregor Schneider und vom Maler Siegfried Anzhinger. Mit im Senat tätig bis 31. Dezember 2020 ist auch immer noch Rita McBride. Auf der Reserveliste erscheint Baukunstprofessor Karl-Heinz Petzinka an erster Stelle. Die in Hochschulfragen hochengagierte Bildhauerin Katharina Fritsch stellte sich nicht mehr für die Mitarbeit im Senat zur Verfügung.

Insider bewerten diesen Erdrutsch-Sieg der beiden Künstlerstars als Zeichen, dass eine Zeitenwende eintritt, dass neue Protagonisten die Regie am Eiskellerberg übernehmen und einer Stimmung Ausdruck verleihen, die Aufbruch, Tatkraft, Transparenz und Geschlossenheit verheißt. Endlich, so hofft die Mehrheit der Lehrenden in der Akademie, geht es wieder um die Kunst und um die Optimierung künstlerischer Lebenswege.

So hatte der amtierende Kanzler Johann Peter Schäfer, der sicherlich nicht ganz unschuldig ist an dieser großen Konsolidierung, am Tag der Senatswahlen ebenfalls eine Versammlung der Professorenschaft einberufen: Man traf sich zu einem Ortstermin Am Steinberg. Schäfer wollte vor Ablauf seiner Amtsperiode am Ende dieses Jahres eine wichtige Angelegenheit geregelt wissen, die er vor einem Jahr als eine seiner großen Baustellen übernommen hatte.

Noch McBrides Vorgänger Tony Cragg hatte angeregt, in zwei der vier denkmalgeschützten Industriehallen des ehemaligen Straßenbahndepots Künstlerateliers zu errichten und zu betreiben. Die erste Idee dazu ist zehn Jahre alt. Das Land NRW hatte mittlerweile Mittel in Aussicht gestellt, ebenso will die Stadt Düsseldorf einen ersten Investitionszuschuss 2017 in den Haushalt einbringen, wie Kulturdezernent Hans-Georg Lohe gestern auf Anfrage bestätigte.

Dass die Pläne keine Fahrt aufnahmen, war nicht alleine die Rektorin schuld. Man überlegte in der Professorenschaft, welches Konzept für diesen dritten Studienabschnitt sinnvoll wäre. Kanzler Schäfer sagt: "Am Steinberg sollen schließlich nicht die Malediven der Kunstakademie entstehen." Inzwischen herrsche Einigkeit darüber, dass diejenigen, die nach dem Abschluss dort ihre ersten Gehversuche als selbstständige Künstler unternehmen, im Austausch mit jüngeren Studierenden arbeiten sollen. Und die zu zwei Dritteln versammelte Professorenschaft hat sich am Montag mehrheitlich dafür ausgesprochen. Schäfer rechnet mit zügiger Umsetzung.

Der neue Senat wählt im Sommer 2017 den nächsten Rektor aus seinen Reihen, Rita McBride hatte bereits im Gespräch mit der RP bekanntgeben, dass sie nicht mehr zur Verfügung steht. Beobachter des Geschehens am Eiskellerberg rechnen mit einem Rektor von den ersten Plätzen. Offenbar will man Andreas Gursky überreden, sich für das Rektorat zur Verfügung zu stellen. Andererseits soll Gursky signalisiert haben, dass er nach acht Jahren daran denkt, sich aus der Akademie zurückzuziehen. Was sehr schade wäre. Gerade seine Klasse für freie Kunst hat hervorragende Absolventen hervorgebracht. Und der besonnene Gursky ist allseits beliebt. Ein Mann mit Weltruf als Fotograf stünde der Akademie gut.

Dass eine Kunstakademie nur so leuchtstark sein kann, wie ihre Lehrer es sind, hat unlängst der Bildhauer Gregor Schneider formuliert. Auch er wäre ein geeigneter Kandidat, obwohl er gerade erst in Düsseldorf seine Lehrtätigkeit aufgenommen hat. Seine Berufung war lange verschleppt worden, bis der vom Ministerium eingesetzte Kanzler Schäfer das Ordnen der Geschäfte übernommen hatte. Für Schneiders Berufung hat sich der Freund und Anwalt der Künstler starkgemacht.

(RP)
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