Düsseldorf Wettstreit unter jungen Tänzern

Düsseldorf · Beim Festival "Projet Brasil" im Tanzhaus feierte das Stück "Suave" Premiere.

 Szene aus "Suave" von Alice Ripoll - das Stück wird heute Abend noch einmal im Tanzhaus gezeigt.

Szene aus "Suave" von Alice Ripoll - das Stück wird heute Abend noch einmal im Tanzhaus gezeigt.

Foto: Pedro Farina

Fast leicht und spielerisch wirkt "Suave" im Gegensatz zu vielen strengen und formalistischen Produktionen beim "Projet Brasil", wenn Choreografin Alice Ripoll ihre zehn Akteure zu einem Reigen animiert, der wie eine "Battle" daherkommt - wie ein Tanz-Wettbewerb aus dem HipHop. Wie Kunst von der Straße ist das, mit Ecken und Kanten, die unter der bunten Oberfläche auch unterschwellig Bedrohliches anspricht. Das Setting mag vertraut sein, eine Straßenszene auf der leeren Bühne, auf der die Protagonisten zusammenkommen, um auszumachen, wer den besten Tanz zu bieten hat, inspiriert vom Passimho, dem neusten Trend aus Rio de Janeiro.

Neben den bekannten Versatzstücken aus Breakdance, Samba und Locking kommen die begabten Amateure dabei allerdings oft weit über die Posen des Machismo hinaus. "Junge Chronisten des Alltags" nennt Ripoll ihre jungen Tänzer, die auch Zeit finden, die Genres zu vermischen. Neben den eindeutigen Hetero-Positionen finden sich Einflüsse aus den Szenen wieder, die als queer bezeichnet werden, wo traditionelle Haltungen ihre Bedeutung verlieren, wo die Zuordnung nach Geschlechtern gar nicht mehr so eindeutig ist. Die verschiedenen Solo- und Gruppenformationen werden von Musik eingerahmt, die so vielfältig ist wie die Haltungen, aus denen sie stammen. Da mischen sich zum HipHop auch jazzige und folkloristische Elemente, da weicht die Aggression oft dem Verspielten, dem Ausruhen und dem Innehalten. Tiermasken sorgen für Humor, aber auch hier wird das Animalische zur Alternative, die fröhliche Performance, zu der auch die Zuschauer auf die Bühne gebeten werden, befördert das Gefühl, dass die Lebendigkeit oft mit einer gewissen Trauer einhergeht. Fast wünscht man sich, dass die Trennung von Publikum und Performern noch stärker aufgehoben wäre. Aber auch so faszinieren die knapp sechzig Minuten und bieten eine eigentümliche Mixtur der Geschlechter und der Gefühle.

"Suave" von Alice Ripoll wird heute, 20 Uhr, noch einmal im Tanzhaus aufgeführt, als Teil des "Projet Brasil", einem Festival, das mit Tanz, Ausstellungen und Vorträgen anlässlich der Olympischen Spiele den Blick auf alternative Kunstformen Brasiliens lenkt. Gespannt sein darf man dabei auch auf den brasilianischen Tänzer Eduardo Fukushima, der an drei Abenden auf der Bühne stehen und drei unterschiedliche Produktionen zeigen wird, und zwar solo (21. und 23. Juni, 20 Uhr; 25. Juni, 18 Uhr). Außerdem tritt die Grupo Cena 11 auf (24. und 25. Juni, 20 Uhr), die Tanz mit Performance mischt und in ihrem Stück nach dem Wesen von Opposition und Gemeinschaft fragt.

(RP)
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