Düsseldorf Pechvogel: Armbruch statt Tour bis Barcelona

Düsseldorf · Mit seinem Bruder André wollte Pino Degiorgio im Juli mit dem Rad bis nach Barcelona fahren - doch sie kamen nur bis Bonn. Der Gerresheimer zog sich bei einen Unfall einen doppelten Armbruch zu.

 Selfie nach dem Unfall in Bonn: Der Arm von Pechvogel Pino Degiorgio ist bis zur Schulter in Gips.

Selfie nach dem Unfall in Bonn: Der Arm von Pechvogel Pino Degiorgio ist bis zur Schulter in Gips.

Foto: privat

Inzwischen geht es Pino Degiorgio wieder gut. Vor zwei Wochen haben Orthopäde und Radiologe ihren Segen gegeben: alles verheilt. Vor fünf Monaten wurde er in einen folgenschweren Unfall verwickelt. Der Gerresheimer musste mit dem Rad abrupt bremsen, flog in hohem Bogen über den Lenker und sein Gefährt ihm buchstäblich um die Ohren. Die Diagnose im Krankenhaus nach fünf Stunden Untersuchung: doppelter Armbruch. Das war bei Bonn. Dabei wollte er mit seinem Bruder bis nach Barcelona fahren. Der eine mit einem Crossbike, der andere mit einem 30 Jahre alten Rennrad.

Rückblende: Pino und André Degiorgio sind sportlich, absolvieren so gut wie jede Fahrt mit dem Rad. Vor drei Jahren ist Pino zusammen mit seinem Vater schon einmal bis nach Süditalien geradelt, 1600 Kilometer. Als er sich mit seinem Bruder darüber unterhielt, dass beide noch nie Barcelona gesehen hätten, nahm im Frühjahr die Idee konkrete Form an, ein weiteres Abenteuer auf zwei Rädern in Angriff zu nehmen. In höchstens 20 Tagen wollten sie ihr Ziel in Spanien erreicht haben, dabei ungefähr einen Schnitt von 100 Kilometern am Tag zurücklegen. Das geplante Vorhaben sorgte nicht zuletzt für Aufsehen, da die gebürtigen Gerresheimer mit italienischen Wurzeln im Verlauf ihrer Tour Spenden für das Kinderhospiz Regenbogenland sammeln wollten. Täglich beabsichtigten sie, über Facebook von den Etappen zu berichten und das Interesse an ihrem Trip so wachzuhalten.

 Motiviert bis in die Haarspitzen: Pino (l.) und André Degiorgio vor dem Start ihrer Tour in Richtung Barcelona.

Motiviert bis in die Haarspitzen: Pino (l.) und André Degiorgio vor dem Start ihrer Tour in Richtung Barcelona.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als sich dann der Tag der Abreise näherte, gab es bereits die ersten negativen Vorzeichen. Bei dem Rad von André konnte eine lockere Schraube nicht mehr befestigt werden, weil die entsprechende Mutter fehlte, die dann mit viel Aufwand besorgt werden musste. Beim Start goss es in Strömen, in Monheim sprang bei einem der Räder die Gangschaltung heraus. In Bonn passierte dann das Unglück, das der Tour vorzeitig ein Ende setzte.

"Beim Pechvogel des Jahres führt an mir ja wohl oder übel kaum ein Weg vorbei", erzählt Pino Degiorgio, der inzwischen wieder lachen kann. Rückblickend sei die Enttäuschung natürlich groß gewesen, sagt der Erzieher: "Das Schicksal hat eiskalt zugeschlagen, da lässt sich nun mal nichts machen. Das war auch der erste richtige Unfall in meinem Leben, obwohl ich seit mindestens acht Jahren täglich mit dem Rad unterwegs bin. Vielleicht waren wir auch einfach etwas zu übermotiviert, ich weiß es nicht", sagt der 28-Jährige und seufzt.

Aber auch der komplizierte Armbruch und die lange Heilungsdauer haben Pino Degiorgio in den vergangenen Monaten nicht davon abgehalten, immer wieder aufs Rad zu steigen. Für den kommenden Sommer planen die Brüder, ihre Tour nach Barcelona zu vollenden. "Bis dahin werden wir weiter wie die Wilden trainieren. Allerdings wollen wir das wahrscheinlich nicht mehr so in der Öffentlichkeit zelebrieren - damit die Fallhöhe nicht so groß ist, wenn erneut etwas schiefgeht", sagt Pino. "Obwohl, mit Fallen kenne ich mich jetzt ja aus", fügt er selbstironisch an.

Mit André hat er sich im Oktober einen Wellness-Urlaub auf Fuerteventura gegönnt, "das tat aber mal so richtig gut". Und dass trotz der vorzeitig beendeten Tour nach Spanien am Ende doch noch ein kleines Sümmchen für das Kinderhospiz Regenbogenland zusammenkam, macht ihn natürlich auch ein wenig stolz.

(RP)
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