Enno E. Senger Mit der Ente zum Polarkreis

Düsseldorf · Im Grunde gibt es nichts mehr, was Enno E. Senger schockieren könnte. In Südfrankreich haben sie mal versucht, seine Ente zu klauen. Doch weil Senger eine Wegfahrsperre am Lenkrad montiert hatte, kamen die Diebe nicht weit. Sie schraubten stattdessen Scheibenwischer, Außenspiegel und Lampen von dem Citroen 2 CV, Baujahr 1987, ab.

 Enno E. Senger vor seinem Citroen 2 CV von 1987. Der 76-Jährige reist mit seiner Ente nach Norwegen.

Enno E. Senger vor seinem Citroen 2 CV von 1987. Der 76-Jährige reist mit seiner Ente nach Norwegen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Im Grunde gibt es nichts mehr, was Enno E. Senger schockieren könnte. In Südfrankreich haben sie mal versucht, seine Ente zu klauen. Doch weil Senger eine Wegfahrsperre am Lenkrad montiert hatte, kamen die Diebe nicht weit. Sie schraubten stattdessen Scheibenwischer, Außenspiegel und Lampen von dem Citroen 2 CV, Baujahr 1987, ab.

"Die wollten sicher gehen, dass das Auto noch da steht, wenn sie wiederkommen", erzählt Senger von seiner letzten großen Tour vor drei Jahren. Doch Senger brachte seinen Wagen in Sicherheit, besorgte Ersatzteile und fuhr weiter. Diesmal ist er schlauer: die Ersatzteile hat er direkt im Kofferraum parat.

Enno E. Senger ist ein drahtiger Mann von 76 Jahren. In seiner Wohnung in Lörick sitzt er am Esstisch und nippt an einer Tasse Kaffee mit einer Pastille Süßstoff. Vor ihm liegt ein schwerer Ordner, voll von sauber abgehefteten Unterlagen. Er ist ein Abenteurer, der alles genau plant und nichts dem Zufall überlässt. Nach der langen Reise nach Südfrankreich 2012, geht sein jetziges Abenteuer in die andere Richtung - an den Polarkreis in Norwegen.

Mit seiner Frau Erika wird Enno E. Senger einen Monat lang mit seiner Ente in den Norden Europas fahren. Sie nehmen an einer Rallye des französischen Citroen-Clubs "Tractions sans frontières" (Antrieb ohne Grenzen) teil. Im nordfranzösischen Roubaix treffen sie auf die anderen Teilnehmer, die bis auf einen Australier und das Ehepaar Senger geschlossen aus Frankreich kommen. Und die fast alle ein größeres Auto fahren als eine Ente.

Senger hat sein "Spaßauto", wie er sagt, gehegt und gepflegt. "Es ist in einem Topzustand", weiß er. In Neuss habe er einen Spezialisten gefunden, der ihm dabei hilft. Der hat ihm auch für alle Fälle die Ersatzteile besorgt. Erika Senger ist die Navigatorin, erklärt ihr Mann. Sie müsse das Navigationssystem bedienen und stets eine Karte auf den Beinen haben. "Das kann sie sehr gut", lobt Ehemann Senger, der am Steuer nicht schneller als 90 Stundenkilometer fahren will.

Mit der Startnummer 95 werden die beiden von Roubaix aus ins Teilnehmerfeld der Rallye starten. Von dort an ist alles genau getaktet. Die Etappen stehen bereits in Sengers schwerem Ordner, die Hotels hat der Veranstalter im Voraus gebucht - mit Abendessen und Frühstück. 3250 Kilometer werden Sengers mit ihrer Ente letztlich zurücklegen und dabei Belgien, die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Norwegen und auf dem Rückweg auch Schweden durchqueren.

"Immer wenn wir etwas Schönes sehen, werden wir anhalten, aussteigen und es fotografieren", verspricht Senger. Dafür wird es genug Gelegenheit geben, denn die Etappen sind nicht allzu voll gepackt. Auf das norwegische Geirangerfjord freuen sich die beiden am meisten. In den Hauptstädten Stockholm und Kopenhagen bleiben sie sogar zwei Nächte.

So eine Ente hat natürlich nur begrenzten Stauraum und ein Monat Rallye ist sehr lang. "Meine Frau darf einen Koffer mitnehmen und ich auch. Sonst nur das, was noch in die Hände passt", erklärt Enno E. Senger seine Strategie. "Abends muss das Auto leer gemacht werden, das ist eine alte Autofahrerweisheit." Auf zwei Klappstühle verzichten die beiden aber nicht. Schließlich wollen Sengers am Fjord mal picknicken. Die Stühle liegen genau wie eine Kühlbox bereits im Auto, das in der Garage wartet. Zwar ist noch bis zum 28. Juni Zeit, aber Planung muss sein.

Henning Rasche

Ein Video zu der geplanten Reise gibt es unter rp-online.de/duesseldorf.

(RP)
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