Düsseldorfer Altstadt Sankt Martin - internationales Familienfest

Düsseldorf · Der größte Martinszug Düsseldorfs, der gestern durch die Altstadt zog, zeigt, wie sich das christliche Fest verändert: Tradition und Gemeinschaftsgefühl ziehen Familien aus verschieden Kulturen an, das Religiöse tritt in den Hintergrund.

St. Martin zieht durch die Düsseldorfer Altstadt
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Foto: Joris Hilscher

Düsseldorf besitzt eine große Anziehungskraft auf Menschen aus allen Teilen der Welt. Aus mehr als 180 Nationen stammen die Bürger der Stadt. Diese Internationalität prägt das Leben vor Ort und macht auch vor einer jahrhundertealten christlichen Tradition, dem Martinsfest, nicht Halt. Wie genau, das ließ sich gestern gut am mit Abstand größten Martinszug Düsseldorfs beobachten. Ab 17 Uhr zogen mehrere Hundert Kinder und Erwachsene durch die engen Gassen der Altstadt - von der Ratinger Straße ging es über den Marktplatz zum Burgplatz. Auffällig dabei, wie viele Düsseldorfer Familien mit ausländischen Wurzeln teilnahmen.

Für die 31-jährige Spanierin Erika Selle ist es der erste Martinsumzug, sie ist wegen ihres vor 18 Monaten in Düsseldorf geborenen Sohnes Matias gekommen. "Es ist eine schöne deutsche Tradition, und er soll sie kennenlernen". Obwohl sie selbst katholisch ist, habe der religiöse Hintergrund keine große Bedeutung. Ähnlich sieht es auch Mi-Wha Park. Die 31-jährige Düsseldorferin ist mit Freunden und vier kleinen Kindern - alle mit südkoreanischen Wurzeln - zum Marktplatz gekommen. "Für die Kinder ist es sehr schön — sie basteln selbst die Laternen und lernen gemeinsam Lieder", sagt Park. Doch obwohl die Familien nicht wegen der Religion gekommen sind, sind sie dagegen, dass der Umzug in Lichterfest umbenannt wird, wie in manchen Kindergarten üblich. "Es heißt doch schon immer Martinszug", sagt Park.

Es ist eine Einstellung, die viele Menschen teilen. "Sankt Martin blickt auf eine lange Tradition zurück, und der Name soll bewahrt werden", erklärt zum Beispiel Silvia Beier - die Deutsche nimmt mit Freunden aus Bulgarien und Italien am Umzug teil. "Der Brauch verbindet die Menschen."

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wie sehr sich das Fest verändert, zeigt sich auch an den wichtigsten Utensilien des Umzuges, an den Laternen. "Ich will mit meiner Laterne die japanische Kultur zeigen und habe japanische Blumen aus Papier aufgeklebt", erzählt Saaya Uematsu. Das elfjährige Mädchen gehört zu den sieben Preisträgern, deren Laternen unter 300 Arbeiten von einer Jury als die schönsten ausgewählt worden. Oberbürgermeister Thomas Geisel ehrte vor Beginn des Umzuges die Gewinner im Rathaus.

Und tatsächlich sind der Kreativität bei der Gestaltung der Lampions scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt. Nicht mehr Sonne, Mond und Sterne, sondern Einhörner, Kürbisse, Comic-Helden und Märchen-Figuren haben die Kinder für ihre Laternen gebastelt. Lokalstolz zeigte zum Beispiel der 11-jährige Noah Boenigk, auch einer der Preisträger. Auf seiner quaderförmigen Arbeit war neben Sternen und Monden auch das Emblem von Fortuna Düsseldorf zu sehen. "Eine Woche habe ich für die Laterne gebraucht", erzählt er stolz.

So ist der Martinsumzug in der Altstadt bunter und kreativer geworden und zieht sogar Touristen an. Wie vier Erasmus-Studenten aus Frankreich (19-20). "Wir haben Laternen gebastelt und wollen jetzt mitlaufen", sagt Gilles Rambaud.

(RP)
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