Bilk Manufaktur in der Garage für Brillen aus Büffelhorn

Bilk · Im Optik-Kontor an der Friedrichstraße fertigt Claudius Hoffmann Unikate an.

 Alles Handarbeit: Claudius Hoffmann benötigt rund zehn Stunden, bis eine seiner Brillen fertig ist.

Alles Handarbeit: Claudius Hoffmann benötigt rund zehn Stunden, bis eine seiner Brillen fertig ist.

Foto: Andreas Bretz

Die Konkurrenz schläft nicht, da bildet die Branche der Optiker keine Ausnahme. Man muss sich schon abheben, den besseren Service bieten, über den Preis Kunden anlocken oder mit einem Alleinstellungsmerkmal punkten, um mit den großen Ketten mithalten zu können. Letzteres hat das Optik-Kontor, Friedrichstraße 140, zu bieten. Dort hat Augenarzt Eckhard Roth über dem Geschäft seine Praxis, und seit vergangenem Jahr komplettiert eine eigene kleine Brillen-Manufaktur sein Augenzentrum in Bilk. Die befindet sich, ganz im Sinne des Erfindergeistes, in der dazugehörigen Garage und ist das Reich von Claudius Hoffmann.

"2015 waren wir zehn Jahre hier am Standort, auch anlässlich dieses kleinen Jubiläums hatte Dr. Roth die Idee, selbst Brillen herzustellen", erzählt der Ingenieur der Elektrotechnik, der sich nicht nur mit Computern, sondern auch mit einer CNC-Maschine auskennt, die in der Lage ist, Werkstücke mit hoher Präzision herzustellen - was ihn für seinen Chef zum idealen Kandidaten für die Brillenherstellung machte.

 Büffelhorn lasse sich sehr gut bearbeiten, sagt Claudius Hoffmann. Zudem sei es sehr robust.

Büffelhorn lasse sich sehr gut bearbeiten, sagt Claudius Hoffmann. Zudem sei es sehr robust.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

"Wir haben etwa ein Jahr über die Idee nachgedacht, so eine Investition bricht man ja auch nicht mal eben übers Knie", sagt Hoffmann. Rund 50.000 Euro hat die Basisausstattung gekostet. Die Brillen werden allesamt aus Büffelhorn gefertigt, einem Material, das keinerlei Allergien auslöst und das der Optiker ausschließlich aus Indien importiert. Jegliche Empörung erstickt Hoffmann im Keim: "In Indien sind die Kühe bekanntlich heilig, der Fleischbedarf wird fast ausschließlich durch Büffel gedeckt. Nur für unsere Brillen muss also kein Tier sterben." Das Horn wird vor Ort gespalten und zu kleinen Tafeln gepresst. So erreicht der Rohling Bilk, wo er an der Maschine ausgefräst und dann per Hand geschliffen, laminiert, poliert oder mattiert wird. Bislang spielt die Sparte mit den Brillenunikaten eine untergeordnete Rolle; in dem Geschäft an der Friedrichstraße, verfügt nur Hoffmann über das nötige Know-how, "aber wir sind im Entwicklungsstadium und werden das sicher weiter ausbauen", so der Ingenieur. Rund 20 Designs kann der Computer bisher produzieren. "Aber wir passen die Brillen natürlich individuell an, jeder Kunde kann seine Wünsche äußern, die dann nach Möglichkeit auch eingearbeitet werden", erklärt Optiker Josef Wiese. "Und jede neue Variante erweitert unser Portfolio", ergänzt Hoffmann.

Natürlich hat die Büffelhorn-Brille ihren Preis, der bei ungefähr 900 Euro liegt. Zwar zahle das Optik-Kontor pro Hornplatte höchstens 20 Euro, "aber für eine Brille benötigt man zwei Platten, jeweils 40 Prozent ist Ausschuss, Scharniere und Bügel müssen ebenfalls gefertigt werden und der Zoll kommt noch oben drauf", schränkt Hoffmann ein. Rund zwei Stunden arbeite die Fräse, weitere acht benötige er selbst für die Handarbeit, die Entwicklungszeit für die Computerprogrammierung nicht mitgerechnet.

"Reich werden wir damit bestimmt nicht, das ist mehr ein zusätzlicher Service, der mir persönlich aber viel Spaß macht. Alles, vom Rohling bis zu fertigen Brille, wird selbst gemacht, nichts ausgesourct", erzählt Hoffmann. In zwei Jahren hat das Optik-Kontor bisher rund 30 seiner Büffelhorn-Brillen verkauft. "Es muss sich noch rumsprechen", schätzt Hoffmann.

(RP)
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