Düsseldorf Düsseldorfs traurigster Bahnhof

Eller · Der Bahnhof Eller war bei seiner Entstehung vor 140 Jahren eine Fehlplanung. Auch heute noch steht er abseits. Dabei beherbergt er eine der interessantesten Kultureinrichtungen der Stadt. Eigentlich müsste er dringend renoviert werden.

 Ab und an fuhren auch Menschen vom Eller Bahnhof aus irgendwohin. Praktisch war das aber auch in den 60er Jahren nicht.

Ab und an fuhren auch Menschen vom Eller Bahnhof aus irgendwohin. Praktisch war das aber auch in den 60er Jahren nicht.

Foto: Archiv Brzosa

Man sollte den Eller Bahnhof eigentlich nicht im November besuchen, das ist einfach kein Monat für das Gebäude, das irgendwo zwischen Vennhausen und Eller liegt, am Rande jedenfalls. Ein Bahnhof, an dem die Züge vorbeifahren, hier wartet schon Ewigkeiten niemand mehr, und eigentlich war das schon von Anfang an so, sagt der Historiker Ulrich Brzosa, der sich mit dem Bahnhof beschäftigt hat.

Nun gibt es aber dieses Jubiläum: Vor 140 Jahren nahm der Bahnhof seinen Betrieb auf, feiern wird das zweitälteste Bahnhofsgebäude Düsseldorfs aber niemand. Dennoch ist der Bahnhof interessant, eben wegen seiner Abgelegenheit, seiner Nutzlosigkeit. Eine Station auf der Eisenbahnstrecke von Speldorf nach Troisdorf war er 1874. "Mit dem neuen Haltepunkt waren in Eller, das über viele Jahrhunderte abseits aller Handels- und Verkehrswege lag und noch während der Hochindustrialisierung ein eher dörfliches Gepräge zeigte, große Hoffnungen verbunden", sagt Brzosa.

Doch er hat sie alle enttäuscht, dieser Bahnhof. Ein Versagen auf ganzer Linie, wenn man so will. Der Bahnhof lag einfach zu weit vom eigentlichen Eller Dorfkern entfernt. Das größte Manko der nur 80 Kilometer langen Bahnstrecke bestand aber in der fehlenden Anbindung an die benachbarte Großstadt Düsseldorf. Und an Köln führte die Strecke ja ebenfalls haarscharf vorbei. Güterzüge nutzen sie bis heute, aber Passagiere eben nicht.

Es gab allerdings Pläne: Mitte der 1920er Jahre wurden die Gleisanlagen für den Güterbahnhof Eller erheblich erweitert, mit dem Ziel, hier später einmal den Derendorfer Güterverschiebebahnhof hin zu verlegen. Der Plan wurde später verworfen. In den 1960er Jahren sollte Eller der zentrale Umschlagplatz für die Düsseldorfer Paketpost werden. Auch hieraus wurde nichts. Die Post errichtete ihr neues Verteilzentrum direkt neben dem Hauptbahnhof an der Worringer Straße.

Zu Beginn der 1980er Jahre kamen dann Pläne auf, den Eller Bahnhof in einen riesigen Containerbahnhof umzuwandeln. Nicht zuletzt wegen des massiven Widerstands einer rührigen Bürgerinitiative, die vor allem den Erhalt der Naherholungsgebiete Unterbacher See und Eller Forst gefährdet sah, blieb auch der Containerbahnhof Eller lediglich ein Planspiel. Mit Eröffnung der S-Bahnlinie von Solingen nach Düsseldorf wurde 1980 das Bahnhofsgebäude an der Vennhauser Allee stillgelegt.

Die Bahn verkaufte das im Stil der Kaiserzeit errichtete Bahnhofsgebäude an die Stadt. Dass der Eller Bahnhof noch bis heute weitgehend seine ursprüngliche Gestalt behalten hat, ist vor allem dem "Freundeskreis Kulturbahnhof Eller" zu verdanken, der den Bahnhof vor dem Abriss bewahrte und seit 1982 zu einem beachtlichen Ausstellungszentrum für zeitgenössische Kunst umgestaltete.

Doch inzwischen sind auch hier die Spuren der Zeit sichtbar. Eigentlich muss das Gebäude dringend saniert werden.

So muss etwa die Decke in den Toilettenräumen inzwischen von einer Holzkonstruktion gestützt werden, die Einrichtung ist eh aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, auch im Büro des Kulturbahnhofs ist Arbeiten kaum noch möglich, ein Seitenflügel liegt komplett brach, das Dach ist undicht. Wie lange weiterhin noch ausgestellt werden kann, weiß so recht niemand.

(RP)
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