Gerresheim Gerresheim wird Vorbild für Köln

Gerresheim · Nach einem in Düsseldorf erprobten Konzept soll nun ein Industriepfad in Köln entstehen. Auf Dauer soll das Projekt auf die ganze Rheinschiene ausgedehnt werden.

 Peter Henkel an der Stele auf dem Gerricusplatz in Gerresheim. Sie ist eine von 20, die auf bedeutende Industriestandorte hinweisen.

Peter Henkel an der Stele auf dem Gerricusplatz in Gerresheim. Sie ist eine von 20, die auf bedeutende Industriestandorte hinweisen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Nichts hat Düsseldorf so geprägt wie die Industrialisierung. Davon ist Peter Henkel überzeugt, und sicher hat er recht damit, denn Düsseldorf in der heutigen Form gäbe es gar nicht ohne Eisenbahn und Fabriken, ohne Schlote und Mietskasernen- letztlich ist der Aufstieg der Stadt damit verbunden. So waren um 1905 nur noch 30 Prozent aller Einwohner der Stadt gebürtige Düsseldorfer.

Und schon damals profitierten die Düsseldorfer durch Kölner Probleme. Köln war zwar im frühen Mittelalter führende europäische Handelsmetropole, doch die Zünfte hatten sich so fest etabliert, dass innovatives Gewerbe in der Stadt keinen Fuß fassen konnte. Hinzu kam die Intoleranz der katholischen Kirche gegenüber andersgläubigen Zuwanderern, und so siedelten sich neue Gewerbe lieber am rechten Rheinufer oder in den Tälern des Bergischen Landes an. "Die ersten Industriellen in Düsseldorf kamen aus der Eifel an den Rhein", sagt Henkel. Und auch sie hätten bestimmt Köln als Standort für ihre Manufakturen und Fabriken gewählt, wenn nicht das preußische Militär dagegen gewesen wäre. Köln war Festungsstadt, die Kanonen brauchten freies Schussfeld, es gab einfach keinen Platz. Deshalb Düsseldorf.

Umso verwunderlicher ist, dass ein Düsseldorfer Projekt nun Blaupause für eines in Köln wird. Nach dem Vorbild des Industriepfad Gerresheim soll in Köln nun nach und nach eine "Via Industrialis" entstehen. Auch wenn der lateinische Name für eine Epoche, in der Latein längst eine tote Sprache war, gewöhnungsbedürftig ist: Die Stelen, die auf bedeutende Orte der Industriekultur in Köln hinweisen sollen, werden denen in Gerresheim gleichen: Edelstahl, mit drei Seiten, auf denen der Ort erklärt und in einen Kontext gebracht wird. Besonders geschickt: Die Texte sind auf Folie gedruckt und können je nach Forschungsstand für kleines Geld aktualisiert werden. In Gerresheim war das schon einige Male nötig. Die erste Stele der Via Industrialis wurde am Objekt "Schwarze Bahn" in Köln-Sülz, Röhndorfer Straße, Ecke Gürtel bereits aufgestellt. Henkel betreut den Industriepfad wissenschaftlich, für den Historiker würde sich mit einem Rheinischen Industriepfad ein Traum erfüllen. Zumal die Orte, auf die dort hingewiesen werden kann, nicht nur Denkmale, ehemalige Industriestandorte, sind, sondern anders als im Ruhrgebiet, wird hier noch gearbeitet. So werden auch verschiedene Routen ausgearbeitet, auf denen Ausflügler die eigene Geschichte erkunden können, denn irgend wie ist ja jeder in der Region mit der Industrie und ihrer Geschichte verwoben.

Der Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim macht auf vier Kilometern Gerresheimer und Düsseldorfer Industriegeschichte erlebbar. 20 Stationen zwischen dem letzten von über 40 Ringofenziegeleien im Düsseldorfer Stadtgebiet bis hin zum Gerresheimer Bahnhof, der als einziger heute noch existierender Düsseldorfer Bahnhof aus der Zeit der ersten Westdeutschen Eisenbahnstrecke stammt, zeigen, wie sehr die Industrialisierung Stadt, Gesellschaft und Umwelt verändert hat.

Einhergehen mit der Aufstellung der Stelen, von denen eine etwa 2000 Euro kostet, weiterhin regelmäßige Ausstellungen zum Industriestandort Düsseldorf. Gelegentlich werden auch Führungen angeboten, die einen Einblick in die Industriegeschichte, die ja immer auch Stadtgeschichte ist, geben. Weitere Informationen im Netz unter www.industriepfad-gerresheim.de.

(RP)
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