Holthausen Bezirksvertretung gegen weitere Logistiker

Holthausen · Die Politik fordert ein Verkehrskonzept für den Düsseldorfer Süden. Oberbürgermeister Geisel kann den Beschluss einkassieren.

 Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände Am Trippelsberg 100, das der IDR gehört, gehen weiter.

Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände Am Trippelsberg 100, das der IDR gehört, gehen weiter.

Foto: Anne Orthen

Das Freiräumen des Grundstücks Am Trippelsberg 100, auf dem bis zur Stilllegung 2009 die Firma Kematen unweit des Reisholzer Hafens produzierte, geht unvermindert voran. Auch gestern waren Arbeiter mit Abbrucharbeiten beschäftigt. Denn beim Eigentümer der Fläche, der Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), ist man nach wie vor davon überzeugt, eine gute Nutzung für die seit Jahren rund 32.000 Quadratmeter brachliegende Fläche zu haben. Das hat die Bezirksvertretung 9 in ihrer jüngsten Sitzung anders gesehen. Das Gremium votierte einstimmig - bei Enthaltung der CDU - gegen die Bauvoranfrage für die Errichtung einer 20.000 Quadratmeter großen Logistikhalle. Eine Langenfelder Firma steht für die Nutzung in den Startlöchern.

Dabei hätte die Verwaltung vorgewarnt sein müssen. Bereits in der Februar-Sitzung hatten die Stadteilpolitiker die Bauvoranfrage wegen Beratungsbedarfs von der Tagesordnung gekippt. Die BV-Mitglieder hatten der Verwaltung vorgehalten, dass das Verkehrsgutachten auf alten Zahlen aus Verkehrszählungen zwischen 2012 und 2014 basiert und nicht alle neuen Projekte berücksichtigt. 2012 war mit dem Ausbau des Segro-Gewerbeparks an der Bonner Straße begonnen worden; zwei Jahre dauerte es, bis der erste Bauabschnitt gefüllt war. Seitdem wächst der Park stetig. Inzwischen plant Segro die neunte Ausbaustufe mit Flächen vom Nachbarn Hakle.

Ende 2016 hat die DHL dort ihr - bereits 2009 von der Politik abgesegnete - Logistikzentrum eröffnet. In dem sollen täglich bis zu 40.000 Pakete zur Auslieferung startklar gemacht werden. Um diese Mengen an die Kunden ausliefern zu können, werden rund 190 Sprinter benötigt. Jeder von ihnen fährt nach der Beladung am Morgen auf die Bonner Straße und verteilt sich von dort in die Himmelsrichtungen. So mancher wird die Kreuzung Am Trippelsberg passieren oder dort Richtung Münchener Straße abbiegen. Doch das aus dem Februar datierte Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Kreuzung leistungsfähig genug ist, um all den Verkehr aufzunehmen. Der neue Logistiker auf dem IDR-Gelände soll laut Gutachten an einem Werktag 93 zusätzliche Pkw- sowie 312 Lkw-Fahrten mit sich bringen. Auch die sollen für die vorhandene Verkehrsinfrastruktur kein Problem sein. Diese Schlussfolgerung überzeugte die BV-Mitglieder allerdings nicht. Bereits bei der Ansiedlung von Cretschmar Cargo an der Nürnberger Straße sei der Fehler gemacht worden, deren Lkw-Verkehr nicht direkt an die Münchener Straße anzuschließen, kritisierte Udo Skalnik, Stellvertretender Bezirksbürgermeister. Der SPD-Politiker ist nach wie vor überzeugt davon, dass das über die Carborundum-Fläche an der Kappeler Straße problemlos möglich gewesen wäre.

Wer regelmäßig über die Münchener Straße sowohl in den Stadt-Süden als auch in die City fährt, hat bemerkt, dass dort - wie auf den Autobahnen A 46 und 59 - der Verkehr in den vergangenen Monaten stetig zugenommen hat. Selbst der im vorigen Jahr erfolgte Umbau der Kreuzung Münchener Straße/Ickerswarder Straße führt - etwa in den frühen Abendstunden stadtauswärts - nicht zum besseren Abfließen auf der Schnellstraße selbst. Oft stauen sich die Fahrzeuge bis zur Autobahnabfahrt von der A46 zurück.

FDP-Mitglied Christoph Schork brachte es in der BV-Sitzung auf den Punkt: "Es fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept für die Verkehrslenkung im Stadt-Süden." Denn bislang, so das Gefühl der Stadtteilpolitiker, präsentiert die Verwaltung ständig Stückwerk - vor allem vor dem Hintergrund des geplanten Hafen-Ausbaus. Eine stärkere Nutzung - etwa durch die Möglichkeit, Container abzufertigen - würde ebenfalls zu mehr Verkehr führen. Die FDP fordert nun einen Runden Tisch zum Thema Verkehrslenkung im Düsseldorfer Süden.

Erst nach dem 7. April steht fest, ob die ablehnende Haltung der BV zu der Bauvoranfrage nicht noch von Oberbürgermeister Thomas Geisel einkassiert wird (siehe Info-Kasten). Ekkehard Vinçon, Technischer Vorstand bei der IDR und in Personalunion Geschäftsführer der im Dezember gegründeten Hafenentwicklungsgesellschaft, war am Mittwochabend der Einladung der Initiative "Hafenalarm" zu einer Bürgerinformation in der Freizeitstätte gefolgt.

Die Entwicklungsgesellschaft, der in Kürze die Gesellschaft "Neuss- Düsseldorfer Häfen" beitreten sollen, werde als Nächstes eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, innerhalb derer eine Wirtschaftlichkeitsprüfung gemacht werde. Daraus werde sich ergeben, ob und was, so Vinçon, dort funktionieren könne.

Für die Aktivisten von Hafenalarm steht indes fest, dass, wenn es am Hafen los gehe, dann das große Ding komme, nur ein bisschen Ausbau funktioniere nicht, sagte deren Sprecherin Daniela Kamp-Beutgen, und Wolfgang Schneider kündigte für die Initiative zudem an, dass diese ihre "rechtlichen Geschütze schon massiv in Stellung bringt".

(RP)
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