Holthausen Kunstturn-Zentrum steht vor dem Aus

Holthausen · Zum ersten Mal erhält das Kunstturn-Leistungszentrum am Sportpark Niederheid in diesem Jahr kein Geld aus der Sportförderung der Stadt. Das könnte das Ende für den Verein bedeuten, der Mädchen auf Olympia vorbereitet.

 Manuela Fey macht sich stark für den Erhalt des Kunstturn-Leistungszentrums im Sportpark Niederheid.

Manuela Fey macht sich stark für den Erhalt des Kunstturn-Leistungszentrums im Sportpark Niederheid.

Foto: anne orthen

Manuela Fey ist anzumerken, dass sie sich von der Stadt betrogen fühlt. 25 Jahre lang erhielt das Kunstturn-Leistungszentrum (KLZ), in dessen Vorstand sie sich ehrenamtlich engagiert, keine städtischen Fördermittel. 50 Mädchen trainieren in dem Verein die vier olympischen Disziplinen Bodenturnen, Barren, Balken und Sprung. In den Landesligen sind sie erfolgreich, einige haben das Zeug für die Spiele 2020 in Tokio, sagt Fey. Doch damit könnte ab April Schluss sein. Die einzige Hoffnung des Zentrums sind Sponsoren und der Zuschlag bei einem Sportprojekt, auf das auch andere Vereine ein Auge haben.

 Arndt Klocke fuhr mit dem Rad in solch eine breite Lücke.

Arndt Klocke fuhr mit dem Rad in solch eine breite Lücke.

Foto: Andreas Bretz

"Kunstturnen wird von der Stadt als unpopuläre Sportart angesehen", sagt Fey, die selbst über das Turnen zum Leistungssport gelangte. Heute arbeitet die 53-Jährige bei der Großbank HSBC, und sie stellt eine einfache Rechnung auf, die das Schicksal ihres Vereins verdeutlicht: 12.000 Euro bekommt die einzige hauptamtlich tätige Trainerin für den Unterricht der jungen Mädchen im Turnen. Bis Ende 2012 erhielt das KLZ von der Stadt noch 30.000 Euro Fördergelder, 2016 waren es noch 12.000 Euro. Seit diesem Jahr bekommt es gar nichts mehr. "Wir können schließen", sagt Fey, doch das meint sie nicht so. Sie hofft, dass ihr Verein noch eine Chance bekommt. Die können ihm allerdings weder die Beiträge der 50 Mitglieder noch gelegentliche Spenden verschaffen.

Denn neben der Jahresmiete für die Halle im Sportpark Niederheid (2000 Euro) müssen auch die Sportgeräte gewartet, einige sogar dringend ausgetauscht werden. Ein neuer Barren koste 4000 Euro, eine neue Bodenmatte 1000 Euro. Zwar ist die Liste an interessierten Mädchen, die am KLZ eine Leistungssport-Karriere beginnen könnten, lang. Doch mit den Honorarkräften und der Trainerin, der nach jetziger Planung spätestens im Mai gekündigt werden müsste, ist die Aufnahme weitere Mitglieder nicht machbar. "Kunstturnen ist ein sehr trainingsintensiver Sport", erklärt Fey. Schon mit sechs Jahren müssten die Anwärterinnern auf die Landesliga dreimal die Woche für 2,5 Stunden in die Halle, und dabei benötigen sie professionelle Anleitung. Mit einer weiteren Trainingskraft, sagt Fey, müsse man die Mädchen nicht mehr ab dem zwölften Lebensjahr an die Bundesförderung in Köln oder Bergisch Gladbach abgeben, sondern könnte sich seine eigenen Olympioniken in Düsseldorf großziehen: "Das ist doch genau das, was eine Sportstadt ausmachen würde."

Fey ist mit der Entscheidung der Stadt nicht einverstanden, nur noch Tischtennis, Leichtathletik, Rudern, Hockey, Judo und Ballsportarten zu fördern: "Das sind alles große Vereine, die sich allein durch ihre Mitgliedsbeiträge tragen können. Für sie kommt die Förderung nur obendrauf." Für das KLZ versuche sie mit ihren Kollegen seit Wochen fieberhaft, einen Sponsor zu finden. "Wir haben überall in der Stadt gefragt, auch bei Mercedes. Dort sagte man uns, dass es kein Sponsoring gibt", sagt Fey. An sämtlichen ausgeschriebenen Sportförderprojekten des Landes und des Bundes nehme das KLZ teil, doch eine gesicherte Finanzierung sieht anders aus.

Kurzfristig über Wasser halten könne sich das Zentrum, wenn es sich mit weiteren Vereinen um eine Projektförderung bewirbt, die aus den übrigen Mitteln der städtischen Sportförderung finanziert würde. Das Volumen: 30.000 Euro. "Wenn die Stadt das Geld auf die sechs Vereine verteilt, die Interesse angemeldet haben, bleiben 5000 Euro für jeden", rechnet Fey vor.

In vier Wochen stehe fest, an wen das Geld geht. Weit würde der Verein damit nicht kommen, aber es wäre der erste Schritt zur Rettung des Leistungszentrums.

(bur)
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