Düsseldorf Wo Hufschmiede shoppen gehen

Düsseldorf · Andreas Strohm beliefert Schmiede in aller Welt. 3000 verschiedene Hufeisen hat er auf Lager.

 Firmen-Inhaber Andreas Strohm zeigt in seiner Lagerhalle das kleinste Hufeisen (für Shetland-Ponys) und das größte (für Kaltblüter). Firmen-Inhaber Andreas Strohm zeigt in seiner Lagerhalle das kleinste Hufeisen (für Shetland-Ponys) und das größte (für Kaltblüter).

Firmen-Inhaber Andreas Strohm zeigt in seiner Lagerhalle das kleinste Hufeisen (für Shetland-Ponys) und das größte (für Kaltblüter). Firmen-Inhaber Andreas Strohm zeigt in seiner Lagerhalle das kleinste Hufeisen (für Shetland-Ponys) und das größte (für Kaltblüter).

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wenn Leute, die nichts mit Pferden zu tun haben, hören, dass Andreas Strohm einen Großhandel mit Hufbeschlagzubehör hat, dann erntet er gelegentlich mitleidige Blicke. "Kann man denn davon leben?", fragen sie dann. Der Zwei-Meter-Mann lächelt dann ein wenig verschmitzt und sagt: "Na ja, 33 Mitarbeiter davon bezahlen, geht gerade so. "

Von außen betrachtet ist der Firmensitz im Lohauser Gewerbegebiet an der Ikarusstraße denkbar unscheinbar. Alle paar Minuten kommt ein Flugzeug im Landeanflug so tief an dem Gebäude vorbei, dass man unwillkürlich den Kopf einzieht. Strohm freut sich über die Nähe zum Flughafen: "Das ist für uns perfekt." Denn ein Teil der Ware kommt über Luftfracht an die Kunden, beispielsweise nach Dubai oder Katar. Für die Lieferungen im Westen von Deutschland sind vier firmeneigene Laster im Einsatz. Weitere 300 Pakete am Tag werden über Paketdienste ausgeliefert. Aber immer wieder kommen Kunden auch einfach im Lager vorbei. Sie stehen dann direkt vor den hohen Regalen, in denen sich vom Hufnagel über die Lederschürze bis zum Gasschmiedeofen alles findet, was man zum Beschlagen eines Pferdes braucht. "Neulich kamen zwei Russen mit dem Auto aus Moskau", berichtet Strohm. Hufeisen sind in Russland teuer und kosten etwa 20 Euro das Stück, im Lohauser Großhandel dagegen fünf Euro, wenn man nicht gerade an orthopädischen Spezialeisen interessiert ist.

Bei ausländischen Käufern ist der Großhändler auch gefragt, weil er ein so breites Sortiment von Hufbeschlagzubehör hat, wie kaum ein anderer: 5000 verschiedene Artikel hat er in seiner Lagerhalle auf Vorrat, davon allein 3000 Hufeisen. Diese Vielfalt ist allerdings auch eine deutsche Besonderheit. Während es in anderen Ländern nur ein Gewinde gibt, mit dem bei Sportpferden die Stollen montiert werden, gibt es durch regionale Unterschiede in Deutschland zehn Gewinde zur Auswahl. Das führt dazu, dass Strohm 400 Sorten von Hufnägeln auf Lager hat, der englische Kollege dagegen nur 100.

In das Geschäft ist der Bankkaufmann hineingerutscht. In Wittlaer ist er in einer Familie von Reitern aufgewachsen. Seine Eltern waren mit dem dortigen Schmied befreundet. Als Strohm 18 Jahre alt war, fragte ihn dieser, ob er bei der Buchhaltung helfen könne. "Ich habe als Aushilfe angefangen und war plötzlich mittendrin. Dann habe ich einfach weitergemacht", sagt Strohm.

Mit Erfolg. 2004 wurde die Schmiede in Wittlaer zu klein für das Geschäft, die Firma zog nach Lohausen um und hat sich als führender Anbieter - laut Strohm mit einem Marktanteil von 50 Prozent - etabliert. Auch der Export in Länder wie China, Russland und in den Iran läuft gut, sagt Strohm.

Mit neuen Ideen von Herstellern und ausgefallenen Wünschen von Kunden wird Strohm immer wieder konfrontiert. So wünschte sich das turkmenische Staatsoberhaupt einmal Hufeisen aus Gold. Zusammen mit einem Betrieb aus Idar-Oberstein hätte Strohm diese für 40.000 Euro liefern können. Aber der Kunde lehnte ab, angeblich traute er dem Angebot nicht. Geblieben von der Episode sind im Geschäft die kleinen vergoldeten Hufeisen, die gerne als Silvesterschmuck oder als Mitbringsel gekauft werden.

Von herrschenden Modetrends bleibt auch der Großhandel nicht unberührt. So bietet beispielsweise ein französischer Designer bunten Lack für die Hufe an. Im Katalog zieren die französischen Nationalfarben die Hufe eines Pferdes. Die Schmiede sähen das eher skeptisch, sagt Strohm, aber wenn es die Reiterinnen mögen ... Seit einigen Jahren ein großer Trend seien Huf-Schuhe. Die Kunden verzichten dann darauf, ihr Pferd alle sechs bis acht Wochen neu beschlagen zu lassen und schützen die Hufe mit angefertigten Schuhen. Manche Pferdehalter (von Insidern die "Barfuß-Leute" genannt) finden die Schuhe schonender und natürlicher für das Pferd. Stundenlange Ausritte seien damit aber nicht möglich, sagt Strohm.

Wenn der Händler den Tag des offenen Lagers veranstaltet, dann geht es auch darum, nach den Wünschen seiner Kunden zu fragen. Manche Schmiede seien gar keine Freunde von Internet und Computer und sagten dann, dass sie lieber keine E-Mails bekommen möchten. Aber die jüngeren Schmiede wissen den Online-Shop zu schätzen. "Die Branche ist konservativ", sagt Strohm.

Das gilt auch für das Personal. Die ersten beiden Mitarbeiter sind immer noch an Bord, seit 25 Jahren. Strohms Frau arbeitet mit im Unternehmen und die Tochter, derzeit zum Studium in Paris, hat schon als Schülerin gerne mitgeholfen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort