Düsseldorf auf der Immobilienmesse in Cannes Wo Siemens war, wird die Stadt repariert

Düsseldorf/Cannes · Düsseldorf präsentiert sich auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes als dynamische Stadt, die ihr Gesicht weiter verändert - mit vielen neuen Wohnprojekten, Hotels und Hochhäusern.

Auf der weltgrößten Immobilienmesse Mipim in Cannes hatten Düsseldorfs Stadtplaner 1996 ein Erweckungserlebnis. Das Stadttor über dem Tunnelmund wurde gleich in zwei Kategorien mit dem Mipim Award ausgezeichnet und sogar zum besten Büro-Neubau überhaupt gekürt. Die Idee, die Stadteingänge durch Hochpunkte zu markieren, ist seitdem eine Düsseldorfer Philosophie, für die unter anderem der Arag-Turm und das Vodafone-Hochhaus stehen. Jetzt legt Düsseldorf noch ein paar Schüppchen drauf, packt neben die Hochhäuser weitere Landmarken, wie sich bei der aktuellen Mipim zeigt. Oberbürgermeister Thomas Geisel präsentierte in seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag "Düsseldorf hat große Ziele" mehrere Projekte, die in summa Investitionen in Milliardenhöhe bedeuten:

Wer vom Südring kommend über die Völklinger Straße in die Stadt fährt, wird zwei der neuen Vorhaben in der Zukunft passieren. An der Ecke Plockstraße, wo der Überflieger in der Hafen führt, plant Codic unter den Namen "Mirador" und "Infindo" ein 44 bis 60 Meter hohes Ensemble mit rund 20.000 Quadratmetern für Büro- und Hotelnutzung, zum anderen ein 15.000 Quadratmeter umfassendes Bürogebäude. Während diese Komplexe links liegen, wird sich nach dem Auftauchen aus dem ersten Tunnel vor dem Stadttor rechts bald eine gewaltige Neuentwicklung abspielen. Die alte Siemens-Zentrale (das Unternehmen sitzt jetzt am Flughafen), die "Wabe", wird abgerissen.

An der Völklinger Straße soll nach den Plänen des Architekten Caspar Schmitz-Morkramer ein 17-geschossiges Hochhaus und ein Büroriegel entstehen, zu Lahnweg/Neusser Straße sieht der Entwickler Office First aus Bonn rund 200 Wohnungen sowie ein Hotel vor. Die Gesamtinvestition auf dem 1,8 Hektar großen Areal wird auf 250 Millionen Euro geschätzt. Das Vorhaben verbindet die Charaktere von Medienhafen und Unterbilk, neben dem Büro-Koloss, der den Lärm abhält, breitet sich das kleineiligere Urbane mit Wegen, Plätzen, Innenhöfen und Bäumen aus. Büroflanke und Hochhaus erhalten eine Fassade aus Glas und weißen Keramikelementen, beim Hotel kommen Loggien hinzu, die Wohnbauten kennzeichnen hell geschlämmte Ziegel und Holzfenster.

Neuigkeiten gibt es aus beiden Düsseldorfer Häfen: Im Medienhafen schließt der Entwickler Interboden an der Hammerstraße vor dem UCI-Kino eine Lücke. Wo Elektro Sievert seine Hallen hatte, hat HPP hat ein Gebäude entworfen, in dem es neben Handel und auf 2.300 Quadratmetern möbilierte Appartements geben soll. Im Industriehafen soll der Dauerbrenner Hermes-Papierfabrik einem Neubau Platz machen: Dort ist ein Büro- und Logistikgebäude mit begrüntem Dach vorgesehen, entworfen vom Düsseldorfer Architekturteam greeen! architects. Name: C View Offices.

Der Hotel-Boom schwappt nach Oberbilk: Ein englischer Investor möchte an der Moskauer Straße ein 400-Zimmer-Hotel errichten, noch in diesem Jahr will man mit dem Bau beginnen.

Anstelle der ehemaligen Hortenverwaltung Am Albertussee soll auf vier Hektar ein Wohnquartier entstehen. Der Eigentümer Metro Properties möchte dafür im Frühjahr einen städtebaulichen Wettbewerb durchgeführen. Hier könnte es je nach Verdichtung zwischen 500 und 700 Wohnungen geben. Und: In zwei Monaten soll Baustart sein für das Hochhaus von Jürgen Mayer H. neben dem Dominikus-Krankenhaus (heute Schön-Klinik) mit Arztpraxen und Wohnungen.

Neben dem Arag-Turm sollen am Mörsenbroicher Ei zwei weitere Landmarken in die Höhe wachsen. Für den mehr als 100 Meter hohen "Upper Nord Tower" mit 400 Appartements steht die Baugenehmigung unmittelbar bevor..

Geisel betonte angesichts des ehrgeiziges Ziels von 3000 neuen Wohnungen im Jahr sein stadtplanerisches Mantra "Wir müssen bauen, bauen, bauen". Vor allem zeigte sich, dass immer öfter alte Bürohäuser umgenutzt - sei es für Wohnprojekte, vor allem über für neue Design-Hotels — oder abgerissen werden. Der SPD-Mann hielt seinen Vortrag frei in englischer Sprache, wechselte beim Thema Tour de France ins Französische, blieb kompakt, zeigte gut strukturiert viele Bilder und bot auch Grundstücke zum Kauf an. Das kam an, es gab von allen Seiten Applaus, und nach Klaus Mauersberger (CDU) lobte auch FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann: "Das war eine sehr gute Performance, unserer Stadt würdig."

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