MSV Duisburg Kletke vertritt MSV vor dem Schiedsgericht

Duisburg · Parallel hat der Verein die Gehaltszahlungen eingestellt. Der Verein bereitet sich auf eine Insolvenz vor.

 Aufsichtsrat Dr. Gerd Görtz (rechts), Dr. Utz Brömmekamp (links) und der Frankfurter Anwalt Horst Kletke (2.v.r) verlassen um 17.10 Uhr die Duisburger Arena.

Aufsichtsrat Dr. Gerd Görtz (rechts), Dr. Utz Brömmekamp (links) und der Frankfurter Anwalt Horst Kletke (2.v.r) verlassen um 17.10 Uhr die Duisburger Arena.

Foto: christoph reichwein

Beim MSV Duisburg werden dieser Tage alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für alle aufkommenden Eventualitäten gerüstet zu sein. Seitdem dem Zweitligisten am vergangenen Mittwoch die Lizenz für die kommende Spielzeit seitens der Deutschen Fußball Liga (DFL) verwehrt wurde, beraten die Verantwortlichen fieberhaft über mögliche (Rettungs-)Szenarien. Im Mittelpunkt steht dabei weiterhin die Rettung des Vereins durch ein positives Urteil des Ständigen Schiedsgerichts, das nun über die Rechtskräftigkeit des Bescheids des Lizenzierungsausschusses urteilen soll.

Deswegen bereiten die Duisburger gemeinsam mit ihren Anwälten ein Plädoyer vor, das das unabhängige Gericht doch noch davon überzeugen soll, dass die abgegebenen Lizenzunterlagen der Norm entsprechen und die Duisburger somit doch noch die Lizenz für die kommende Zweitligaspielzeit erhalten. Bis zum späten Nachmittag tagten gestern die Vorstandsmitglieder und Juristen in der Arena. Auch GEBAG-Sanierer Dr. Utz Brömmekamp, der bereits an der Rettungsaktion im November mitgewirkt hatte, stand beratend zur Seite.

Ebenso müssen die Duisburger für den Fall planen, dass der Klub zwangsabsteigen muss. Immerhin mehren sich aus Frankfurt aus dem Umfeld der DFL die Stimmen, dass die am 23. Mai erst in letzter Sekunde eingereichten Unterlagen bei der DFL mehrere Mängel aufweisen. Auf die offizielle Begründung der Lizenzverweigerung wartet der MSV weiterhin. Bereits vergangene Woche sollen die festangestellten Mitarbeiter darüber infomriert worden sein, dass die Juni-Gehälter ausbleiben. Zunächst, so hieß es, seien ausschließlich die Gehälter der Geschäftsstellenmitarbeiter einbehalten worden. Offenbar aber hat der MSV Duisburg, der für heute seinen Dauerkarten- und Trikotverkauf für die kommende Saison geplant hatte, jedwede Gehaltszahlungen gestoppt, auch die der Profis. Eine Insolvenz des Profispielbetriebs scheint bei Verweigerung der Lizenz und einem Sturz in den Amateurfußball unausweichlich. Offensichtlich bereitet sich der Verein bereits auf diesem Fall vor — und Geschäftsführer Roland Kentsch muss darauf achten, dass er sich nicht der Insolvenzverschleppung schuldig macht.

Keine Klarheit herrscht derweil über die endgültige Besetzung des Schiedsgerichts. In der Rechts- und Verfahrensordnung der DFL heißt es dazu: "Das Ständige Schiedsgericht entschiedet in der Besetzung mit einem Vorsitzenden und zwei Beisitzern." Während das Schiedsgericht von Prof. Dr. Udo Steiner (73/ ehemaliger Bundesverfassungsrichter) geführt wird, ist weiterhin offen, wer die Verfahrensbeisitzer werden. Die Wahl erfolgt aus einem feststehenden Pool. Die Mitgliederversammlung des Ligaverbandes benennt für die Teilnehmer fünf Beisitzer. Aus diesem Pool darf der MSV wählen. Die DFL und der DFB benennen jeweils bis zu fünf Beisitzer. Einer der möglichen Kandidaten ist Ex-DFB Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder.

Klarheit besteht inzwischen darin, wer den MSV vor Gericht juristisch vertreten wird. Die Verantwortlichen schenken dem Frankfurter Juristen Horst Kletke, der zuletzt Fortuna Düsseldorf im Rechtsstreit nach dem Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC Berlin vertrat, das Vertrauen. Damals hatten Düsseldorfer Fans das Spielfeld gestürmt, noch bevor der Abpfiff der Partie erfolgt war. Unter seinem Beistand gelang es den Düsseldorfern, die Klagen auf Wiederholung der Berliner abzuwenden — das war gleichbedeudend mit dem Erstligaaufstieg. Auf anderer Ebene wird derzeit über die Gründung einer Stadiongesellschaft durch die Stadt Duisburg diskutiert.

(RP/sgo/seeg)
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