Rees Flamingo auf Fischfang im Altrheinarm

Rees · Zirka 300 Meter vor dem Förderband, das den Deich überquert, haben Heinz und Heidi Wellmann an Pfingsten einen Flamingo gesichtet. Ein Besucher aus dem Zwillbrocker Venn, in dem etwa 40 Rosa- und Chileflamingos leben?

 Heidi Wellmann hat Fotos von dem ungewöhnlichen Gast gemacht: "Ich ahnte, dass uns sonst niemand glauben würde", sagt sie.

Heidi Wellmann hat Fotos von dem ungewöhnlichen Gast gemacht: "Ich ahnte, dass uns sonst niemand glauben würde", sagt sie.

Foto: Wellmann

Heinz und Heidi Wellmann wollten am Pfingstsonntag ihren Augen kaum trauen: Das Reeser Ehepaar befuhr gegen 17 Uhr die Deichstraße Richtung Haffen und sah in einem Altrheinarm, zirka 300 Meter vor dem Förderband, das den Deich überquert, einen Flamingo. "Wir haben sofort angehalten und ihn beobachtet", sagt Heinz Wellmann. "Der Flamingo war nicht scheu und hat sogar einen Fisch gefangen." Heidi Wellmann zückte die Kamera und machte Fotos von dem ungewöhnlichen Gast: "Ich ahnte, dass uns sonst niemand glauben würde."

Flamingos am Niederrhein? Das ist durchaus möglich. Seit den 1980er Jahren werden sie im Norden Frankreichs, in den Niederlanden, in Dänemark und auch in Deutschland beobachtet. Während es sich bei den gesichteten Chile- und Kubaflamingos eindeutig um Vögel handelt, die aus Tierparks geflohen sind, ist der Rosaflamingo schon länger in Europa heimisch, vornehmlich an der Atlantikküste Spaniens und Portugals sowie entlang der Mittelmeerküste.

Im Zwillbrocker Venn, einem Feuchtgebiet an der deutsch-niederländischen Grenze im Münsterland, leben schätzungsweise 40 Rosa- und Chileflamingos im weltweit nördlichsten Brutplatz. Vielleicht wollte sich einer dieser Flamingos mal den Reeser Altrhein anschauen?

Die Beobachtung von Heinz und Heidi Wellmann ist kein Einzelfall. Bereits im Januar 2012 berichtete die Rheinische Post über die Sichtung eines Flamingopärchens am Stadtgraben in Wachtendonk. Damals tippte der Naturschutzreferent Jonas Linke vom Naturschutzbund (Nabu) Niederrhein ebenfalls auf Besucher aus dem Zwillbrocker Venn: "Das waren ursprünglich Gefangenschaftstiere, die dann im Laufe der Zeit verwildert sind", sagte er.

Hoffnungen, dass sich Flamingos dauerhaft in Wachtendonk (oder jetzt in Rees) niederlassen, musste Linke zerschlagen: Die Tiere sind bloß auf der Durchreise. Denn jedes Jahr zieht es sie aus dem Münsterland nicht etwa nach Afrika, sondern in die Niederlande - und wieder zurück.

(RP)
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