Emmerich 21 000 Fans feiern Bochum in Bocholt

Emmerich · Herbert Grönemeyer spielte im Stadion am Hünting einen Querschnitt durch alle seine Hits und begeisterte das Publikum.

Herbert Grönemeyer feiert mit Fans in Bocholt
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Herbert Grönemeyer spielt Konzert in Bocholt

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Foto: Sebastian Latzel

Echte Fans sind leidensfähig. Einem Ehepaar aus Mönchengladbach war auf halber Strecke nach Bocholt aufgefallen, dass es dummerweise die Karten zuhause vergessen hatte. Also ging es noch einmal zurück und dann endlich nach Bocholt. Denn den Auftritt von Herbert Grönemeyer wollten die beiden auf keinen Fall verpassen. Zudem hatte das Ehepaar einen weiteren guten Grund, um nach Bocholt zu kommen. Das Duo gehört zum Freundeskreis von Michael Kempkes vom Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Rees, der just an dem Tag seinen 51. Geburtstag feierte - das Konzert bildete den perfekten Rahmen für eine gelungene Geburtstagsparty.

Die Musik dazu kam auch nicht vom Band, sondern live von der Riesenbühne am Hünting. Nach bekannten Namen wie Santana, Deep Purple, Ärzte oder Toten Hosen war diesmal Deutschlands Vorzeigesänger Nummer eins gekommen: Herbert Grönemeyer gelingt in der Zeit von Streaming und Download-Wahn das Kunststück, selbst seine aktuelle CD so gut zu verkaufen, dass sie Doppel-Platin Status erreicht. Davon können andere Künstler nur träumen. Grönemeyer spielt in Deutschland längst in einer eigenen Liga, das zeigte schon die Mega-Bühne mit riesigen Videowänden.

Kein Vergleich zu dem Auftritt von Grönemeyer vor 30 Jahren, als er im Vennehof Borken nur wenige Kilometer entfernt gespielt hatte. Damals hatte er "Männer" gleich dreimal gesungen, weil er noch nicht das ganz große Repertoire für einen langen Konzertabend hatte.

Und auch wenn sich die aktuelle Platte bestens verkauft - auch in Bocholt hätte sicher keiner etwas dagegen gehabt, wenn er von den alten Songs einige doppelt gespielt hätte. Denn auch wenn die Fans zum Auftakt die neuen Songs feierten, war zu spüren, dass die große Mehrheit einfach darauf wartete, dass Grönemeyer die Schatztruhe mit seinen alten Hits öffnete. Und die machte er sperrangelweit auf: Egal ob "Bochum", "Was soll das", "Alkohol", "Kinder an die Macht" oder "Flugzeuge im Bauch" als jazzbarpiano-reduzierte Version - im Bocholter Stadion fehlte eigentlich keiner der zahlreichen Hits. Als Dankeschön baute Grönemeyer die Stadt dann noch in einen Song ein und feierte bei "Mensch" lautstark "Bo, Bo, Bocholt, Bo, Bo, Bocholt". Atmosphäre wie im Fußballstadion eben, zu der dann auch der WM-Song "Zeit, das sich was dreht" bestens passte.

Herbert Grönemeyer – Stationen seines Lebens
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Herbert Grönemeyer – Stationen seines Lebens

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Grönemeyer gab sie redselig, bot seinen Fans schon beim dritten Song das "Du" an und meinte beim Blick auf die Videowand: "Ich glaube, ich zerknitter immer mehr." Der Sänger rotierte über die Bühne, als wenn er für einen Marathon üben würde. "Stillstand ist der Tod", heißt es schließlich im Song "Bleibt alles anders." Auf einen Sprint über den Steg ins Publikum folgte gleich die nächste bewusst hüftsteife Tanzeinlage. Trotz der Mega-Bühne gelang es Grönemeyer tatsächlich dann doch immer mal wieder, so etwas wie Club-Atmosphäre zu schaffen, wenn er sich mit dem Piano mitten zwischen das Publikum setzte und fast ohne Begleitung spielte. Wie immer war Grönemeyer live eben ganz anders als Grönemeyer auf Platte. Oft variierte er das Tempo, presste die Texte förmlich heraus und überraschte dann plötzlich, wenn er aus "Wird alles anders" einen Industrial-Noise-Rocker machte, der unterstützt von bildgewaltigen Videoelementen über die mehr als 21000 Zuschauer hinwegrollte.

(RP)
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