Motorsport Hülkenbergs Fahrt ins Ungewisse

Emmerich · Nico Hülkenberg droht in der Formel 1-Weltmeisterschaft eine Fahrt ins Ungewisse. Die ersten Tests verpasst, der neue Rennwagen erst spät fertig und noch nicht ausgereift. Entmutigen lässt sich der Force-India-Pilot aus Emmerich deshalb trotzdem nicht, auch wenn er die dadurch entstandenen Nachteile nicht verharmlost. "Das ist natürlich nicht die ideale Vorbereitung und wird in den ersten Rennen nicht spurlos an uns vorübergehen", sagt Hülkenberg. "Wir müssen den Schaden gering halten."

Motorsport: Hülkenbergs Fahrt ins Ungewisse
Foto: AP

Was bleibt auch anderes übrig nach einem Zitterspiel um die rechtzeitige Fertigstellung des VJM08, wie Hülkenbergs neuer Renner heißt. Vier Tage vor den letzten Test in Barcelona gab es das Auto nur in Einzelteilen. Es wurde dann in Rekordzeit zusammengebaut. In Barcelona drehte die Konkurrenz in der vergangenen Woche schon die ersten Testkilometer, als sich der Truck mit Hülkenbergs Gefährt erst vom englischen Silverstone auf dem Weg in die katalanische Metropole machte. Er traf um sieben Uhr morgens in Barcelona ein. Keine fünf Stunden später ging Nico Hülkenberg auf die Strecke.

Dort drehte der 27 Jahre alte Emmericher, der in der am 15. März in Melbourne beginnenden Saison die Startnummer 27 haben wird, Runde um Runde. Und gewann dabei die Erkenntnis, dass Force India sich in Sachen Zuverlässigkeit wohl keine Sorgen machen muss. Doch wo das Team nach der verkorksten Vorbereitung wirklich steht, ist die Frage.

Die Hoffnungen von Nico Hülkenberg beruhen auf dem Mercedes-Antrieb und dem Toyota-Windkanal in Köln-Marsdorf, den Force India seit einigen Monaten nutzt. Dank Mercedes-Power sollen Schwächen in anderen Bereichen kompensiert werden. Und mit dem Windkanal für 60-Prozent-Modelle will das Team seine aerodynamische Entwicklung im Saisonverlauf optimieren. Das in Barcelona präsentierte Auto soll dann langsam nachgerüstet werden. Später in der Saison soll ein Bolide mit einer neuen Nase präsentiert werden.

Trotz der Ungewissheiten sieht Hülkenberg keinen Grund, Abstriche von seinen ehrgeizigen Zielen zu machen. In seiner fünften Grand-Prix-Saison strebt der 27-Jährige den ersten Podestplatz an, nach zwei vierten Rängen (2012 und 2013) als bislang besten Resultaten. Schließlich will er sich nachdrücklich für ein Top-Team empfehlen.

"Wir müssen dort anschließen, wo wir 2014 aufgehört haben", sagt Hülkenberg. "Ich gehe davon aus, dass wir von Anfang an in der Lage sein werden, in die Top Ten zu fahren." Im Vorjahr glückte ihm das neunmal in Serie, ehe der erste Ausfall folgte. Mit fünf weiteren Platzierungen unter den ersten Zehn bewies "Hulk" beachtliche Konstanz. Das schlug sich auch in WM-Rang neun nieder, seinem bislang besten Gesamtergebnis.

Trotz aller Fragezeichen traut Hülkenberg sich und Force India zu, "eine Art Favoritenschreck" spielen zu können. Welches Potenzial in dem ehemaligen GP2-Champion steckt, bewies er mit seiner sensationellen Pole-Position in seinem Rookie-Jahr 2010 im Williams in Brasilien. Mangels Sponsoren verlor er sein Stamm-Cockpit dennoch.

Im Gegensatz zu damals hat Hülkenberg zur Formel 1 jetzt aber eine faszinierende Alternative. Force India erlaubte dem Rheinländer einen Start beim Langstrecken-Klassiker Le Mans. Außer den legendären 24 Stunden darf er für Porsche auch beim Langstreckenrennen in Spa-Francorchamps fahren. Bei den Tests im Prototypen konnte Hülkenberg zudem Fahrpraxis sammeln, auch wenn dies zwei verschiedene Motorsportwelten sind.

(dpa/RP)
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