Erkelenz/Grevenbroich Aktivisten stoppen die Kohleversorgung

Erkelenz/Grevenbroich · 60 Personen drangen gestern in den Tagebau Garzweiler ein. Aktivisten stoppten bei Grevenbroich und Bedburg die Kohleversorgung. In Erkelenz blockierten sie die L 19 bei Holzweiler. Nicht alle Blockaden waren am Abend gelöst.

Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19. Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19. Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19.

Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19. Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19. Die Polizei räumt die Gleise bei Neurath. Polizisten schütten Strohsäcke der Protestler aus. Die Sitzblockade auf der L 19.

Foto: Spe (2)/staniek

Viele kleine Nadelstiche versetzten Umweltaktivisten, die seit einer Woche das Klimacamp bei Kückhoven besuchen, gestern dem Energiekonzern RWE Power. Sollte das Unternehmen nicht aus der Braunkohleverstromung aussteigen, hatte es dort geheißen, wolle man dies selbst in die Hand nehmen - und so kam es, dass Aktivisten in die Tagebaue Inden und Garzweiler eindrangen sowie sich bei Elsdorf von einer Brücke aus auf die Bahngleise der Hambachbahn abseilten und bei Grevenbroich die Nord-Süd-Bahn an drei Stellen in der Nähe des Kraftwerks Neurath blockierten.

Eine Sprecherin des Klimacamps sagte, die Aktionen mit revierweit rund 1500 Teilnehmern seien ein "starker Auftakt" der Proteste gewesen, die bis Dienstag anhalten könnten (so lange ist das Camp angemeldet): "Wir freuen uns, dass so viele entschlossene Menschen an den Blockaden teilgenommen haben." RWE Power äußerte, dass jeder legale Protest geschätzt werde. "Alles andere wird strafrechtlich verfolgt", sagte Pressesprecher Jan Peter Cirkel.

Von der Südseite des Tagebaus Garzweiler ließ sich gestern Nachmittag mit dem Fernrohr des Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer (Grüne) beobachten, wie die Polizei an der Tagebau-Nordseite 50 Eindringlinge festsetzte.

Von der Südseite des Tagebaus Garzweiler ließ sich gestern Nachmittag mit dem Fernrohr des Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer (Grüne) beobachten, wie die Polizei an der Tagebau-Nordseite 50 Eindringlinge festsetzte.

Foto: Speen

Am frühen Morgen waren 13 Aktivisten in den Tagebau Inden eingedrungen. Sieben Männer und sechs Frauen seien von einem Bagger geholt worden, bestätigte eine Sprecherin der Aachener Polizei. Dabei hätten sie passiven Widerstand geleistet. Die Polizei nahm die Aktivisten vorläufig in Gewahrsam, aus der sie nach Identitätsfeststellung wieder entlassen wurden. RWE schaltete während der Aktion das Großgerät im Tagebau Inden ab. "Sicherheit hat oberste Priorität", sagte RWE-Sprecher Cirkel an dieser Stelle wie am Nachmittag, als laut Polizei 60 Aktivisten von der Nordseite bei Hochneukirch in den Tagebau Garzweiler eingedrungen waren.

Aus Sicherheitsgründen standen im Rheinischen Revier gestern auch mehrfach Züge still. Unter anderem, als etwa 200 Leute auf Gleisen der Nord-Süd-Kohlenbahn saßen. Die Polizei rückte an und räumte nach Ablauf einer Frist von zweieinhalb Stunden die Gleise. "Die meisten der etwa 40 bis 50 verbliebenen Personen ließen sich friedlich aus dem Gleisbett transportieren. Einige wenige mussten die Polizisten voneinander trennen und unter Gegenwehr wegtragen", teilte die Polizei am Nachmittag mit. Oder gegen 17 Uhr, als sich zwei Aktivisten von einer Brücke in Heppendorf bei Elsdorf auf die Gleise der Hambachbahn abgeseilt hatten. "Wir haben den Betrieb sofort eingestellt. Die Sicherheit der Aktivisten hat oberste Priorität", erklärte RWE-Sprecher Cirkel. Die Gleisbesetzungen hätten den Betrieb der Kraftwerke bis zum Abend nicht gestört, sagt der RWE-Sprecher weiter. "Wir waren auf Störungen dieser Art vorbereitet." In den Kohlebunkern sei ausreichend Vorrat. Dennoch wurde die Leistung von Kraftwerksblöcken in Neurath um insgesamt 650 Megawatt heruntergefahren. "Um Kohle zu sparen."

Vom Klimacamp bei Kückhoven aus hatten sich gestern Aktivisten sowohl mit Bussen in die Region fahren lassen als auch sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Mit Bussen wechselten einige am Morgen beispielsweise in das am Vortag hinzugekommene Camp in Bedburg, andere versuchten, über Felder zum Tagebau Garzweiler zu gelangen. Nach ersten misslungenen Versuchen, weil die Polizei dies Teilnehmern zufolge nicht zuließ, ließ sich eine größere Personenzahl gegen 14.30 Uhr auf der Landstraße 19 zwischen Kückhoven und Holzweiler nieder. Lkw und Busse wie die Linie EK 1 standen und warteten, bis sich diese Blockade nach eineinhalb Stunden auflöste. Die Teilnehmer zogen einen guten Kilometer weiter und wollten auf Höhe von Holzweiler bereitstehende Busse besteigen, um sich in Richtung Tagebau fahren zu lassen. Die Polizei verlangte zuvor jedoch, dass sie unter anderen ihre weißen Schutzanzüge ablegen sollten. Das verweigerten die Teilnehmer. Die daraus entstandene erneute Blockade der L 19 hatte bis in den Abend hinein Bestand.

Bundestagsmitglied Oliver Krischer und Landesvorsitzende Mona Neubaur (Grüne) beobachteten gestern an einigen Orten das Geschehen der Aktivisten. "Die Aktionen, die wir gesehen haben, waren friedlich, die Polizei haben wir als besonnen und geduldig erlebt - auch beim Räumen der Blockaden", sagte Neubaur nachmittags, während sie das Eindringen in den Tagebau Garzweiler verfolgte. Sie selbst würde Samstag an der Menschenkette "Rote Linie" am Tagebau Hambach teilnehmen: "Die heutige Art der Proteste ist nicht unsere als Grüne."

(RP)
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