Gelderland Sprachkurse: Gönner für Flüchtlinge gesucht

Gelderland · Um Deutsch zu lernen, müssen Asylbewerber im Gelderland tief in die Tasche greifen. Einen Kursus bezahlt das Bundesamt nur bei einem festen Aufenthaltsstatus. Aber der lässt oft lange auf sich warten.

 Dozentin Natalia Domagala hilft Asylbewerbern beim Erlernen der deutschen Sprache im Kurs des Internationalen Bundes in Geldern.

Dozentin Natalia Domagala hilft Asylbewerbern beim Erlernen der deutschen Sprache im Kurs des Internationalen Bundes in Geldern.

Foto: Gerhard Seybert

Der junge Mann schließt sein rostiges Fahrrad ab. Alfred Schmitz vom Internationalen Bund (IB) Geldern hat die Vermutung, dass er zu ihm will. "Sprachkurs?", fragt er ihn. Der nickt zaghaft. "Es ist kalt. Winter", sagt der Mann. Das kann er schon, den Rest soll er im Sprachkurs lernen.

Das Problem: Für Asylbewerber übernimmt das Bundesamt nicht die Kosten. "Nur bei einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung", erklärt Schmitz von der Hilfsorganisation mit Sitz in der Glockengasse. Eine Duldung reicht nicht. Das ergibt Sinn: Warum sollten diese Menschen Deutsch lernen, wenn sie ohnehin wieder zurück in ihre Heimat geschickt werden? Andererseits dauern einige Verfahren lange, sehr lange. Bei Flüchtlingen aus Eritrea oder Ägypten sei es ein weiter Weg, ehe das Bundesamt eine Entscheidung treffe, denn offensichtlich gibt es in diesen Ländern keinen Krieg. Unterdrückung oder Verfolgung bestimmter Gruppen gebe es allerdings schon, weiß Schmitz.

Es könne nicht sein, dass jemand schon sechs Jahre lang in Deutschland lebe und kein Wort Deutsch spreche, ist die Meinung von Drachentochter Hanneke Hellmann. Sie hat einen Asylbewerber aus dem westafrikanischen Guinea an die Hand genommen und zum Sprachkurs geschickt. Gestartet ist der Kursus am Montag. Neun Teilnehmer sind da, 18 sollten es sein. Bei einigen steht die Finanzierung noch aus. "Geldern ist Vorreiter und übernimmt für zwei Teilnehmer die Kursgebühren", sagt Schmitz. In 25 Stunden pro Woche lernen die Asylbewerber sechs Monate lang die deutsche Sprache, das sind 100 Stunden im Monat. Jeder Platz kostet 720 Euro.

In Issum übernimmt das Projekt "Schuub" die Kosten für zwei Asylbewerber. Das Geld kommt von Erlösen aus dem Second-Hand-Shop. In Straelen werden ein Teilnehmer, aus Wachtendonk zwei durch den ökumenischen Arbeitskreis Asyl unterstützt. Andere können sich den Kursus nicht leisten, weil noch die Sponsoren fehlen. Mit einem Aufruf (siehe Info-Kasten) versucht Alfred Schmitz Menschen zu finden, die sich an den Kosten beteiligen.

Warum es in seinen Augen wichtig ist, dass diese Menschen die deutsche Sprache lernen, erklärt er auch. "Wenn wir diesen jungen Menschen keine Chance geben, verschenken wir ein großes Potenzial an Ressourcen", sagt Schmitz. Die traurige Alternative wäre, dass sie zum Sozialfall werden. "Jetzt ist noch Bildung möglich", sagt der Sozialberater vom IB. Bestes Beispiel sei ein Asylbewerber aus Afghanistan in Kerken. Der durchschritt erst einen Alphabetisierungskurs und besuchte anschließend Sprachkurse, die zum Teil von der Gemeinde finanziert wurden. "Heute gibt er ehrenamtlich Deutschkurse für Migranten an einer Schule und sagt den Menschen, dass sie die Zeit zum Lernen nutzen sollen", sagt Schmitz. Außerdem macht er eine Ausbildung zum Installateur, weil er in einem Praktikum überzeugen konnte. Das wäre alles ohne Sprachkenntnisse nicht möglich gewesen.

(bimo)
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