Goch Besuch im Gocher Begegnungscafé

Goch · Dienstags treffen sich bis zu 70 Flüchtlinge jeden Alters und Helfer aus den Kirchengemeinden sowie Einzelpersonen bei der Freien evangelischen Gemeinde. Kontakte und Informationen werden ausgetauscht - und Deutsch geübt.

 Flüchtlinge jeden Alters kommen regelmäßig in das Gemeindezentrum, um Kontakte zu knüpfen.

Flüchtlinge jeden Alters kommen regelmäßig in das Gemeindezentrum, um Kontakte zu knüpfen.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Kein Flüchtling in Goch soll sich allein gelassen fühlen, wünschen sich zahlreiche Einzelpersonen und Gruppierungen, die sich für die Asylbewerber und andere Migranten einsetzen. Alle sind froh, dass es mit Monika Risse bei der Stadt Goch und der sehr erfahrenen Hilde Fielenbach-Hensel "Profis" gibt, die sich um diverse Belange der Flüchtlinge intensiv kümmern. Aber das Feld der denkbaren Unterstützung ist weit, deshalb haben sich inzwischen verschiedene Initiativen gegründet, die mehr oder weniger vernetzt miteinander arbeiten. In den Räumen der Freien evangelischen Kirche Goch gibt es an jedem Dienstag ein offenes und gut besuchtes Begegnungs-Café.

Da sitzt zum Beispiel Mustafa aus Afghanistan. Er ist 18 Jahre alt und lernt seit einigen Monaten in der Kirchengemeinde St. Arnold Janssen Deutsch. Nun geht sein Kursus zu Ende, was ihn betrübt. "Aber ich habe einen deutschen Freund, dessen Frau mich unterrichten will", erzählt er. Mustafa ist in seiner Heimat zehn Jahre zur Schule gegangen und möchte in Deutschland Abitur machen und dann studieren. "Ich interessiere mich für Technik und Computer", erklärt er. Sein afghanischer Freund Ahmed, schon 24 Jahre alt, hat noch keinen rechten Plan. Er traut sich auch noch nicht, etwas Deutsch zu sprechen.

Nawaf wiederum, ein 25-Jähriger aus dem Irak, hat keine Hemmungen von seinem Verdruss zu erzählen. Nach vier Monaten in Pfalzdorf will er endlich anfangen zu arbeiten. Er ist Elektriker und würde auch hier gerne handwerklich tätig sein. "Warum geht das nicht?", fragt er Winfried Hein von der Freien evangelischen Gemeinde. Der bemüht sich um Verständnis für die deutsche Bürokratie, spricht von Ausweis und Arbeitserlaubnis, aber Nawaf winkt ab. "Immer Papier, Regeln", schimpft er.

In dem Raum im Tiefparterre, in dem sich die internationale Gruppe trifft, hängt eine Weltkarte an der Wand. "Da kann jeder zeigen, woher er kommt", sagt Pastor Daniel Jander. Lieber als zurück schauen die meisten Besucher, die oft monatelange, strapaziöse Reisen hinter sich haben, allerdings nach vorne. Oder lenken sich ab, besonders gerne beim Kickern, Billard oder Tischtennis spielen. Die älteren Gäste und die Frauen ziehen es vor, sich bei Tee und Keksen zu unterhalten. Oder die Kinder zu beobachten, die hier immer Spielkameraden finden. Reneta zum Beispiel kommt mit ihren Eltern zum Begegnungs-Café. Die 18-Jährige aus Albanien besucht das Klever Berufskolleg, lernt dort den Beruf einer Sozialassistentin. Sie selbst hat Kontakte genug, aber ihre Eltern sprechen deutlich weniger Deutsch, gehen alleine nicht gerne aus. Mit ihrer Tochter zusammen fühlen sie sich wohler. "In unseren Räumen treffen die Gäste Landsleute, mit denen sie reden können, fragen uns um Rat, erfahren von Adressen, die für sie wichtig sein können", sagt Jander. Es sei auch schon vorgekommen, dass sich Syrer, die aus derselben Stadt stammten, hier begegneten. Da fungiere der Treff als Nachrichtenbörse. Reiner Weidemann von der katholischen Arnold-Janssen-Gemeinde findet gut, dass das Café "überparteilich und überreligiös" ist. Jede Woche hat ein Team aus drei bis vier Ehrenamtlern Dienst. Ganz locker und ohne große Erwartungen träfen sich die Leute, übten ein wenig Deutsch, verabredeten sich zum Kochen. Wer sich noch nicht gut auskenne, bekomme die Adressen von der Tafel, der Kleider- und der Möbelkammer oder von der Hausaufgabenbetreuung. Bis zu 70 Menschen treffen sich dienstags im Gemeindezentrum.

(RP)
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