Grevenbroich Bürger setzen Zeichen für Gutmenschen

Grevenbroich · "Zusammen gut" heißt die neue Kampagne des Erzbistums Köln und des Diözesan-Caritasverbands. Vor dem Alten Rathaus sprühten Grevenbroicher gestern "#gutmensch" auf den Asphalt, um sozial Engagierten Mut zu machen.

 Die Grevenbroicher Innenstadt ist die erste Stelle im Rhein-Kreis Neuss, an der die Kampagne "Zusammen gut" umgesetzt wurde. Endrit aus dem Kosovo zeigt das Emblem, das Bürgern und Ehrenamtlern als Sprühvorlage diente.

Die Grevenbroicher Innenstadt ist die erste Stelle im Rhein-Kreis Neuss, an der die Kampagne "Zusammen gut" umgesetzt wurde. Endrit aus dem Kosovo zeigt das Emblem, das Bürgern und Ehrenamtlern als Sprühvorlage diente.

Foto: lothar berns

Eigentlich ist der Begriff im Duden eindeutig definiert: Ein Gutmensch ist ein Mensch, der sich besonders für die Political Correctness einsetzt. Im Alphabet davor und dahinter finden sich noch mehr schöne Worte. "Gutmachen" und "gutmütig" rahmen den Gutmenschen. Doch seit ziemlich genau einem Jahr hat das Wort "Gutmensch" in unserem Sprachgebrauch andere Nachbarn bekommen. "Verschwulung" und "Hausaufgaben" etwa nannten Sprachwissenschaftler in einem Atemzug, als sie "Gutmensch" zum Unwort des Jahres 2015 wählten. Das klang so, als könne es schlecht sein, ein guter Mensch zu sein.

Wenn es nach dem Erzbistum Köln und dem Diözesancaritasverband geht, soll das Wort "Gutmensch" wieder anders definiert werden. "Nicht Egoisten oder Populisten halten unsere Gesellschaft zusammen, die Gutmenschen sind es", sagt Rainer Maria Kardinal Woelki in einem Internetvideo - und sprayt "#gutmensch" auf den Kölner Asphalt. Dafür, dass das Wort auch im Grevenbroicher Sprachgebrauch wieder für soziales Engagement, Gemeinwohl und die Pflege gesellschaftlicher Werte steht, gab es gestern Nachmittag die erste große Sprühaktion im Rhein-Kreis, vor dem Alten Rathaus.

"Dass Gutmenschen im Zusammenhang mit Hass und Stammtischparolen stehen, ist ein Irrsinn", sagte Sozialmanagerin Dorota Hegerath von der Caritas. "Wir können es uns nicht erlauben, die Arbeit von Ehrenamtlern abzuwerten. Ohne sie stünden wir schlecht da." Hegerath hatte sich dafür eingesetzt, die bundesweite Aktion "Zusammen gut" nach Grevenbroich zu holen. Und dabei setzten viele Bürger ein sichtbares Zeichen - mit Sprühdosen und einem Emblem.

Neongrün und dutzendfach zierte der Schriftzug "#gutmensch" schon am Abend den Asphalt. Aufgefordert, in einem Wort zu beschreiben, womit sie Gutmenschen verbinden, notierten die Grevenbroicher "Empathie", "Lob", "Höflichkeit" oder "Manieren". Flüchtlinge waren ebenfalls dort. Deljin Hasso-Silo (33) aus Syrien, die vor zwei Jahren mit ihren Kindern in die Stadt kam, notierte die Begriffe "azim" und "fakhur" - arabisch für "toll" und "stolz".

Die Sprühaktion vor dem Café Kultus hatten der Fachdienst für Integration und Migration der Caritas, die Initiative "Recht auf Spiel" und das "Netzwerk Flüchtlingshilfe Grevenbroich" gemeinsam auf die Beine gestellt.

"Zusammen gut" soll über ein Jahr lang gesellschaftliches Engagement stärken und Menschen dazu ermutigen, sich für Mitmenschen und die Gesellschaft einzusetzen. Dass ehrenamtliche Helfer, insbesondere Flüchtlingshelfer, für ihr Engagement zuweilen beleidigt und diffamiert werden, sei kein tragbarer Zustand in einer toleranten Gesellschaft, betonte Dorota Hegerath. Das Regenwetter machte es den Freiwilligen nicht leicht. So flossen die Schriftzüge aus Sprühkreide mit der Zeit dahin. Doch die Botschaft blieb: "Die Arbeit der Ehrenamtler ist wichtig und gut", sagte Hegerath. Ein Selbstverständnis, das alle Gutmenschen wieder mit Selbstbewusstsein nach außen tragen sollten.

(ball)
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