Grevenbroich Erasmus-Gymnasium ehrt einen ehemaligen jüdischen Schüler

Grevenbroich · Am Erasmus-Gymnasium hat ein Foto von Fred Stern, der in den 30er Jahren die Grevenbroicher Schule besuchte und 1939 mit seinen Eltern vor den Nazis in die USA flüchtete, einen besonderen Platz im Verwaltungstrakt erhalten. Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein übergab das Foto jetzt an Schulleiter Michael Jung und die Lehrer Frank Lauenburg und Michael Grambusch.

 Ulrich Herlitz (l.) und Michael Jung mit dem Porträt von Fred Stern, der 1939 vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten flüchtete.

Ulrich Herlitz (l.) und Michael Jung mit dem Porträt von Fred Stern, der 1939 vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten flüchtete.

Foto: L. Berns

"Die Geschichte des Nationalsozialismus darf nicht zu abstrakt werden. Wenn wir den Schülern erklären, dass ein Opfer hier zur Schule gegangen ist und gleich gegenüber gelebt hat, wecken wir damit ein großes Interesse", sagt Michael Grambusch. 1933 wurde Fred Stern auf der Höheren Schule angemeldet. Doch schon das war nicht so einfach möglich. "Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war es nur zwei bis drei Juden pro Jahrgang erlaubt, die Höhere Schule zu besuchen", so Ulrich Herlitz.

Da die Familie der Mutter - die eine gebürtige Goldstein war - ein großes Ansehen gehabt habe, wurde Fred Stern auf der Schule angenommen. Doch sein Leben war dort nicht leicht. "Es gab löbliche Ausnahmen, aber er wurde von vielen Lehrern und von Mitschülern malträtiert", erzählt Herlitz. Sterns Elternhaus stand direkt gegenüber der Schule auf der Schanze 42. "Da wo heute die Pizzeria ,La Stella' ist", berichtet Frank Lauenburg.

1939 flüchtete Fred Stern mit seinen Eltern nach Amerika. Zuletzt war er 2009 eine Woche in Grevenbroich. "Die Begegnung mit der alten Schule und den Schülern war sehr intensiv", erinnert sich Schulleiter Michael Jung. Stern habe die Schüler fasziniert. Es sei spürbar gewesen, dass er Schmerz in seiner alten Heimat empfand, aber die Begegnung mit Jugendlichen und den Bewohnern im Haus seiner Großeltern sei ohne Gram gewesen.

Geistig und körperlich ist Stern heute noch fit. "Er hat mit 92 Jahren seinen Führerschein erneuert und mit der Seniorengruppe ,German Class' übersetzt er seine Biografie ins Englische", erzählt Herlitz. Das Porträt des, laut Jung, "wichtigen Mitgliedes unsere Schule" wird nicht einfach zwischen andere Fotos gehängt. Sterns Biografie und Herlitz' Arbeitsmappen seien für Lehrer und Schüler eine Möglichkeit Geschichte zu personalisieren.

(worei)
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