Grevenbroich Wellpappe-Fabrik meldet Insolvenz an

Grevenbroich · Das Traditionsunternehmen Degenhardt ist in finanzielle Schieflage geraten. 40 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

 Das Wellpappenwerk Degenhardt hat Insolvenz angemeldet. Einbrüche bei den Umsätzen sind laut Geschäftsführerin Nicole Degenhardt der Grund für die finanzielle Schieflage.

Das Wellpappenwerk Degenhardt hat Insolvenz angemeldet. Einbrüche bei den Umsätzen sind laut Geschäftsführerin Nicole Degenhardt der Grund für die finanzielle Schieflage.

Foto: Lothar Berns

Das Kapellener Traditionsunternehmen Degenhardt hatte Ende des vergangenen Jahres für Schlagzeilen gesorgt. Damals hatte die Wellpappen-Fabrik angekündigt, den Betrieb in Grevenbroich aufgeben und nach Inden im Kreis Düren ziehen zu wollen. Der damalige Firmenchef Dennis Degenhardt hatte die Wirtschaftsförderung der Stadt kritisiert und von mangelnder Unterstützung gesprochen. Jetzt wurde bekannt, dass der Umzug nicht funktioniert hat - stattdessen steht die Firma am Standort Kapellen vor dem Aus.

"Es stimmt", bestätigte Geschäftsführerin Nadine Degenardt auf Anfrage unserer Redaktion: "Wir mussten Insolvenz anmelden. Der Umsatz ist eingebrochen." Degenhardt hatte in den vergangenen Monaten ihren Bruder Dennis als Geschäftsführer abgelöst und versucht zu retten, was zu retten ist. Die Zukunft ist derzeit völlig unklar, die Mitarbeiter sind stark verunsichert. "Zunächst ist das Gehalt der nächsten drei Monate durch die Agentur für Arbeit gesichert", sagt Dieter Seifert von der Gewerkschaft Verdi: "Was danach wird, weiß derzeit aber niemand." Ein Insolvenzverwalter werde eingesetzt. Er müsse entscheiden, ob die Firma weiter existieren könne. "Aus meiner Sicht sieht es nicht gut aus. Ich befürchte, dass das Unternehmen plattgemacht wird", betont Seifert. Insgesamt 40 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

Dabei hatte die Firma noch Ende des vergangenen Jahres hochtrabende Pläne. Ex-Geschäftsführer Dennis Degenhardt hatte damals in einem Gespräch gegenüber der NGZ der städtischen Wirtschaftsförderung erhebliche Vorwürfe gemacht und erklärt, im Rathaus habe man sich nicht entscheidend um einen Verbleib der Firma in Grevenbroich bemüht. Deshalb habe sich die Firma dafür entschieden, nach Inden zu ziehen. Die Mitarbeiter wollte Degenhardt behalten, sie sollten für die deutlich weitere Fahrt zum neuen Arbeitsplatz Fahrgeld erhalten, auch von einem Shuttle-Bus war seinerzeit die Rede.

"Die Pläne vom Umzug sind allerdings in den vergangenen Monaten geplatzt", betont Gewerkschaftssprecher Dieter Seifert: "Es gab ein Problem am neuen Standort in Inden. Unter anderem war das dortige Firmengelände offenbar kontaminiert." Seifert geht davon aus, dass der gescheiterte Umzug "viel Geld verbrannt hat".

Dem will die jetzige Geschäftsführerin Nadine Degenhardt nicht völlig widersprechen. "Allerdings gab es in der Zwischenzeit auch einen immensen Umsatzeinbruch. Den konnte ich nicht auffangen." Sie will die Flinte jedoch noch nicht endgültig ins Korn werfen. "Ziel ist es, die Firma und die Arbeitsplätze zu retten", betont Nadine Degenhardt. Ob das klappt, wird in den nächsten Monaten der Insolvenzverwalter zu prüfen haben.

Das Wellpappenwerk Degenhardt wurde vor 58 Jahren in Düren gegründet. 1957 wurde der Firmensitz nach Kapellen verlagert. Produziert werden etwa Well- und Vollpappe für Verpackungen sowie mit Werbung bedruckte Papiertüten. Zu den Kunden zählen Händler und Hersteller aus der Wellpappen-Branche, aber auch die Automobil-, Möbel und Pharmaindustrie.

(NGZ)
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