Hilden Förster Schüller setzt sich zur Ruhe

Hilden · 27 Jahre hat sich der 62-jährige Fachmann um den Hildener Stadtwald gekümmert. Heute ist sein letzter Arbeitstag.

 Der Erholungswald wird nachhaltig bewirtschaftet. Ziel sei jedoch nicht die Rendite, sagt Förster Friedhelm Schüller. Die Ernte mit rund 1400 Kubikmeter pro Jahr sei deutlich geringer als der Holzzuwachs.

Der Erholungswald wird nachhaltig bewirtschaftet. Ziel sei jedoch nicht die Rendite, sagt Förster Friedhelm Schüller. Die Ernte mit rund 1400 Kubikmeter pro Jahr sei deutlich geringer als der Holzzuwachs.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Friedhelm Schüller hat mehr Arbeitszeit am Schreibtisch als im Wald verbracht. Trotzdem war Förster sein Traumberuf. Nach dem Studium in Göttingen kam der gebürtige Haaner nach Zwischenstationen im Siebengebirge und Bergisch-Gladbach 1987 nach Hilden. Das "kompakte Revier" und das "sehr selbstständige Arbeiten" habe ihn gereizt. Förster im Hildener Stadtwald: Das war und ist in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderer Job.

Schüller hat 27 Jahre lang im vermutlich lautesten Forsthaus Nordrhein-Westfalens gewohnt. Mehr als 40 Millionen Fahrzeuge im Jahr brausen auf der Autobahn 46 nur knapp 100 Meter entfernt an der 180 Jahre alten Dienstwohnung vorbei. Idylle sieht anders aus: "Im Sommer draußen zu sitzen ist ätzend." Ob das Forsthaus weiter als Dienstwohnung genutzt wird, sei noch offen.

Der Hildener Stadtwald ist quasi eine grüne Waldinsel ohne Verbindung zu anderen Biotopen. Die dort lebenden Tiere können den Forst praktisch nicht verlassen — oder nur unter Lebensgefahr. Deshalb müsse — mangels natürlicher Feinde — gejagt werden. Das hat Schüller in Hilden aber nur selten getan. Die Jagd ist verpachtet. "Geschossen werden darf aus Sicherheitsgründen nur vom Hochsitz herunter", erläutert Schüller, aber nicht an Sonn- und Feiertagen — um Erholungssuchende nicht zu gefährden. Und wie sieht es mit der Tierwelt im Stadtwald aus? Es gibt Rehe im Stadtwald. Im dicht besiedelten Kreis Mettmann werden rund 40 Prozent jedoch von Autofahrern "erlegt". Wildschweine gibt es im Hildener Forst nicht oder nur ganz wenige. Aber Waschbären haben sich wohl neu angesiedelt, glaubt der Förster: "Gesehen haben wir noch keine Tiere, aber es gibt Spuren." Und bei den Vögeln sei die Artenvielfalt deutlich zurückgegangen: "Feldsperling oder Schwalben sieht man kaum noch, weil ihnen der Lebensraum fehlt." Die 180 Nistkästen im Forst würden bis auf zehn alle bebrütet: "Da sind aber nur noch Meisen drin."

Für die Stadt Hilden ist der Erholungswert ihres Forstes wertvoller als das Holz. Deshalb wird der Stadtwald als "wirtschaftlich genutzter Erholungswald nachhaltig bewirtschaftet", erläutert der Förster: "Unser Ziel ist nicht die Rendite." Die Holzernte (etwa 1400 Kubikmeter pro Jahr) sei deutlich geringer als der Holzzuwachs (etwa 1800 Kubikmeter). Geschlagen werden nur die schlechten Bäume, die guten bleiben stehen. Landesweit sind nur noch 27 Prozent der Bäume gesund. "Im Prinzip haben wir das gleiche Schadensbild", bestätigt Schüller: "Der Hildener Stadtwald ist aber noch relativ vital, weil wir großflächig relativ junge Bäume von 40 bis 60 Jahren und eine bunte Mischung der Baumarten haben." Das mache den Forst widerstandsfähiger.

Friedhelm Schüller bleibt Hilden auch als Pensionär erhalten: "Wir haben eine neue Wohnung gefunden — mitten in der Stadt. Ich werde das nach 27 Jahren im Wald genießen." Und Pläne für die Zukunft hat der sympathische Förster auch: "Ich will erst mal den Sommer genießen." Und dann reisen: nach Portugal ("tolles Land, tolles Klima") oder nach Kanada oder Alaska — wegen ihrer Naturschönheiten. Oder mal wieder Klavier spielen. Oder auf die Jagd gehen — gemeinsam mit den beiden Brüdern. Die Familie hat eine Jagd im Hunsrück gepachtet: "Mein ältester Sohn Sebastian hat auch Forstwissenshaft studiert und geht gerne mit auf die Pirsch. Die Jagdhütte dort hat unser Großvater 1960 gebaut." Sein Jagdhund "Asterix" ist im vergangenen Jahr mit zwölf Jahren gestorben. "Ein Superhund", schwärmt Schüller: "Asterix war eine Mischung aus Jagdterrier und Rauhhaardackel. Er hatte eine sehr gute Nase, Temperament — und war stur wie ein Panzer."

(RP)
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