Hilden/Haan Städte bestimmen über Rudelgucken

Hilden/Haan · Die Kommunen dürfen zur Fußball-WM Sondergenehmigungen fürs Public Viewing erteilen. Hilden vergibt sie.

 Public Viewing in der Sandbar: Banges Hoffen zeichnet die Gesichter der Fans im Halbfinale der Fußball-WM. Die deutschen Kicker unterlagen den Spaniern am Ende mit 0:1.

Public Viewing in der Sandbar: Banges Hoffen zeichnet die Gesichter der Fans im Halbfinale der Fußball-WM. Die deutschen Kicker unterlagen den Spaniern am Ende mit 0:1.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

In Sachen Public Viewing zur Fußball-Weltmeisterschaft beginnt jetzt schon die Aufregung. Den Städten ist es freigestellt, für öffentliches gemeinsames Gucken ("Public Viewing") auch bis in die Nacht hinein Sondergenehmigungen zu an Gastronomen oder andere Betreiber zu erteilen. Sie können auch in Eigenregie Leinwände aufstellen — wovon im Kreis Mettmann bisher keine Stadt Gebrauch machen will. Bei den Genehmigungen für die Außengastronomie sieht es anders aus, die meisten Behörden haben damit kein Problem.

Bei früheren Meisterschaften wurden die Spiele allerdings — aus deutscher Sicht — wesentlich früher angepfiffen als jetzt in Brasilien. Zwar gehen die Deutschen nach jetzigem Stand relativ früh an den Start, dennoch enden die zu erwartenden Partien spät. Womit die Party aber erst beginnen dürfte. Und: Wer sagt, dass nur die deutschen Spiele die Zuschauer anlocken? Italiener und Spanier lieben den Fußball auch, und viele Städte im Kreis haben große südeuropäische Gemeinden. Anwohner und Bürgervereine fürchten schon jetzt Lärm, aber auch Müll und womöglich Ausschreitungen bis zum Morgen.

In Hilden geht die Agentur "b4u-events" mit einer WM-Party an den Start. Auf ihrer Homepage wirbt sie bereits mit der "Live-Übertragung der Fußball-WM — alle deutschen Spiele auf XXL-Leinwand." Anpfiff für die Partie gegen Portugal ist am Montag, 16. Juni, um 18 Uhr, gegen Ghana am Samstag, 21. Juni, um 21 und gegen die USA am Donnerstag, 26. Juni, um 18 Uhr. Flankiert wird die Party von einem Biergarten, einer Cocktailbar und einem Stand, an dem es natürlich eine Stadion-Bratwurst gibt.

Hildens Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt bleibt trotzdem gelassen, denn der Veranstaltungsort ist auf dem ehemaligen Gelände der Firma von der Linde — also in einem Gewerbegebiet. Dort ist mit einer Ruhestörung von Anwohnern eher weniger zu rechnen. Weitere Planungen privater Veranstalter — die Stadt Hilden habe bisher kein Public Viewing angedacht — sind Danscheidt bislang nicht bekannt. "Wir müssen schauen, was auf uns zukommt." Je nach Lage müssen Ordnungs- und Bauordnungsamt dann entscheiden, ob Sicherheitskonzepte und Lärmschutz eingehalten werden. "Will der Veranstalter Eintritt nehmen und Speisen und Getränke verkaufen, dann wird er sich das allerdings zweimal überlegen, denn dann braucht er eine Konzession, und dann wird's richtig teuer", sagt Danscheidt.

Das sieht Rainer Skroblies, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Haan, ähnlich. Nur wenige private Veranstalter hätten bei der Europameisterschaft im vorvergangenen Jahr "Rudelgucken" angeboten, darunter seines Wissens zufolge das "Café König" und die Musikkneipe "Magic". Ähnliche Veranstaltungen wurden für die WM bislang noch nicht beantragt, und auch die Stadt Haan trage sich bislang nicht mit der Absicht, selbst etwas anzubieten, sagt Skroblies.

Auch in diesem Jahr soll vor der Musikkneipe "Magic" wieder ein Fernseher aufgestellt werden, berichtet Simone Dielmann. Doch die Gruppe der Zuschauer sei aus Platzgründen überschaubar, "wenn da 15 bis 20 Leute sind, dann ist das voll", sagt sie. Beschwerden über Ruhestörungen habe es in der Vergangenheit bislang nicht gegeben, "hier interessiert das keinen, das ist hier eine Kneipenecke. Das wird in diesem Jahr mit Sicherheit auch so sein", vermutet sie.

Auch Vicky Singh, Geschäftsführer des "Café König", will wieder Rudelgucken anbieten, "drinnen und draußen". Mit Problemen rechnet er eigentlich nicht, "wir sind hier im Zentrum, und da ist es immer laut", sagt er. Doch er will erst einmal die ersten Spiele abwarten. "Wenn dann Probleme auftauchen, werden wir die Spiele draußen wohl nicht mehr zeigen."

www.fanarena-hilden.de

(RP)
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