Kevelaer Auf anderem Weg zum Bäckerberuf

Kevelaer · Igor Harz hat bei der Niersbäckerei in Kevelaer eine "Assistierte Ausbildung" begonnen. Während der gesamten Lehrzeit erhält der 19-Jährige im schulischen Bereich Unterstützung durch den Bildungsträger "Integra Geldern".

Bei der Niersbäckerei in Kevelaer absolviert der 19-jährige Igor Harz eine "Assistierte Ausbildung" zum Bäcker. Arbeitgeber Anton Janssen ist von dem Modell der Agentur für Arbeit Kleve angetan und mit der Entwicklung seines Auszubildenden sehr zufrieden. Zum 1. März gibt es weitere freie Plätze für interessierte Jugendliche.

Das Praktikum als Koch nach dem Hauptschulabschluss am Berufskolleg lief nicht so gut, erinnert sich Igor Harz: "Mein Chef war von meiner Merkfähigkeit nicht so angetan." Bei der Altenpflege spürte er selbst nach sechs Monaten, dass dieser Beruf wohl nicht passt, und suchte Rat bei seiner Berufsberaterin Nicole Ketz von der Agentur für Arbeit Goch. Sie bot dem heute 19-Jährigen eine sogenannte "Assistierte Ausbildung" an.

Die Assistenz beginnt bereits ein halbes Jahr vor der Ausbildung und beinhaltet die Begleitung in eine Ausbildung und während der gesamten Dauer, also insgesamt über mehr als drei Jahre. "Hört sich gut an, das bringt mir was", beschreibt Harz seine Reaktion auf das Angebot. Gesagt, getan. Über den von der Arbeitsagentur beauftragten Bildungsträger "Integra Geldern" fing er bald mit einem Praktikum bei der Niersbäckerei an seinem Wohnort Kevelaer an.

Chef Anton Janssen war von den praktischen Talenten und der Einsatzbereitschaft des jungen Mannes angetan, ins Team passte er ebenfalls. Der damals noch neuen und unbekannten "Assistierten Ausbildung" stand der Firmeninhaber offen gegenüber: "Das ist nicht der erste Auszubildende mit Problemen. Mit früheren Azubis habe ich schon jeden Tag über den Schulheften gesessen. Jetzt ist es für beide Seiten einfacher, wenn sich darum ein Dritter kümmert."

Für Igor Harz bedeutet dies, dass er seinen freien Donnerstag in den Räumen des Bildungsträgers verbringt und dort vier bis fünf Stunden mit einem Lehrer den Stoff aus der Berufsschule nachbereitet, für Klausuren lernt oder sich um sein Berichtsheft kümmert. Der zusätzliche Zeitaufwand ist für Harz in Ordnung und hat sich bereits ausgezahlt. Mit seinem aktuellen Notendurchschnitt von zwei bis drei ist Harz zufrieden - und sein Chef auch: "Er strengt sich an, das klappt gut." Die Hilfe nimmt der Bäckermeister aus einem einfachen Grund gerne an: "Ich bilde aus, um später Nachwuchs zu haben. Und wenn es Unterstützung gibt, warum sollte man sie dann nicht annehmen?"

Für Heike Jahn, Teamleiterin der Berufsberatung im Kreis Kleve, ist die "Assistierte Ausbildung" ein gutes Angebot, um potenzielle Auszubildende und Arbeitgeber zusammenzubringen. "Eine betriebliche Ausbildung ist bei vielen jungen Menschen begehrt. Dennoch bringen nicht alle gute Noten und Voraussetzungen mit, sondern brauchen Unterstützung, die über Nachhilfe hinausgeht. Das kann besonders kleine Betriebe überfordern. Hier greift die Assistierte Ausbildung, die den Jugendlichen umfassend begleitet, aber auch den Betrieb entlastet und bei Bedarf bei der Ausbildung unterstützt."

Sie weist darauf hin, dass die Agentur für Arbeit zum 1. März im Kreis Kleve neue Plätze für eine Assistierte Ausbildung zur Verfügung stellt. 25 Jugendliche können daran teilnehmen und sich auf einen Ausbildungsstart im Sommer vorbereiten. Davon entfallen 13 Plätze auf den Standort Kleve und zwölf Plätze auf den Standort Geldern. Die Teilnahme ist sowohl für den Auszubildenden als auch für das Unternehmen kostenlos.

(RP)
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