Kevelaer Kevelaer: Hauptschüler treffen Asylbewerber

Kevelaer · Schüler der Klasse 9 b sind ins Gespräch mit Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, gekommen. Jeden begleitet die Hoffnung, dass in Deutschland jetzt ein besseres Leben möglich ist.

 Kunstlehrerin Veronika Brückner hat die Initiative für den Gesprächskreis ergriffen. In der lockeren Runde ging es vor allem darum, den Alltag sowie die Wünsche und Hoffnungen der Asylbewerber zu erfahren.

Kunstlehrerin Veronika Brückner hat die Initiative für den Gesprächskreis ergriffen. In der lockeren Runde ging es vor allem darum, den Alltag sowie die Wünsche und Hoffnungen der Asylbewerber zu erfahren.

Foto: Gerhard Seybert

Das Thema Flüchtlinge und Asylbewerber ist momentan wieder in aller Munde. Doch neben all der Politik, den Spenden- und Hilfsaufrufen kommt oftmals das ganz normale Miteinander etwas zu kurz.

Dagegen ist nun Kunstlehrerin Veronika Brückner angegangen. Denn nach einem Gespräch in ihrer Klasse hat die seit Jahren bei der Integration helfende und ehrenamtlich Sprachkurse gebende Lehrerin ein Treffen der Klasse 9 b und von Teilnehmern aus ihrem Deutschkursus organisiert. Zwölf von 35 Asylbewerbern aus ihrem Unterricht besuchten deshalb gestern die 22 Schüler der Gemeinschaftshauptschule, die alle zwischen 15 und 17 Jahre alt sind.

In der lockeren Runde ging es vor allem darum den Alltag sowie die Wünsche und Hoffnungen der neu ins Land Gekommenen zu erfahren. Dabei waren deren Geschichten von Mensch zu Mensch oft grundverschieden. Die Neuntklässler merkten schnell, dass da ganz normale Leute saßen, die gerade eine schwere Zeit durchmachen.

Radwan Wali etwa kommt aus Syrien und ist Kinderarzt. Er hat in der Ukraine studiert, wo momentan auch noch seine Frau lebt und hofft nun darauf, in Deutschland schnell die hiesige Sprache zu lernen und die notwendigen Unterlagen zu bekommen, um seine Tätigkeit wieder ausüben zu können.

Ob er denn glaubt, dass der Krieg in seinem Heimatland bald vorbei sei, fragte ein Schüler. Radwan Walis Antwort, die von Lehrerin Veronika Brückner übersetzt wurde, war ernüchternd: "Nein, ich glaube nicht, dass das in naher Zukunft wieder besser wird."

Neben einigen traurigen Momenten gab es aber auch viel Gelächter bei dem ungezwungenen Zusammensein der Kulturen. Etwa, dass Abdirahman Farah aus Somalia, wie einige anderen auch, im warmen Klassenraum eine dicke Winterjacke trägt. Normalerweise sei er Temperaturen um die 40 Grad gewöhnt. "Die Jungs haben immer kalte Hände", verriet Veronika Brückner schmunzelnd. "Aber bei den unterschiedlichen Temperaturen ist das natürlich klar."

Auch mussten sich die Neuankömmlinge erst einmal an die deutschen Sitten gewöhnen. So erklärte King Burfan aus Somalia, "dass die Deutschen immer so pünktlich und korrekt sind". So strikte Zeitfenster, wo man nicht mal 20 Minuten zu spät kommen kann, sind sie nicht gewöhnt. Viel wird auch über die Reise nach Deutschland erzählt. Manche waren etwa drei Jahre unterwegs, wie zum Beispiel Kidane. Der ist mit 17 Jahren aus Eritrea geflohen, weil er nicht mit 18 für die Armee zwangsrekrutiert werden wollte.

Es wird schnell klar, dass in der Runde keiner sitzt, der von zu Hause weggegangen ist, weil er einfach keine Lust hatte zu arbeiten. Jeden begleitet ein eigenes Schicksal und vor allem die Hoffnung, dass eben in Deutschland ein besseres und vor allem sichereres Leben möglich ist als früher.

Ob sie sich denn schon in Deutschland zu Hause fühlen, wollten einige Schüler wissen. Radwan antwortete und Brückner übersetzte wieder: "Nein, denn Heimat ist eben Heimat. Aber manchmal hat man eben keine andere Möglichkeit als zu gehen."

(cnk)
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