Staatsanwaltschaft ermittelt Kölner Polizistin spionierte Kameraden aus

Düsseldorf · Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen eine 26-jährige Polizisten, die ihre Kollegen einer Einsatzhundertschaft heimlich bei der Arbeit gefilmt hat. Sie flog am Mittwochabend auf. Nach ersten Erkenntnissen hat die Polizistin verdeckt für ein Fernsehformat gefilmt.

 Eine Kölner Polizistin hat ihre Kameraden ausspioniert. (Symbolbild)

Eine Kölner Polizistin hat ihre Kameraden ausspioniert. (Symbolbild)

Foto: dpa, obe aba lkl fpt

Mitgliedern des zweiten Zuges der 15. Einsatzhundertschaft war am Mittwochabend ein Passant aufgefallen, der die Hundertschaft unauffällig zu fotografieren versuchte. Das bestätigten Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln und der Kölner Polizei heute morgen auf Anfrage unserer Redaktion. Andere Mitglieder der Hundertschaft erinnerten sich, dass derselbe Mann ihnen schon gegen Mittag in der Nähe der Hundertschaft aufgefallen war. Bei einer Überprüfung stellte sich heraus, dass der Mann unmittelbaren Kontakt zu einer Polizistin aus derselben Hundertschaft hatte. Von ihren Kollegen zur Rede gestellt räumte die Polizistin den Kontakt ein. "Die war unter ihrer Uniform komplett verkabelt und hatte außen eine Kamera in der Größe eines Stecknadelkopfes", berichtet ein Mitglied der Hundertschaft unserer Redaktion, "wir sind alle stocksauer über dieses unkameradschaftliche Verhalten."

Die Kölner Polizei ist aber nicht nur verärgert. Die Beamten machen sich auch Gedanken über ihre Sicherheit. Unmittelbar nach der Enttarnung der Polizistin wurden deshalb mehrere Kölner Dienstgebäude auf Wanzen durchsucht. Bislang ohne Ergebnis.

Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Material für eine Filmproduktionsgesellschaft im Bereich des investigativen Journalismus gedacht gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag. Gegen den Mann und eine Journalistin werde wegen Beihilfe und Anstiftung ermittelt. Gegen die Beamtin wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Die 26-Jährige werde zudem suspendiert.

Die Kölner Polizei machte zuletzt mehrfach mit Affären und Skandalen Schlagzeilen. Im Sommer vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Führungskräfte der Kölner Polizei einen Hubschrauber für ein privates Foto-Shooting auf einem Pfeiler der Kölner Severinsbrücke benutzt hatten. Wenig später flogen die demütigenden Aufnahmerituale eines Kölner Spezialeinsatzkommandos auf, das der damalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers danach auflöste. Nach dem eklatanten Versagen der Kölner Polizei in der Silvesternacht, in der Hunderte Frauen von Dutzenden Tätern überwiegend nordafrikanischer Herkunft auf einem Platz am Kölner Dom sexuell belästigt, bestohlen und bedrängt wurden, hat NRW-Innenminister Ralf Jäger Albers entlassen. Sein Nachfolger Jürgen Mathies hat sich mit einem neuen Sicherheitskonzept innerhalb der Polizei Respekt verschafft.

Wie es heißt, will er im Fall der aktuellen Spionageaffäre besonders streng vorgehen, weil er nach den Querelen um die SEK-Affäre und den Fehlern der Polizei in der Silvesternacht die Solidarität unter den Beamten stärken will. Das Kölner Polizeipräsidium ist die mit Abstand größte Polizeibehörde in NRW.

(RP)
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