Krefeld Holz-Riese siedelt neu im Rheinhafen an

Krefeld · Der Düsseldorfer Importeur und Sperrholz-Spezialist Brockmann verlegt Ende 2015 sein operatives Geschäft nach Krefeld. Dazu baut er auf 31 000 Quadratmetern zwei große Lagerhallen, ein Bearbeitungszentrum und einen Bürotrakt.

Das Düsseldorfer Unternehmen Brockmann Holz will in Krefeld kräftig investieren. "Wir verlegen das komplette operative Geschäft in den Hafen", berichtet Inhaber Hans-Gerd Glatzel im Gespräch mit unserer Zeitung. In weiser Voraussicht hatte der Jurist und Finanzexperte Ende der 1990er Jahre ein 31.000 Quadratmeter großes Grundstück von Thyssen-Krupp direkt am Rhein an der Bataver Straße gekauft. Das nur einen Steinwurf entfernte Krefelder Container-Terminal und die Option auf einen Gleisanschluss qualifizieren den Standort für die Bedürfnisse des Familienunternehmens in vierter Generation.

Die Baugenehmigungen der Stadt Krefeld liegen nun vor. Brockmann darf zwei Lagerhallen mit einer Grundfläche von zwei Fußballspielfeldern bauen. Hinzu kommen ein Bürotrakt und ein Holzbearbeitungszentrum mit Werkstatt, Technik- und Sozialräumen. "Unsere Neubauten sind umweltfreundlich konzipiert und werden zum Beispiel mit Energie aus der Verfeuerung von Spänen und Hackschnitzel aus den Holzabfällen betrieben", informiert Glatzel.

Voraussichtlich bis Ende 2015 soll der Umzug der rund 40 Mitarbeiter aus der Landeshauptstadt nach Krefeld vonstattengehen. Geschäftsführung und Import-Abteilung bleiben wie bislang in der Landeshauptstadt. "Wir bleiben mit einem Bein in Düsseldorf", sagt Glatzel. Bis dahin kommt noch viel Arbeit auf den Seniorchef zu, der sich maßgeblich um den Neubau und den Umzug kümmert. Es geht unter anderem jetzt um die Feinplanung und die Vergabe der Gewerke. Die Geschäftsführung von Brockmann Holz hat inzwischen sein Sohn Gerd-Friedrich Glatzel übernommen.

Das 1903 in Köln gegründete Unternehmen zählt nach eigenen Angaben zu den führenden deutschen Holzimporteurhäusern als Spezialist für den Werkstoff Sperrholz. Anfangs lieferte die Gesellschaft hauptsächlich Schalholz für die Baubranche. Als dann in den 1980er Jahren so genannte Schalsysteme eingeführt wurden, forcierte Brockmann das Importgeschäft für den Handel und die Industrie - zum Beispiel für den Möbel- und den Fahrzeugbau.

Russland, Brasilien und China sind für Brockmann die wichtigsten Lieferländer. Die Ukraine, das Baltikum, Finnland, Italien, Spanien und Frankreich zählen ebenso zu den Lieferländern wie Chile, Indonesien und Malaysia. Die Ware kommt zum Teil auf Maß geschnitten und mit Bohrlöchern versehen, gehobelt und gefräst in Containern in den Häfen in Antwerpen, Bremen und Hamburg an oder hat eine viertägige Fahrt per Lastwagen aus dem asiatischen Teil Russlands hinter sich. Brockmann importiert über 100.000 Kubikmeter Holz im Jahr und macht einen Umsatz von etwa 35 bis 40 Millionen Euro.

Das Unternehmen unterscheidet seine Tätigkeit in Streckengeschäft und Lagergeschäft. Beim Streckengeschäft transportieren Spediteure die Ware direkt aus dem Hafen zu den Kunden. Beim Lagergeschäft hält Brockmann die unterschiedlichen Hölzer und Qualitäten selbst vor und greift dabei auf seine Firmenflotte an Lastwagen zurück. Auf die politisch veranlassten Russland-Sanktionen wegen der Ukraine-Krise hatte sich die Unternehmensführung vorausschauend eingestellt. "Das Geschäft läuft aber reibungslos", erklärt Glatzel und weist auf den schwachen Rubel hin. Wechselkurse seien für Brockmann natürlich immer ein Thema, das sich auf den Geschäftserfolg auswirke.

Der neue Standort Krefeld ist auch mit der Hoffnung verbunden, wirtschaftlicher arbeiten zu können und damit Kosten einzusparen. Die Container aus den Nordseehäfen könnten per Binnenschiff angeliefert, und die mehrtägigen Lkw-Touren aus Russland durch Transporte mit Güterzügen ersetzt werden. "Dazu müsste Russland aber sein Schienennetz in Ordnung bringen", sagt Glatzel - der die Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern alle vor Ort in Augenschein genommen hat.

Insbesondere der Umgang mit Tropenhölzern werde in der Öffentlichkeit argwöhnisch beobachtet. Das vor rund zwei Jahren eingeführte Zertifizierungs- und Lizenzierungswesen habe sich zu einem wahren Bürokratiemonster entwickelt. Jeder einzelne Schritt müsse dokumentiert werden. "Inzwischen sind die Regierungen in den Herkunftsländern aufgewacht", sagt Glatzel - der sich lange Jahre als Berater im World Wildlife Fund For Nature (WWF) engagiert hat.

Für den nächsten wichtigen Schritt in der Firmenhistorie, die Verlagerung nach Krefeld, unterstützt und berät der Ruheständler jetzt seinen Sohn.

(RP)
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