Krefeld Jecker Spott über Theaterplatz

Krefeld · Rund 200.000 Menschen säumten Montag den Weg des Rosenmontagszuges. Der Zug war ebenso von Spitzen gegen die Lokalpolitik geprägt wie von vielen einfallsreichen und liebevoll gestalteten Fußgruppen.

Höhepunkt im politisch inspirierten Karneval Krefelds ist gestern beim Rosenmontagszug ein Wagen der GKGK 1878 gewesen, der die Vorgänge rund um die Versetzung der Toilette auf dem Theaterplatz aufs Korn genommen hat. Auch viele weitere Spitzen gegen die Krefelder Kommunalpolitik fanden sich in dem Zug. 200.000 Menschen säumten bei zeitweise strahlendem Sonnenschein den Weg der Narren durch die Stadt — so viele Menschen wie im Vorjahr. Die Polizei zeigte sich zufrieden: Der Zug verlief insgesamt friedlich.

"Bis 20 Uhr mussten zehn Randalierer, die zu tief ins Glas geschaut hatten, in Gewahrsam genommen werden", teilte ein Sprecher mit. Sieben davon mussten festgenommen werden. Grund dafür waren meistens Körperverletzungsdelikte sowie Widerstand gegen Polizeibeamte. Am Rande des Zugweges stellte die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt Krefeld bei Kindern oder Jugendlichen insgesamt 57 Liter Alkohol, davon 20 Liter Bier, sicher. 13 Kinder bzw. Jugendliche wurden der Sammelstelle zugeführt. Die Rettungsdienste leisteten 20 Mal Hilfe. Einmal wurde eine Schnittverletzung behandelt. Bei einem 16-jährigen Jungen wurde ein Blutalkoholwert von 2,28 Promille festgestellt.

Auf dem GKGK-Wagen war Oberbürgermeister Gregor Kathstede abgebildet, wie er ein Toilettenhäuschen ("Driethüske") auf dem Rücken schleppt; dazu stand zu lesen: "Wohin jetzt? Irrfahrt einer Toilette" — Anspielung auf die mobile Toilette für die Drogenszene auf dem Theaterplatz. Die Anlage wurde erst aufgestellt und kurze Zeit später an eine unauffälligere Stelle auf dem Platz versetzt.

Die "Jecken Kojoten" machten sich mit ihrem Wagen über das Baustellenkonzept der Stadt lustig — dazu zeigt ein Daumen nach unten. Die Euro-Krise war Thema der Fidele Jröne Jonges: "Befür dat Jeld kapot jieht/ Schmiete wir et met bedse Häng erut" — bevor das Geld nichts mehr wert ist, werfen wir es mit beiden Händen zum Fenster raus; die Fußgruppe hinter dem Wagen war mit (Geld-)Säcken gewandet und mit Geldscheinen behängt.

Selbstironie zeigte der Oppumer Tennisclub 1978 (mit jeckem Jubiläum: er wurde vor 33 Jahren gegründet); der Festwagen spielte darauf an, dass Oppum keinen Karnevalsprinzen gefunden hat: "In Oppum war kein Prinz zu kriegen/ es wird doch wohl an uns nicht liegen?". Hinter dem Wagen folgte ein Trupp Vogelscheuchen unter dem Motto: "Vogelscheuchen gibt es viele, doch Karnevalsprinz ist nicht zu kriege". Voller Ironie auch die Fußgruppe in Hühnermontur vom Stammtisch "Die lustigen Hühner", die Stammtisch-Parolen zum Besten gaben — wie "Die Stadt hat leere Kassen/drum mussten wir Federn lassen" (Anspielung auf die Gebührenerhöhungen zur Haushaltssanierung) oder "Krefeld im Dornröschenschlaf/ Schlaf, Krefeld, schlaf". Das Stichwort Abitur-Doppeljahrgang, der demnächst auf die Universitäten drängt, griffen Schüler mit einem Wagen unter dem Motto "Jetzt kracht's doppelt" auf — und die Schüler auf dem Wagen ließen es wirklich krachen, machten Stimmung für drei Karnevalszüge, wobei sie mit Doktorhüten auf den künftigen Uni-Besuch hinwiesen.

Viele Fußgruppen gehörten zu den optischen Höhepunkten des Zuges — etwa die in leuchtend Blau gehaltenen Gruppe der Schwimmvereinigung Krefeld '72, die mit Neptun- und Nixen-Verkleidungen ihre Gründung vor 40 Jahren feierte. Es gab auch viele im Detail sehr hübsch gestaltete Wagen — wie der blumengeschmückte Wagen vom KKV-Stadt-Pony-Hof mit dem Kinderprinzenpaar Oliver I. und Anika I. Auch Vertreter aus Krefelder Politik und Wirtschaft waren im Zug vertreten. Auf dem markanten Schiff-Festwagen des Senats waren unter anderem Otto Fricke (FDP-Bundestagsabgeordneter), der CDU-Fraktionschef Winfried Fabel, und Klaus Geurden, Volksbank-Vorstandschef, angemeldet; auf der Gästeliste des Präsidentenwagen standen Oberbürgermeister Gregor Kathstede und der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen.

(RP/url/jco)
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