Krefeld Weihnachtsmarkt: Händler sagen neuen Betreibern reihenweise ab

Krefeld · Die neuen Betreiber des Weihnachtsmarktes haben Probleme, Händler für die Buden zu finden. Krefelder Händler machen nicht mit. Als Grund wird der Mindestlohn angeführt, der die Personalsuche erschwere.

Krefeld: Weihnachtsmarkt: Händler sagen neuen Betreibern reihenweise ab
Foto: Stadt Krefeld

In knapp drei Wochen, am 19. November, startet der Krefelder Weihnachtsmarkt mit einem neuen Budenkonzept. Ausrichter ist dann erstmals das "Thommessen Christmas Event Management". Ob es von Anfang an ein Erfolg wird, ist seit der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte fraglich: Die Thommessens sagten bei der Sitzung, sie hätten Probleme, Händler für den Markt zu finden. Aus Krefeld habe sich überhaupt kein Händler zur Teilnahme bereit erklärt.

"Die haben alle Personalprobleme. Drei Betreiber haben durch den Mindestlohn kein Personal gefunden und deshalb wieder abgesagt", sagt Alice Thommessen, die das Konzept des Weihnachtsmarktes in der Bezirksvertretung Mitte vorgestellt hat. Problematisch bei der Händlersuche sei auch gewesen, dass sie diesen finalen Vertrag für den Betrieb des Weihnachtsmarktes mit der Stadt erst spät habe unterschreiben können, sagt Thommessen.

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Foto: Thomas Lammertz

Für die Thommessens ist es ein Risiko: Die Familie erhält von der Stadt das Recht, den Weihnachtsmarkt zu betreiben, zahlt dafür an die Stadt eine Sondernutzungsgebühr, muss sich um alle Nebenkosten und Standaufbau selbst kümmern. Für die neue Konzeption haben Alice und Günter Thommessen zuerst einmal die Buden erneuert, die nun nicht mehr als Fachwerk gestaltet sind, sondern durchgehend aus Holz. Teil der Neukonzeption ist auch, dass die Buden mit Geschenkartikeln auf der Rheinstraße konzentriert werden.

Auf dem Platz südlich der Dio-Kirche wird es einen Gastronomiebereich mit Karussellgeschäft und Bühne geben. Hier wird auch ein VIP-Bereich eingerichtet - Krefelder Bürger, Vereine, Gesellschaften können sich eine Bude mit 16 Plätzen mieten. Es gibt ein Glühweindorf, eine Genießerlounge, das bekannte Weihnachtshaus und einen Postkasten, in den Kinder Briefe an das Christkind einwerfen können.

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Foto: Moll, Jürgen

Gastronomisch soll es Neuerungen geben, sagte Alice Thommessen: "Wir haben eine Bude mit Churros (spanisches Gebäck, das in Kakao getaucht wird, Anm. d. Red.), wir haben einen Stand mit Knoblauchbrot und Butter, und wir haben einen vegetarischen Stand (Applaus von der Grünen-Fraktion, Anm. d. Red.)." Alice Thommessen betonte, dass der Weihnachtsmarkt, den ihre Familie laut Vertrag bis 2019 führt, einen Entwicklungsprozess durchlaufe. "Wir arbeiten dran, es wird von Jahr zu Jahr besser."

Hartmut Janßen, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes in Krefeld, hat eine Erklärung dafür, dass die Händlersuche schwierig ist: "Wegen der langen Öffnungszeiten fallen viele Stunden auf dem Weihnachtsmarkt an, die man zu öffnen gezwungen ist. Da muss man Personal für haben. Dafür ist meist der Ertrag zu gering." Er kenne Einzelhändler aus Krefeld, die es mit einer Teilnahme versucht hätten. Um die Kosten im Rahmen zu halten, hätten sie dann am Ende teilweise selbst in den Buden gestanden. Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands betont: "Der Krefelder Handel hält sich an die Vorgaben des Mindestlohns."

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Ob der Mindestlohn der wahre Grund dafür ist, dass kein Krefelder Einzelhändler beim Weihnachtsmarkt mitmacht, zweifelt er an. Generell sei es für inhabergeführten Geschäfte schwierig, parallel auch auf dem Weihnachtsmarkt einen Stand zu betreuen.

Immer wieder ist in den vergangenen Jahren Kritik am Weihnachtsmarkt rund um die Stadtkirche St. Dionysius laut geworden - zu gleich, zu eintönig. Die Politik sprach sich für eine Neukonzeption aus. Die Stadt war gezwungen, die Vergabe des Weihnachtsmarktes europaweit auszuschreiben. Schließlich veranstaltete die Stadt einen Ideenwettbewerb mit vier eingereichten Konzepten, an dessen Ende im Januar 2015 ausgerechnet die Thommessens mit ihrem Konzept "Crefelder Weihnachtsmarkt an der Dionysiuskirche - Hüttenzauber für Leib und Seele" gewannen. Sie waren schon in der Schaustellergemeinschaft, die den Weihnachtsmarkt vorher organisiert hatte, federführend tätig. Es war auch Familie Thommessen, die vor 37 Jahren in Krefeld den Weihnachtsmarkt gegründet hat - sie betreibt dort eine bekannte Reibekuchenbude, einen Glühweinstand und einen Imbissstand.

Stadtmarketingchef Ulrich Cloos betonte in der Bezirksvertretung, dass die Auswahl des Betreibers eine politische Entscheidung gewesen sei. Die Stadt habe in der Jury nur einen Sitz gehabt. Er drückte bezüglich der Neukonzeption auf die Euphoriebremse: "Man sollte die Kirche im Dorf lassen, was die Erwartungshaltung angeht."

(RP)
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