Falschfahrer-Unfall in Langenfeld "Die Geisterfahrt beginnt oft durch zu frühes Linksabbiegen"

Langenfeld · Immer wieder gibt es Falschfahrer. Am Wochenende sind zwei Menschen auf der A3 bei Langenfeld deswegen gestorben. Ein Experte vom ADAC spricht im Interview über die Gründe, wie Autofahrer zu Geisterfahrern werden und gibt Sicherheitstipps.

 Über 2000 Warnmeldungen über Falschfahrer gibt es im Jahr (Symbolbild).

Über 2000 Warnmeldungen über Falschfahrer gibt es im Jahr (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/Smileus

Auf der A 3 bei Langenfeld hat ein Falschfahrer einen schweren Unfall verursacht. Er und ein weiterer Autofahrer sind gestorben, nachdem die Autos zusammengekracht sind. Es gibt immer mal wieder Meldungen, dass ein Falschfahrer auf einer Autobahn unterwegs ist. Wie verhalte ich mich in so einer Situation als Autofahrer, der gerade auf derselben Strecke unterwegs ist?

Andreas Hölzel: Fahren Sie am besten an den rechten Fahrbahnrand und überholen Sie nicht. Außerdem sollten Sie das Tempo reduzieren — etwa auf 80 Kilometer pro Stunde. So kann man noch angemessen reagieren, wenn man den Falschfahrer sieht. Wenn man 150 fährt, ist man unter Umständen schlicht zu schnell, um noch auszuweichen.

Wie oft kommt so etwas denn vor?

Hölzel: Im Jahr gibt es im Schnitt etwa 20 Verkehrstote in Deutschland, die durch Falschfahren verursacht wurden. Wir haben etwa 2000 Warnmeldungen über Falschfahrer im Jahr.

 Andreas Hölzel vom ADAC.

Andreas Hölzel vom ADAC.

Foto: ADAC

Wie wird ein Autofahrer zum Falschfahrer?

Hölzel: Da gibt es viele unterschiedliche Gründe. In Langenfeld geschah etwas völlig Unvorhersehbares: Eine Verfolgungsjagd, bei der der Verfolgte plötzlich gewendet hat und in der Gegenrichtung davongerast ist. Solche irrationalen Fahrmanöver können aber überall vorkommen, nicht nur auf Autobahnen. Einige Geisterfahrer sind auch in der Absicht unterwegs, sich selbst zu töten. Dann gibt es immer wieder Senioren, die sich in die falsche Fahrtrichtung verirren. Es gab auch Falschfahrten aufgrund von Wetten oder Mutproben. Und manche Autofahrer — egal welchen Alters — verirren sich in die falsche Richtung, weil die Verkehrsführung unübersichtlich war, die Schilder und Markierungen nicht eindeutig waren oder sie die Übersicht verloren haben.

Kann man denn präventiv etwas dagegen tun?

Hölzel: Alle Autobahnauffahrten müssen regelmäßig überprüft werden. Auffahrten, von denen öfter Falschfahrten ihren Ausgang nehmen, sollten häufiger und gezielter angeschaut und verbessert werden. Die Geisterfahrt beginnt oft durch zu frühes Linksabbiegen. Der Autofahrer fährt dann statt auf die Auffahrt auf die Abfahrt der Gegenrichtung. Solche Auffahrten werden dann von Autobahnmeistereien und der Polizei begutachtet. Sie klären, wie man die Auffahrt verändern und verbessern kann. Die Straßenführung muss dem Autofahrer sofort zeigen, wo er fahren muss.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich merke, dass ich selbst gerade zum Falschfahrer geworden bin?

Hölzel: Stehenbleiben, Warnblinklicht anmachen, einen Notruf absetzen und warten, bis die Polizei kommt. Wichtig ist auch, sich selber in Sicherheit zu bringen und das Fahrzeug zu verlassen. Auf keinen Fall sollte man selber weiterfahren, wenden oder irgendeine Abfahrt nehmen. Das wäre viel zu gefährlich.

Die Fragen stellte Antje Seemann

(see)
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