Langenfeld/Monheim Städte schaffen Platz für Flüchtlinge

Langenfeld/Monheim · Monheim muss weitere Wohnungen anmieten. Die Stadt Langenfeld baut eine neue Unterkunft am Winkelsweg.

 Eigentlich sollte die Immobilie Alt Langenfeld 143 verkauft werden. Jetzt dient sie Flüchtlingen als sichere Bleibe.

Eigentlich sollte die Immobilie Alt Langenfeld 143 verkauft werden. Jetzt dient sie Flüchtlingen als sichere Bleibe.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten reißen nicht ab. Waren es in Monheim vor zwei Wochen noch 210 Menschen, die eine Bleibe benötigen, so sind es inzwischen 224. In Langenfeld sieht die Lage nicht anders aus. Dort ist die Zahl von 229 auf inzwischen 240 gestiegen. Dabei handelt es sich nur um Flüchtlinge, die in die für sie vorgesehenen Unterkünfte eingezogen sind. Die permanente Zunahme stellt die Städte vor echte Herausforderungen.

"Wir werden in diesem Jahr vermutlich 1,6 Millionen Euro ausgeben müssen", sagt Dietmar Marx, kommissarischer Bereichsleiter für Ordnungen und Soziales in der Stadt Monheim. "Vor vier Jahren lagen wir noch bei 600 000 Euro", beschreibt er die Dimension. Mit diesem Geld finanziert die Stadt am Rhein den Lebensunterhalt und die Krankenkosten der Asylsuchenden. Hinzu kommen inzwischen die Mietkosten. "Wir haben weitere Wohnungen bei der LEG angemietet", sagt Marx. Inzwischen seien es acht. Ob der zugesagte Zuschuss vom Land komme, sei ungewiss.

Langenfelds Erste Beigeordnete Marion Prell sieht Langenfeld ebenfalls unter Druck. Sie wird morgen im Ausschuss für Soziales ein Konzept vorlegen, das unter anderem den Neubau einer Unterkunft vorsieht. Am Winkelsweg sollen mehr als 30 zusätzliche Wohnungen entstehen. Darüber hinaus wird das alte, ehemals für jüdische Kontingentflüchtlinge vorgesehene Haus an der Straße Alt Langenfeld wieder aktiviert. Das sollte eigentlich verkauft werden. Einen Investor gab es schon. Die erwarteten Einnahmen waren bereits im Haushalt berücksichtigt. Daraus wird nun vorerst nichts. Jetzt muss Langenfeld einschließlich der Neubaukosten weitere rund 1,5 Millionen Euro einplanen. Für Unterkunft und Krankenkosten wird sich der Betrag in Langenfeld von einer Million auf 1,25 Millionen addieren.

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Prell spart nicht mit Kritik an der Landesregierung. "Erstens müssen wir noch die ehemaligen Flüchtlinge aus den inzwischen als sicher geltenden Staaten Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien versorgen." Dazu hat sie bereits einen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geschrieben. "Zweitens werden die Menschen aus dem Auffanglager immer schneller zugewiesen. Inzwischen reicht die Bestätigung, dass ein Mensch asylsuchend ist", sagt sie. Zuvor seien nur bereits anerkannte Asylbewerber gekommen. "Innerhalb von fünf Tagen landen die Menschen bei uns. Da fliegen uns die Konzepte um die Ohren", schließt sie sich der Kritik des Deutschen Städtetags an, der eine längere Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge in den Auffanglagern fordert.

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Foto: dpa, jst fdt

Am meisten ärgert die Dezernentin, dass kaum mehr kommuniziert wird. "Wir haben jüngst eine junge Frau zugewiesen bekommen. Dass sie hochschwanger war, hat uns niemand gesagt", schimpft sie. Das Baby ist inzwischen da. "Auf solche Dinge müssen wir doch ganz anders reagieren können", sagt sie mit Blick auf eine passende Unterkunft.

Zurzeit unterhält die Stadt Langenfeld drei Flüchtlingsheime. An der Kölner Straße können bis zu 166 Menschen untergebracht werden, am Winkelsweg 96. Das zwischenzeitlich stillgelegte Heim an der Straße Alt Langenfeld wird bereits wieder von 27 Menschen bewohnt. Ein Teil der Asylsuchenden wird in Wohnungen des freien Marktes untergebracht - ebenso wie in Monheim. Dort gibt es Heime an der Niederstraße, an der Danziger- und an der Rhenania Straße. Diese sind belegt, deshalb mietet die Stadt Wohnungen. Die Forderung, dass Flüchtlinge nur noch Barleistungen bekommen, schreckt Dietmar Marx nicht. "Das praktizieren wir ohnehin", erläutert er. Ein einzelner Mensch bekäme rund 300 Euro pro Monat. Für eine Familie mit acht Kindern gäbe es um die 2000 Euro gemäß dem Regelbedarf.

(RP)
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