Mönchengladbach Claus - herzlich, bunt, bestens sortiert

Mönchengladbach · Taschen aus Getränkedosen-Verschlüssen, Flaschenöffner aus Kickerfiguren, Ringbücher aus Kinderbuch-Einbänden - rund 140 Aussteller boten im TiN beim Weihnachtsmarkt der anderen Art ihre selbst gemachte, schöne Ware an.

So schön war der Claus-Markt in Mönchengladbach 2014
25 Bilder

So schön war der Claus-Markt in Mönchengladbach 2014

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Das Etikett auf der Innenseite der pinkfarbenen Strickmütze gibt an, woraus sie gemacht ist: 48 Prozent Wolle, 47 Prozent Acryl - und fünf Prozent Liebe. "All meine Sachen enthalten fünf Prozent Liebe oder fünf Prozent Herzblut", sagt Nina Boecker. Die pinkfarbene Mütze und viele andere selbst gemachte Strickwaren bot die 36 Jahre alte Sauerländerin am Wochenende auf dem alternativen Weihnachtsmarkt Claus im Theater im Nordpark (TiN) an ihrem Stand zum Verkauf an.

 Katharina Herkenhoff von "Kleinkariert" beim Claus-Markt vor einer Torte mit ausgefallenen Ringen.

Katharina Herkenhoff von "Kleinkariert" beim Claus-Markt vor einer Torte mit ausgefallenen Ringen.

Foto: Raupold

"Ich übe mein Handwerk seit elf Jahren aus", erzählte Nina Boecker. Jeden Winter stellt sie auf 15 bis 20 Weihnachtsmärkten aus, mittlerweile weiß sie: "Claus ist der herzlichste, bunteste, bestsortierteste von allen." Und mit dieser Ansicht ist sie bei weitem nicht alleine. Gäbe es für Claus ein Etikett, müsste es sicher sowohl fünf Prozent Herzblut als auch fünf Prozent Liebe ausweisen - mindestens.

"So viel Liebe zum Detail wie hier kenne ich sonst von keinem anderen Markt", lobte Nina Boecker. Da seien zum Beispiel diese witzigen Zettel auf den Toiletten, nannte sie ein Beispiel. An den Spiegeln hingen welche mit der Aufschrift "Du siehst heute richtig gut Claus", andere forderten: "Nimm dir Zeit" und boten Minutenbeträge zum Abreißen. Auch "Helden zum Mitnehmen" ließen sich abrupfen und ein paar Portionen Liebe. "Ein befreundeter Texter hat die Zettel gestaltet", erzählte Myriam Topel. Gemeinsam mit der Modedesignerin Nicole Schlürensauer organisiert die Fotografin den Claus-Markt seit 2008.

 Stöbern im TiN: So groß war der Claus noch nie. Bei vielen Ausstellern und Besuchern ist der Markt ein fester Termin im Kalender.

Stöbern im TiN: So groß war der Claus noch nie. Bei vielen Ausstellern und Besuchern ist der Markt ein fester Termin im Kalender.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Rund 140 Aussteller holten die beiden ins TiN, der Markt war größer denn je. Ein DJ spielte elektronische Musik, die Besucher konnten veganen Döner und orientalische Süßigkeiten essen, Glühwein und Limonade trinken. In einem abgetrennten Bereich durften sich Kinder als Schatzsucher probieren. An den Ständen gab es unter anderem Mode und Möbel, Schmuck und schrille Deko-Objekte. Der Trend, Dinge wiederzuverwerten, zeigte sich auch diesmal deutlich: An einem Stand verkaufte eine Frau Kettenanhänger aus alten Löffeln, an einem anderen hingen Gürtel aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen, ganz in der Nähe lagen Ringe, die statt mit Edelsteinen mit Scherben alter Porzellantassen besetzt waren.

Als Uhren umfunktionierte Schallplattenspieler hingen an einer Wand, Rucksäcke aus alten Jeans an einem Kleiderständer, auf Tischen lagen Shirts aus Biobaumwollresten, Taschen aus Getränkedosen-Verschlüssen und Flaschenöffner aus Kickerfiguren. Michael Beyer-Rother aus Osnabrück zeigte an seinem Stand, was sich alles aus den Covern von Kinderbüchern und Schallplatten machen lässt: Ringordner und Taschenkalender zum Beispiel. "Lieblingsbuchmacher", nennt sich Beyer-Rother - weil er auf Wunsch aus den Lieblingskinderbüchern seiner Kunden neue Ordner und Kalender herstellt.

"Ich verwerte die Kindheit", erklärte der 40-Jährige. Marktbesucherin Annika Brendgen hatte ihn 2013 auf dem Claus-Markt kennengelernt und diesmal extra zwei Platten mitgebracht, die sie verwerten lassen wollte: die Sesamstraße und das Dschungelbuch. "Claus ist jedes Jahr ein fixer Termin in meinem Kalender", sagte die 29-Jährige, die gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Ramona die Halle durchstreifte. Sie schätzt, mit wie viel kreativem Geist Claus beseelt ist und mag, dass es so viel Selbstentworfenes zu sehen gibt. "Ich weiß, dass jemand dahinter steckt, der das mit ganz viel Liebe macht", sagte die Nettetalerin und fand neben Michael Beyer-Rother gleich noch ein gutes Beispiel: Susanne Büdenhölzer-Boms.

Auch ihren Stand steuerten Annika und Ramona Brendgen gezielt an. Bei ihr hatten sie sich im Jahr zuvor schon zwei kleine Kopfschmücker gekauft. Die 30 Jahre alte Tönisvorsterin kreiert Hütchen, die sie unter anderem mit Kunststoff-eichhörnchen, Miniflamingos und Plastiktörtchen dekoriert. Auf keinem Claus-Markt hat sie bisher gefehlt. "Es ist einfach schön hier, liebevoll und persönlich", findet sie. Auch der neue Schauplatz, das TiN, gefiel ihr: "Gut ausgeleuchtet, groß und luftig."

(RP)
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