Serie Was Macht Eigentlich? "Werr haue kräftig op die Trumm ..."

Mönchengladbach · Es war der Hit, den Gladbachs Jecke beim Karneval 1999/2000 sangen - das Lied, das Prinzessin Hilde für Prinz Horst geschrieben hatte. Die Trumms sind ein Paar, das rheinische Lebensart verkörpert. Und viel zum Aufschwung der Prinzengarde beigetragen hat.

 Immer auf die Trumm: Prinzessin Hilde LIX. und Prinz Horst I. bringen den Saal in Schwung. Nur Karnevals-Boss Bernd Gothe (links) ist gerade abgelenkt.

Immer auf die Trumm: Prinzessin Hilde LIX. und Prinz Horst I. bringen den Saal in Schwung. Nur Karnevals-Boss Bernd Gothe (links) ist gerade abgelenkt.

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Daumendrücken ist noch angesagt bei und für Horst Trumm, der seit eineinhalb Jahren gegen einen sehr tückischen Krebs kämpft. Erfolgreich, soweit die Ärzte das sagen können. Seine Chancen sehen auch deshalb gut aus, weil der 76-Jährige ein Mann mit ungeheurem Lebensmut ist. Der sein Herz früh in die Hand genommen, es als Volksschüler weit gebracht hat und einer ist, der nicht aufgibt. Und ein Mensch, mit dem jedermann gerne ein Bier trinken und sich prächtig unterhalten könnte.

Horst und Hilde Trumm waren 1999/2000, in der Milleniums-Session des Jahrtausend-Wechsels, das Mönchengladbacher Prinzenpaar, das die Herzen nicht nur der ausgewiesenen Karnevalisten eroberte: als Prinz Horst I. und Prinzessin Hilde Niersia LIV (Niersia, die 54.). Dazu haben ihr fröhlicher, lockerer Auftritt und ein Lied beigetragen, das Hilde ihrem Horst zur närrischen Inthronisation selbst geschrieben und geschenkt hat: "Werr send dat Prinzenpaar von Jlabbach, werr haue kräftig op die Trumm ..."

Für die professionelle Umsetzung der Melodie, die Hilde Trumm im Kopf hatte, wurde die Kölner Party- und Stimmungsband "PÖ-A-PÖ" mit dem Rheindahlener Peter Wieland gewonnen. Gesungen auf der närrischen Bühne hat dann Horst, Hilde dazu die Pauke geschlagen - die Trumm, wie man hier sagt. "Dat Lied is joot", sagte ein Mitglied der Kölner Kultband "Höhner". Ein Lob von höchster Stelle gewissermaßen. Und die CD mit dem Lied "tat" es: Am Ende der Session waren 25.555,55 Mark aus dem Verkauf der Scheibe und Spenden für die Kinderabteilung des Rheydter Elisabeth-Krankenhauses zusammengekommen.

Die Trumms waren schon immer eifrige Sitzungsbesucher, ob in Gladbach, Rheydt oder Köln. Und sie hatten Wicky Junggeburths Hit "Eimol Prinz zo sin" mitgesungen - aus vollem Herzen. "Denn es war schon lange mein stiller Wunsch, einmal Prinz zu sein", erzählt Prinz Horst, der Erste. Aber nicht in Kölle am Rhing wie Wicky Junggeburth, sondern in seiner Heimatstadt, in Mönchengladbach.

Und dann erfüllte sich der Traum. 1995 standen zwei langjährige Bekannte, Willi Ipers und Heinz Mieves, in seinem Büro bei der NVV AG, setzten ihm eine rot-graue Mütze auf und sagten: "So, jetzt bist du Mitglied bei der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach." Drei Jahre später kam Friedhelm Kirchhartz, sein Chef beim Arbeitgeber NVV, mit einer nicht ganz unerwarteten Frage: "Willst du jetzt Karnevalsprinz werden?" Und Kirchhartz wischte eventuelle Bedenken gleich beiseite: "Das wäre auch für unser Unternehmen gute Werbung." Da gab es dann kein langes Überlegen, die Zustimmung seiner Frau hatte Horst Trumm schon vorab bekommen: "Wenn du das wirklich willst und man fragt dich, dann musst du auch ja sagen und nicht, fragt meine Frau."

So wurde Horst Trumm Mönchengladbachs oberstem Karnevalschef Bernd Gothe vorgestellt, man wurde sich einig. "Es war eine gute Entscheidung, die beiden Trumms zu nehmen", sagt Bernd Gothe heute: "Sie waren ein Prinzenpaar mit viel Herz, bodenständig, lustig und mit diesem passenden Motto." Und "Prinzenmacher" Kirchhartz schwärmt noch heute: "Sie waren ein tolles Prinzenpaar."

Es war eine lange Session im Milleniumsjahr 2000 - volle drei Monate. Doch die beiden Trumms hatten sie sich gezielt ausgesucht: Der Rosenmontag war der 6. März - ihr Geburtstag. Und 2000 das Jahr, in dem er 60 wurde. Ein Traum wurde wahr. "Ich habe dafür meinen Urlaub aus zwei Jahren genommen", sagt Horst Trumm "Und wir sind auch nicht krank geworden." Weil es eben ungeheuren Spaß gemacht hat.

Für die Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach (das sind die Männer mit den rot-grauen Uniformen, im Gegensatz zu der Großen Rheydter Prinzengarde, die in Schwarz-Weiß auftritt) wurden die Trumms zu einem wahren Glücksgriff. Horst war 14 Jahre, von 2001 bis 2015 ihr Vorsitzender, Hilde die fleißig arbeitende Seele im Hintergrund. "Ohne meine Hilde hätte ich das alles nicht geschafft", sagt er.

2015 hat Horst Trumm den Vorsitz abgegeben, zwei Jahre vor Ablauf seiner Wahlzeit. "Jetzt muss mal ein Jüngerer ran", hat er gesagt. Der Jüngere ist Norbert Bude, Mönchengladbachs Ex-Oberbürgermeister. Und Mitglied der "Pulvermeister" wie Trumm. Die Pulvermeister sind eine Gruppe gestandener und angesehener Männer ("Prominententruppe mit der Lizenz zum Durchknallen"), die Jahr für Jahr mit spektakulären Kostümen und Auftritten nicht nur sich selbst viel Spaß bereitet. "Sie sorgen auch dafür, dass die Prinzengarde das nötige Pulver bekommt", erklärt Horst Trumm den hintersinnigen Namen.

(RP)
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