Mönchengladbach Liedgut#2 stellte Schostakowitsch und Weinberg vor

Mönchengladbach · Michael Preiser, Solorepetitor und Dirigent am Theater, zeigte auf, dass Weinberg mehr Ruhm verdient hätte.

Viele Gemeinsamkeiten lassen sich zwischen Dmitri Schostakowitsch und Mieczyslaw Weinberg finden. Beide Komponisten schrieben sowjetische Musikgeschichte, beide hatten erheblich unter den despotischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu leiden. Der Russe Schostakowitsch wurde vom stalinistischen Terror unterdrückt und bedroht. Der polnische Jude Weinberg verlor durch den Völkermord der Nazis alle Angehörigen; er selbst flüchtete aus Warschau über Minsk und Taschkent nach Moskau. Beide Komponisten verband eine intensive Freundschaft. Der Unterschied: Schostakowitsch gehört zu den bekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts, Weinberg blieb bis heute weitgehend unbekannt.

Michael Preiser, Solorepetitor und Dirigent am Gemeinschaftstheater, zeigte am zweiten Abend der neuen Reihe "Liedgut" auf, dass Weinberg mehr Bekanntheit verdient hätte. In einem eindrucksvollen Konzert stellte er im Konzertsaal des Theaters Lieder und Klaviertrios sowohl von Weinberg wie von Schostakowitsch vor. Die Werke fanden bei den Zuhörern viel Anerkennung, die Leistungen der beteiligten Künstler ebenfalls.

In sieben jüdischen Liedern, in russischer Sprache hervorragend vorgetragen von Izabela Matula, verband Weinberg seine eigene kompositorische Handschrift mit Stilelementen jüdischer Musik. Die Lieder schildern ostjüdisches Alltagsleben; auch im vordergründig Heiteren spiegeln sich Tragik, Angst und Schrecken wieder. Da Preiser die Inhalte erläuterte, konnte man dem Vortrag folgen. Trotzdem wäre fürs Verständnis der feinen Ironie der Texte eine gedruckte Übersetzung wünschenswert gewesen.

Von ostjüdischem Alltagsleben handelten auch Schostakowitschs elf Lieder "Aus jiddischer Volkspoesie". Schostakowitsch hatte großes Interesse an jüdischer Musik, wie Weinberg greift auch er auf typische Stilmittel wie übergroße Ganztonschritte zurück. Eigentümlich ist die Aufteilung auf drei Singstimmen, die teils solistisch, teils als Duo oder Trio eingesetzt werden. Ausgezeichnete Liedinterpreten fand Preiser in Mitgliedern des Opernstudios: Julia Danz (Sopran), Agnes Thorsteins (Mezzosopran) und Xianghu Alexander Liu (Tenor). Viel Beifall fand auch die Wiedergabe der beiden Trios, op. 8 von Schostakowitsch und op. 24 von Weinberg. Das Seidenweber-Trio mit Agnes Izdebska-Goraj (Violine), Lilian Mann (Violoncello) und Michael Preiser (Klavier) bestach durch die souveräne Bewältigung der instrumentalen Anforderungen ebenso wie durch eine durchdachte musikalische Gestaltung.

Auch die nächste Folge von "LiedGut" verspricht interessant zu werden. Dann geht es um amerikanische Lieder, am 22. März im Mönchengladbacher und am 26. März im Krefelder Theater, beide Konzerte beginnen um 19.30 Uhr.

(-tr)
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