Darts Dragutin Horvat überrascht sich selbst

Mönchengladbach · Der 40-Jährige gewinnt das Finale der Bull's Super League Darts im Gladbacher "Denk Mal ..." und sichert sich damit die Wildcard für die Weltmeisterschaft der Profi-Dartspieler im berühmten "Ally Pally" in London.

 Und doch die Arme: Dragutin Horvat hat soeben seinen Platz bei der Darts-Weltmeisterschaft in London gesichert. "Ich hatte nicht mit dem Sieg gerechnet", gestand er nach seinem Erfolg.

Und doch die Arme: Dragutin Horvat hat soeben seinen Platz bei der Darts-Weltmeisterschaft in London gesichert. "Ich hatte nicht mit dem Sieg gerechnet", gestand er nach seinem Erfolg.

Foto: Dieter Wiechmann

Als bester Pfeile-Werfer im Finale der Bull's Super League Darts Germany hat sich Dragutin Horvat den Sieg gesichert. Damit wird "Braco", wie der aus Kassel stammende 40-jährige gerufen wird, Ende Dezember im "Ally Pally", dem Alexandra Palace in London, bei der PDC Dart WM 2017 dabei sein. "Braco" ist kroatisch und bedeutet übersetzt so viel wie "kleiner Bruder". Ein Kosename, der den stämmigen Horvat nur unzureichend beschreibt. Das Finale im "Denk Mal ..." in Geneicken gegen Stefan Stoyke, der im Vergleich zu Horvat schmal wirkt, war eine ziemlich einseitige Angelegenheit. Horvat, der in der Gruppe gegen Stoyke 5:6 verlor, setzte sich klar mit 10:6 durch.

"Ich bin hierher gekommen, um die Vorrunde zu überstehen", sagte Horvat. "Die Freude ist natürlich riesengroß, ich hatte nicht mit dem Sieg gerechnet." Im Finale, das im Modus "Best of 19 Legs" gespielt wurde, erwischte er den besseren Start und ging schnell mit 3:1 Legs in Führung. Plötzlich traf der "kleine Bruder" aber nicht mehr die Triple-Felder und Stoyke glich aus. Bis zur Pause baute Horvat, der jetzt wieder konstanter traf, seine Führung auf 7:3 aus. Beim 6:9 hatte Stoyke Aufschlag und war auf dem besten Weg, wieder in das Spiel zu finden. Fast schien es so, als würde sich Horvat schon auf sein Aufschlagspiel konzentrieren. Als Stoyke aber dreimal an der Doppel-Vier vorbeizielte, nahm Horvat das Geschenk an. Er verwandelte seinen ersten Matchball in der Doppel-20, dem "Tops" genannten Feld.

Großer Jubel bei ihm und seinen zahlreichen Unterstützern brach aus. Nach der Siegerehrung führte Horvat bereits das erste Interview mit dem Fernsehsender "Sport1", der live aus London berichten wird. Für den Sieger heißt es jetzt, sein Trainingspensum zu erhöhen. "Ich bin eigentlich eher trainingsfaul", gab Horvat zu. "Aber vor den Wettbewerben trainiere ich immer täglich."

Für den Alexandra Palace wird er jetzt bis zu drei Stunden pro Tag trainieren. Als Amateur kann er nicht den gleichen Aufwand wie ein Profi betreiben. Die besten Spieler stehen bis zu sechs Stunden pro Tag am Brett. Horvat will sich in London in der Qualifikation durchsetzen, um dann gegen einen der topgesetzten Spieler antreten zu können. Er weiß, dass er vor allem einen kühlen Kopf bewahren muss, denn der entscheidet, ob der Pfeil die richtige Flugbahn einnimmt.

Acht Spieler hatten sich für das Gladbacher Finale qualifiziert; und jeder hatte die Chance, das Preisgeld und den Startplatz zu gewinnen. "Wir haben schon so häufig gegeneinander gespielt und jeder hat bereits jeden geschlagen", sagte Horvat. "Einen Favoriten gab es daher nicht." Dennoch setzte sich mit Stoyke der Ranglisten-Erste durch. Horvat war als Ranglisten-Vierter in die "schönste Dart-Location Deutschlands" - was Hausherrin Irmi Rüttgens amtlich beurkundet wurde - gekommen. Der als Titelverteidiger angereiste René Eidams, den Rüttgens vorab als Favoriten gehandelte hatte, verabschiedete sich nach nur einem Sieg bereits in der Vorrunde. Das Stoyke es bis ins Finale schaffte, hatte der 44-jährige nicht für möglich gehalten. Denn trainieren konnte der aus Barßel (Cloppenburg) stammende Ostfriese in der vergangenen Woche aufgrund starker Rückenschmerzen gar nicht. "Ich wollte eigentlich nur drei Spiele machen", sagte Stoyke. "Dass es so gut laufen würde, damit habe ich nicht gerechnet."

Weil aber die Wirkung der Schmerzmittel nachließ und die Kräfte schwanden, war er am Ende chancenlos. Im "Denk Mal..." finden die Darter perfekte Verhältnisse vor. Auch wenn die Stimmung natürlich nicht ganz an die im "Ally Pally" heranreicht, kommen Spieler und Zuschauer gerne hierher. Irmi Rüttgens hat mit ihrem Bruder Thomas eine tolle Dart-Location geschaffen. Am Samstag fühlte sich Dragutin Horvat ganz besonders wohl.

(HW)
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