Moers Skurrile Geschichten um einen Friedhof

Moers · Andreas Izquierdo hat in der Moerser Bibliothek aus seinem neuen Buch "Romeo & Romy" vorgelesen. Bei der Geschichte über ein ungewöhnliches Dorf im Erzgebirge hatte der Kölner Bestsellerautor die Lacher auf seiner Seite.

 Andreas Izquierdo las aus dem Buch "Romeo & Romy" vor.

Andreas Izquierdo las aus dem Buch "Romeo & Romy" vor.

Foto: K. Dieker

Als Andreas Izquierdo die Besucher zu einer "Ladies Night" begrüßte, hatte er gleich die Lacher das erste Mal auf seiner Seite. Und das sollte am Dienstagabend so bleiben. Der 47-jährige Schriftsteller aus Köln war in die Moerser Zentralbibliothek gekommen, um aus seinem Roman "Romeo & Romy" vorlas - auf Einladung der Bücherei und der Barbara-Buchhandlung. Und der hohe Frauenanteil im Publikum war wirklich unverkennbar: Etwa 60 Damen und drei Herren hörten zu.

In seinem neuen Buch erzählt der Bestsellerautor eine Geschichte, die fast so skurril ist wie die seines Romans "König von Albanien", der im Jahr 2007 mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman ausgezeichnet wurde. In diesem Buch erschleicht sich der Held den Königstitel und regiert einige Tage, bis der Schwindel auffällt.

Auch im neuen Buch wollen sich die meisten Figuren etwas erschleichen, zumindest die Einwohner des Dorfs Großzerlitsch im sächsischen Erzgebirge. Und zwar einen Platz auf dem heimischen Friedhof. Nie käme es einem der Alteingesessenen im Sinne, seine oder ihre letzte Ruhe in dem verhassten Nachbarort Kleinzerlitsch zu finden.

Mit diversen Tricks versuchen sie daher, die Zeitspanne bis zum Besuch des Sensenmannes abzukürzen, um sich eine der beiden letzten freien Grabstellen in Großzerlitsch zu sichern. So bestellt die Diabetikerin Bertha ein doppeltes "Neunerlein", ein erzgebirgisches Menü mit deftigen Hauptgang und süßen Nachspeisen, um sich daran fast zu "Tode zu fressen". Oder Einwohner Bertram läuft immer wieder bewusst vor den fahrenden Supermarkt von Emil, der die greisen Großzerlitscher dreimal pro Woche mit frischen Lebensmitteln versorgt.

In dieses ungewöhnliche Dorf kehrt Romy zurück. Sie ist als Schauspielerin gescheitert und hat das Haus ihrer Großmutter Leni geerbt, die zu den Privilegierten gehört, die einen sicheren Platz auf dem Großzerlitscher Friedhofs gefunden haben.

Romy kann Ben für das tollkühne Projekt gewinnen, eine gammelige Scheune in ein elisabethanisches Theater umzubauen, um dort mit den Großzerlitschern "Romeo und Julia" von William Shakespeare aufzuführen. Auch Ben ist als Schauspieler gescheitert und hat es als Regisseur nicht leicht, den Dorfbewohnern, etwa dem schwer sächselnden Kurt, Hochdeutsch beizubringen.

Wie sich dieses Szenario aus Theaterleidenschaft und Friedhofshumor entwickelt, ließ Andreas Izquierdo am Dienstagabend allerdings offen. "Dazu müssen Sie sich schon das Buch kaufen", meinte der Bestsellerautor charmant-diplomatisch.

Anschließend stellte der Gast sich den Fragen der Zuhörerinnen. Haben die Charaktere des Buchs etwa reale Vorbilder? "Einzelne Charakterzüge kenne ich", meinte der Autor mit einem Grinsen. Auch am Ende der Lesung hatte er die Lacher im Publikum ganz klar auf seiner Seite.

(RP)
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