Neuss Neuss-Comedy gegen Winterdepression

Neuss · Die schnellen Änderungen der Neusser Silhouette, die drohende Immobilienblase, das geplante Gänsemanagement im Jröne Meerke und die "Pegida"-Demos waren Themen der zehnten Rathauskantine im Theater am Schlachthof.

 Die zehnte Ausgabe der "Rathauskantine": Archivar Alfred Sülheim (Jens Spörckmann), Hausmeister Jupp Schwaderath (Dennis Prang) und Controllerin Simone Strack (Stefanie Otten) mit "Dat Rosi" (Sabine Wiegand) als Gast (v. l.).

Die zehnte Ausgabe der "Rathauskantine": Archivar Alfred Sülheim (Jens Spörckmann), Hausmeister Jupp Schwaderath (Dennis Prang) und Controllerin Simone Strack (Stefanie Otten) mit "Dat Rosi" (Sabine Wiegand) als Gast (v. l.).

Foto: TAS

Ist es der Burnout oder eher die Winterdepression? Jedenfalls scheint Simone Strack, Controllerin im Rathaus und verantwortlich für fehlende Heftklammern und Topfpflanzen, ein Fall für den verwaltungspsychologischen Dienst zu sein. Normal ist es schließlich nicht, dass die ansonsten so ambitionierte Fachfrau für Zahlen und Ausgaben einschläft, wo immer sie sitzt oder steht. Selbst in der Rathauskantine, zwischen Tannenbaum und Weihnachtskeksen.

Allerhand zu tun haben Archivar Alfred Sülheim (Jens Spörckmann), Hausmeister Jupp Schwaderath (Dennis Prang) und Controllerin Simone Strack (Stefanie Otten) in der zehnten Ausgabe der "Rathauskantine" des erfolgreichen Comedyformats, mit dem die drei seit zwei Jahren im Theater am Schlachthof in der Regie von Markus Andrae regelmäßig Aktuelles und Schräges aus Neuss durch den Kakao ziehen.

Über die schnellen Änderungen der Neusser Silhouette, die drohende Immobilienblase und das geplante Gänsemanagement, das nicht etwa "ein pädagogisches System für Marienberg" ist, sondern ein Plan für die Vogelpopulation am Jröne Meerke, räsonierte Spörckmann alias Sülheim wortgewandt und witzig.

Als "Verwaltungspsychologe" Rohrspecht-Sparwasser, Spezialist für gewaltfreie Kommunikation und die "Giraffen- und Wolfsprache", machte sich Prang ans Werk, die Zuschauer einer "Aufstellung nach Hellinger" zu unterziehen, und war zugleich als Schwaderath ein grandios-jovialer "Facility Manager", der jedes Fremdwort bis zur Unkenntlichkeit verdrehte und dessen Lache sich unentrinnbar einprägt.Als traumwandelnde Controllerin, vor allem aber als quirlige amerikanische Interviewerin Penny Wise, die die Neusser "Negida"-Demonstranten interviewt, war Stefanie Otten einfach schräg, komisch und mitreißend. Für Highlights sorgte Sabine Wiegand, die als "dat Rosi" zu Gast war und über Rauchverbote ("da rauchse, und plötzlich krisse en Sack aufm Kopp und ab gehts nach Guantanamero"), über Ehemann "Mamfred" und seinen Adventskalender vom Metzger, sowie generell über Männer nachdachte ("Männer sind wie Lichterketten, das ganze Jahr liegen se unnütz inne Ecke und wenne se ma brauchs, dann brennen se durch").

Ein Jahresrück- und -ausblick auf Bürgermeisterwahlen und den jung-dynamischen Kandidaten der Mehrheitspartei und Betrachtungen zum Alltag in der Quirinusstadt, "wo der Kampfmittelräumdienst jedes Jahr mehr Bomben entschärft als die Bundeswehr im Irak", aber auch Überregionales wie Pegida und der ungebrochene Run aufs Erdöl und ergebnislose Klimakonferenzen waren Themen der drei Comedians. Dabei waren nicht zuletzt kleine, stets souverän gehandhabte Bühnenpatzer in dem offenen und stets mit Aktuellem gewürzten Format einfach komisch, sympathisch und schön.

(KaTze)
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