Neuss Neusser besorgt über "Pegida"-Bewegung

Neuss · Der Integrationsrat will bei einer Veranstaltung sowohl über Islamfeinde als auch über Salafisten informieren.

 Rund 850 Menschen kamen am 8. Dezember bei Gegenkundgebungen gegen den "Pegida"-Ableger in Düsseldorf zusammen.

Rund 850 Menschen kamen am 8. Dezember bei Gegenkundgebungen gegen den "Pegida"-Ableger in Düsseldorf zusammen.

Foto: Bernd Schaller

Mit ungutem Gefühl beobachten Muslime, aber auch Nicht-Muslime in Neuss den steigenden Zuspruch, den die anti-islamische "Pegida"-Bewegung in anderen Städten - unter anderem in Düsseldorf und Bonn - erfährt. "In Neuss gibt es bestimmt Sympathisanten", ist Ozan Erdogan, der Vorsitzende des Neusser Integrationsrates, überzeugt. "Wenn man nichts dagegen unternimmt, kann sich das Ganze ausweiten." So sieht es auch CDU-Politiker Yasar Calik. "Die Entwicklung bereitet mir sehr starke Sorgen", sagt er. "Düsseldorf ist nicht weit."

Günter Weinert (AfD) zeigt Verständnis für die Demonstranten. "Viele Bürger sind unzufrieden und haben Angst, dass Deutschland die Kosten davon laufen, wenn nicht nur Menschen in Not, sondern auch viele Wirtschaftsflüchtlinge hierher kommen", sagt der Neusser. Er selbst sei noch bei keiner "Pegida"-Demo dabei gewesen und plane auch keine Teilnahme. "Aber nicht jeder, der dort mitläuft, ist gleich rechtsradikal."

Yasar Calik ist da anderer Meinung. "Das sind rechtsradikale Gruppierungen, die durch den Zulauf unterstützt werden", sagt er. Dies müssten sich die Teilnehmer der Demonstrationen verdeutlichen. Die jüdische Gemeinde in Neuss befürchtet zudem, dass mit der Islamfeindlichkeit der Antisemitismus zunimmt.

Um fremdenfeindlichen Parolen keinen weiteren Nährboden zu bieten, organisiert der Integrationsrat nach eigenen Angaben Anfang nächsten Jahres eine Veranstaltung für alle Interessierten, in der ein Experte der Düsseldorfer Polizei über "Pegida" und die Salafisten informiert. "Unser Bestreben ist es, mit Hilfe eines Fachmanns aufzuklären", sagt Erdogan. "Ich wünsche mir, dass die Bürger auch in Neuss auf die Einschätzung von Fachleuten und nicht auf die Parolen von Scharfmachern hören."

Hakan Temel (SPD) wundert sich, dass sich überhaupt so viele Menschen von den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) vereinnahmen lassen. "Patriotische Europäer - was soll das sein?", fragt er. "Die spielen doch nur mit den Ängsten und Sorgen von Menschen und arbeiten mit plumpen Pauschalierungen." Dass insbesondere die Initiatoren einigen Flüchtlingen vorwerfen, nicht wegen Gefahr für Leib und Leben, sondern aus anderen Interessen nach Europa zu fliehen, findet Temel perfide. "Der ,Pegida'-Organisator Lutz Bachmann ist doch selbst schon nach Südafrika geflüchtet, um hier einer Haftstrafe zu entgehen."

Immerhin: Die "Pegida"-Demo in Düsseldorf - dort "Dügida" betitelt - hatte mit rund 450 Teilnehmern nur knapp halb so viele wie die Gegenkundgebungen, die etwa 850 Demonstranten für sich gewinnen konnten. Für Ozan Erdogan eine Beruhigung und eigentlich nicht verwunderlich: "In Deutschland leben nur etwa drei Prozent Bürger mit muslimischer Herkunft. Wo soll da eine Gefahr der Islamisierung herkommen?", fragt der Vorsitzende des Neusser Integrationsrats. "Die allermeisten der Muslime wollen auch nichts mit extremen Gruppierungen wie den Salafisten zu tun haben, sondern hier nur in Frieden leben."

(NGZ)
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