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Neuss Schützen hoffen weiter auf Kulturerbe

Neuss · Die Unesco hat das Schützenwesen zwar nicht auf die Liste der schützenswerten Traditionen gesetzt, aber auch noch nicht abschließend entschieden. Hiesige Schützen setzen deshalb darauf, dass es doch noch klappt.

 Höhepunkt des Neusser Schützenfestes, dem größten Stadt-Schützenfest in Deutschland, ist die Parade, an deren Spitze stets das Grenadierkorps zu finden ist.

Höhepunkt des Neusser Schützenfestes, dem größten Stadt-Schützenfest in Deutschland, ist die Parade, an deren Spitze stets das Grenadierkorps zu finden ist.

Foto: Andreas Woitschützke

Im Rhein-Kreis Neuss ist die Enttäuschung groß, dass die Unesco den Antrag zurückgestellt hat, das Schützenwesen als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen. Die Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) hatte sich bei der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur darum beworben, war aber im Dezember, als die Unesco-Kommission darüber entschied, wohl wegen der Diskussion um den muslimischen Schützenkönig in Werl leer ausgegangen. Der rheinische Karneval hingegen hat es auf die Liste geschafft.

"Aus Neusser Sicht ist das sehr schade", sagt Thomas Nickel, der Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins. "Es wird nicht gewürdigt, dass die meisten Vereine sehr offen sind für Menschen aus anderen Ländern und anderen Religionen." In den Bürgerschützenvereinen seien etwa Muslime und nicht religiöse Mitglieder voll integriert. Das Schützenwesen sei durchaus auf gleicher Ebene mit dem rheinischen Karneval zu sehen. "Ich hoffe, dass die Antragsteller das Angebot der Unesco nutzen, die Bewerbung bis April zu überarbeiten."

Die Bezirksbundesmeister Andreas Kaiser (Neuss) und Robert Hoppe (Grevenbroich), sehen den Antrag sogar missverstanden. Die EGS fühle sich als Gemeinschaft vieler Schützenverbände in ganz Europa. So beziehe sich der Antrag "auf das Schützenwesen mit seiner langen Tradition und den Leistungen der Schützenfamilie über die letzten Jahrhunderte hinweg", teilen die beiden in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. "Die derzeitigen Diskussionen rund um die Thematik der Schützenbruderschaften als katholischer Verband stehen mit der Antragstellung zunächst in keinem Zusammenhang."

Ohnehin ist es nach Einschätzung von Rolf Stein, Präsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Furth, nicht so einfach, den Kernsatz zu klären, ob die religiöse Öffnung den christlichen Gründungszweck gefährde. Der Bund der Historischen Deutschen Bruderschaften habe bereits angefangen, darüber - sehr kontrovers - zu diskutieren. Man sei aber noch zu keiner Entscheidung gekommen. "Ich glaube nicht, dass sich der Bund von der Unesco unter Druck setzen lässt, seine Philosophie in so kurzer Zeit zu überdenken."

Die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Büttgen sieht auch keinen Grund dafür. "Christliche Bruderschaften tragen in der heutigen multikulturellen Gesellschaft aktiv zum religiösen Dialog bei, ohne dabei andere Religionen anzugreifen", sagt Brudermeister Ludger Heintz. "Eine religiöse Öffnung würde an den Grundpfeilern unserer Bruderschaft rütteln."

Der Dormagener Peter-Olaf Hoffmann, Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen, hatte Ende November 2013 den 19 Seiten langen Antrag unterschrieben. Die Zurückhaltung der Unesco will er nicht kommentieren. "Jetzt ist es Aufgabe des Präsidiums zu beraten", sagt er.

(NGZ)
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