Breitscheid Ärztin gibt Zahnputz-Hilfe im Asylheim

Breitscheid · Ärztin Petra Böving klärte Kinder im Asylbewerberheim Am Sondert über den Umgang mit Paste und Bürste auf.

 Die Ratinger Zahnärztin Petra Böving hatte nicht nur den weißen Kittel angelegt und ein riesengroßes Kunststoff-Gebiss auf dem Tisch präsentiert, sondern auch Zahnbürsten, Zahnpasta und kleine Spielzeuge mitgebracht.

Die Ratinger Zahnärztin Petra Böving hatte nicht nur den weißen Kittel angelegt und ein riesengroßes Kunststoff-Gebiss auf dem Tisch präsentiert, sondern auch Zahnbürsten, Zahnpasta und kleine Spielzeuge mitgebracht.

Foto: achim blazy

Es ging um Kinderzähne, am besten um saubere Zähne. Und darum, wie man das macht und was das nutzt. Fast 40 Jungen und Mädchen drängelten sich um die Tische, zehn Mütter mit ihnen. Die Väter wiederum hielten sich eher zurück und warteten vor dem Haus, vor dem Gemeinschaftsraum im Übergangswohnheim Am Sondert. Die Ratinger Zahnärztin Petra Böving hatte nicht nur den weißen Kittel angelegt und ein riesengroßes Kunststoff-Gebiss auf dem Tisch präsentiert, sondern auch für die Kinder Zahnbürsten, Zahnpasta und kleine Spielzeuge mitgebracht. Begeisterung, lautstarke Freude, Gedränge - Abwechslung für viele Kinder, die hier mit eher ungewisser Zukunft untergebracht sind.

Gegenwärtig sind bis auf eine Ausnahme nur Roma-Familien aus Serbien und Mazedonien hier - und das höchstens in der Hoffnung auf dauerndes Bleiberecht. Das aber wird aller Wahrscheinlichkeit nicht ausgesprochen, denn ihre Heimat ist kein Kriegsgebiet. Doch beide Länder, aus dem ehemaligen Jugoslawien entstanden, bieten den Roma-Familien weder Schulen noch soziale Unterstützung, sondern als einzige Sicherheit Diskriminierung. Und die finden die Familien ohnehin überall. Als Angehörige eines Volkes ohne wirkliche Heimat bleibt ihnen die feste Verbundenheit mit der eigenen Familie, aber nicht mit Wurzeln in einem bestimmten Land.

Manche Mutter, die bei der Zahnputz-Aktion ihr Kleinkind auf dem Schoß wippte, hat selber schon als Kleinkind Am Sondert auf keine wirklich erfüllte Zukunft geblickt. Die ehrenamtlichen Helferinnen Ilse Gerhold, Iris Dünnwald und Hannelore Becker, die zum Teil schon seit vielen Jahren hier arbeiten, erkennen dann ehemals Betreute wieder - und gehen mit deren Töchtern und Söhnen genau so liebevoll und manchmal auch strenger um, wie sie es mit all den Kindern tun, um die sie sich kümmern. Und Lisa Böving, ebenfalls Freiwillige, hatte ihre Mutter - die Zahnärztin - zu dem Besuch motiviert.

Von den 75 Jungen und Mädchen, die hier oft nur für ein paar Monate leben, gehen einige zur Schule, obgleich mehr Kinder schulpflichtig sind. "Für die gibt es in Ratingen, einzig im ganzen Kreisgebiet, in den Schulen keinen Platz," weiß Martin Sahler von der Caritas. "Manche Kinder gehörten eigentlich in Hauptschulklassen, die es überhaupt nicht mehr gibt, manche in gemischte Eingangsklassen, für die es dann keine Lehrer gibt".

Eine Familie, die also hier ihr Kind nicht in die Schule schicken kann und in Mazedonien schon gar nicht, wird weder von großer Begeisterung noch von Dynamik gepackt, um irgendwelche Initiativen zu ergreifen. Doch die Helferinnen in Breitscheid, die ihre Schutzbefohlenen im Blick haben, treffen auch erfreuliche Beispiele: Erfreuliche vor allem für die Kinder und ihre Familien, die erfolgreich die Schule besuchen und gute Noten schaffen, lernorientiert sind und eine bessere Zukunft anstreben können.

Doch man sollte sich nichts vormachen: Wer irgendwo die Adresse Am Sondert angeben muss, wird nicht über einen roten Teppich weiter geleitet.

(gaha)
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