Heiligenhaus Ein Team lernt die deutsche Sprache

Heiligenhaus · Der Förderverein der Volkshochschule zahlt für den Kursus für 18 Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea, Iran und Syrien.

 Die Stimmung ist gut: Im Kursus mit Leiter Erich Unruh geht es um so alltagspraktische Dinge wie Einkaufslisten, Uhrzeiten und Wochentage. Dazu kommen kleine Exkursionen.

Die Stimmung ist gut: Im Kursus mit Leiter Erich Unruh geht es um so alltagspraktische Dinge wie Einkaufslisten, Uhrzeiten und Wochentage. Dazu kommen kleine Exkursionen.

Foto: VHS

Wer als Asylbewerber nach Deutschland kommt, der ist zuerst einmal mit unendlich viel Neuem konfrontiert: das Essen, die fremde Umgebung, die kaum mögliche sprachliche Verständigung. Dazu kommt die Ungewissheit, ob man in Deutschland bleiben kann oder ob die Abschiebung droht. Helfen kann in dieser schwierigen Zeit des Wartens ein Sprachkursus, der durch seine Regelmäßigkeit einen festen Anker darstellt. 18 Asylbewerber nehmen seit dem 18. Mai an einem größtenteils vom Verein der Freunde und Förderer der VHS Velbert Heiligenhaus gesponserten Alphabetisierungskurs teil. Morgen ist ihr letzter Kurstag. Darunter auch der 28-jährige Behzad R. und der 18 Jahre alte Bashir H., zwei aus dem Iran stammende Asylbewerber, die vorläufig in der Ludgerusstraße untergekommen sind.

"Wir wollen mit dieser Förderung in erster Linie Personen unterstützen, die sich hier in Deutschland integrieren und zuhause fühlen wollen, das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben", betonen die beiden Vorsitzenden des VHS-Fördervereins, Jürgen Schöps und Béatrice Delassalle-Wischert. "Dank dieses Kursangebots können die 18 Menschen, die aus Somalia, Eritrea, dem Iran und aus Syrien kommen, schon einmal das Sprechen, Lesen und Schreiben erlernen bis ihr Status geklärt ist." So auch Behzad und Bashir. Neben der Einführung des Alphabets bestimmt Alltagspraktisches den Unterricht: Anhand eines Prospekts eine Einkaufsliste schreiben, die Uhrzeiten verstehen, die Wochentage, sich vorstellen. Aber auch kleine Exkursionen ergänzen das Programm: ein Gang zum Wochenmarkt, ins Gebrauchtwarenhaus oder in den Park. "Die Fehlquote im Kurs ist verschwindend gering", sagt Delassalle-Wischert, "und auch die Pünktlichkeit am Morgen signalisiert, wie sehr die Teilnehmer diese Lernmöglichkeit schätzen."

Das Lernen fällt beiden jungen Männern relativ leicht. Behnaz hat im Iran Buchhaltung gelernt, aber in Deutschland will er Musik machen und in einer Band Gitarre spielen. Er spricht recht gutes Englisch, das er sich im Selbststudium beigebracht hat, über Songtexte und das Internet. Bashir stammt ursprünglich aus Afghanistan, ist aber im Iran aufgewachsen. Auch er lernt schnell, und so trägt der dreimal vormittags stattfindende Kurs bereits Früchte: Das deutsche Alphabet ist präsent und erste Formulierungen gelingen gut. Auf die Frage, was Behnaz in Deutschland denn besonders gefalle, antwortet er ohne langes Nachdenken: "Die Gesetze!" Gesetze würden hier respektiert, das sei anders als in seinem Heimatland.

"Dass das Beherrschen des Alphabets nur der erste Schritt auf einer sehr langen Reise ist, das wissen die beiden", so Schöps und Delassalle-Wischert. Und diesen ersten Schritt sollte der Kurs auch bieten, eine Anschubhilfe. Behzad und Bashir wissen sie zu nutzen: Während ihr Asylverfahren läuft, lernen sie ab Juni in einem regulären Integrationskurs weiter. Denn um deutsche Freunde zu finden, braucht es lange, das haben sie schon verstanden - und dass es ohne die deutsche Sprache überhaupt nicht geht.

(RP)
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