Remscheid Bayer 04 buhlt um bergische Fans

Remscheid · Bayer 04 Leverkusen geht im Bergischen Land auf Fan-Jagd: In Solingen hat der Bundesligist den zweiten Fanshop außerhalb Leverkusens eröffnet.

Die Aufregung war groß, als vor zwei Jahren ein Wagen der Wuppertaler Schwebebahn im Dress der Werkself durch die Stadt fuhr. "Spitzenfußball nur 30 Kilometer Luftlinie" - mit diesem Slogan warb Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen ausgerechnet auf dem Wahrzeichen der Stadt für seine Spiele. Fans des Wuppertaler SV, der damals in der fünftklassigen Oberliga spielte, fühlten sich provoziert und wollten gar nicht mehr aufhören zu schimpfen. "Es mag Kritik gegeben haben", sagt Bayer 04-Marketingdirektor Jochen Rotthaus. "Aber es gab auch viel Zuspruch."

Inzwischen schwebt der Werkself-Wagen nicht mehr über die Wupper. Das bedeutet aber nicht, dass sich der Erstligist aus dem Bergischen Land zurückgezogen hat - im Gegenteil: Der Klub will sich künftig stärker im Bergischen Städtedreieck positionieren, um Fans zu gewinnen. "Das Bergische spielt für uns eine sehr große Rolle", bestätigt Rotthaus. "Vermutlich eine größere Rolle als für andere westdeutsche Bundesligisten."

Nirgends in Deutschland ist die Dichte an hochklassig spielenden Traditionsvereinen so hoch wie in Nordrhein-Westfalen - und Leverkusen liegt mittendrin. Das macht es für den Verein mit dem hartnäckigen Image eines Retortenclubs nicht besonders leicht, Fans für sich zu begeistern. Der Niederrhein gehört Borussia Mönchengladbach, südlich von Leverkusen feiert sich der mitgliederstarke 1. FC Köln. An den Currywurst-Ständen im Revier bestimmen Schalke 04 und Borussia Dortmund die Gesprächsthemen. Und die Düsseldorfer Fortuna hat ihre Ranken bis in die Langenfelder Vorgärten ausgestreckt. Wo ist also noch Platz für Bayer 04 wenn nicht im Bergischen, wo die großen Traditionsclubs wie der FC Remscheid und Union Solingen längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind ? Bayer will in diese Nische.

Kürzlich eröffnete Bayer 04 in Solingen einen eigenen Fanshop. Es ist das zweite Geschäft des Clubs außerhalb von Leverkusen. In Bergisch Gladbach betreibt der Verein ein weiteres Geschäft. 2000 neue Dauerkartenbesitzer habe der Verein in den vergangenen zwei Jahren im Bergischen hinzugewonnen, bemerkte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. 450 dieser Dauerkarten habe der Verein an Solinger verkauft. 5000 der insgesamt etwa 19.000 Dauerkartenbesitzer kommen laut Bayer 04 aus dem Bergischen Land. Schade ist ein gutes Beispiel dafür, wie eng der Verein schon mit der Region verwoben ist. Schade ist gebürtiger Solinger, genau wie Mittelfeldspieler Kevin Kampl, der bei der Eröffnung zu Gast war. Auch Ex-Spieler Christoph Kramer stammt aus Solingen, der langjährige Bayer-Profi Gonzalo Castro ist Wuppertaler. Es geht nicht nur um Ticketverkäufe, sondern auch um "Merchandising", also dem Verkauf von Fan-Artikeln.

(RP)
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